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Luzern

Stadt Luzern zahlt mehr Geld für Kultur im Bramberg und in Littau

Der Kulturhof Hinter Musegg erhält von der Stadt 600'000 Franken zur Tilgung seiner Schulden. Auch fürs Zentrum St. Michael zeigt der Stadtrat Herz – entgegen seiner ursprünglichen Haltung.
Die Sanierung des Kulturhofs Hinter Musegg hat rund 3,4 Millionen Franken gekostet. (Bild: Jakob Ineichen, Luzern 15. Oktober 2019)
Blick auf das Hauptgebäude des Bio-Bauernhofes. (Bild: Jakob Ineichen, Luzern 15. Oktober 2019)
Die neugestaltete Heubühne: Pia Fassbind, Geschäftsleiterin der Stiftung, bei den letzten Vorbereitungen. (Bild: Philipp Schmidli, Luzern 29. September 2017)
Ein wichtiger Ort für die Littauer Vereine - zum Beispiel das Theater Littau, hier bei einer Probe im Zentrum St. Michael. (Bild: Pius  Amrein, 30. April 2015)

Roman Hodel und Robert Knobel

Roman Hodel und Robert Knobel

Roman Hodel und Robert Knobel

Roman Hodel und Robert Knobel

Ein Jubelschrei ging am Donnerstagvormittag durch den Ratssaal. Er stammte von Pia und Walter Fassbind, dem Pächterehepaar des Kulturhofs Hinter Musegg. Eben hatte der Grosse Stadtrat dem Sonderkredit über 600'000 Franken zur Erhöhung des Kapitals der Stiftung Kultur- und Lebensraum Musegg - und damit zur Tilgung der Schulden zugestimmt. Und zwar einstimmig mit 43 zu 0. Parlamentarierinnen und Parlamentarier von links bis rechts waren sich einig, dass der Hof ein toller Ort für Landwirtschaft, Bildung und Kultur ist. Worte wie «Herzblut» und «Pioniergeist» fielen mit Blick auf die Fassbinds. GLP-Fraktionschef Jules Gut fasste es so zusammen:

«Schön wäre, es gäbe mehr Leute in der Stadt Luzern, die so innovativ handeln wie die Fassbinds.»

Trotzdem votierte der Grosse Stadtrat ebenfalls einstimmig für eine Protokollbemerkung. Demnach muss die Stiftung im Jahr 2021 dem Parlament über die betrieblichen und finanziellen Entwicklungen berichten. Denn natürlich gaben die Finanzen zu reden - in allen Fraktionen. Nötig ist die Finanzspritze von 600'000 Franken bekanntlich, weil sich die Stiftung bei der Sanierung des Betriebs gehörig verrechnet hat. Statt 1,8 Millionen Franken kosteten die Arbeiten, die von 2013 bis 2018 in vier Etappen ausgeführt wurden, rund 3,4 Millionen. Grund für die massive Differenz sind einerseits der nachträgliche Entscheid, eine Fotovoltaikanlage einzubauen und andererseits statische Probleme mit entsprechenden Folgekosten (wir berichteten).

Gerade die Fotovoltaikanlage wertete CVP-Fraktionschefin Mirjam Fries zwar als «klugen» Entscheid: «Sie produziert mehr Energie als sie verbraucht und ist ein Vorzeigeprojekt.» Die anderen Überschreitungen hingegen seine weniger gut erklärbar. «Wenn die Stiftung nun im Nachhinein mehr Geld möchte, weckt das keine guten Gefühle – das ist nicht die richtige Reihenfolge», sagte sie. Auch Christian Hochstrasser», Fraktionschef der Grünen/Jungen Grünen, fand dass die Mehrkosten zwar gut begründet seien, jedoch «salopp hingenommen» würden. Er kritisierte überdies, dass man überhaupt eine Stiftung gegründet hat:

«So kann die Stadt keine Bedingungen stellen - transparenter wäre eine klare Leistungsvereinbarung.»

Für Martin Wyss von der SP/Juso-Fraktion trägt die Stadt ohnehin eine Mitschuld am Ganzen: «Dies weil sie das Stiftungskapital von Anfang an tief gehalten hat - deshalb müssen wir akzeptieren, dass die Stiftung Altlasten hat.» So gesehen seien die 600'000 Franken eine «gerechtfertigte Aufstockung». Die FDP fand laut Reto Biesser zwar, dass jetzt kein guter Zeitpunkt für zusätzliche Gelder sei und dies auch nicht prioritär auf der Liste stehe: «Aber die Liquiditätsbasis der Stiftung wird verstärkt und das ist nötig.» Gleichzeitig stelle man den Anspruch ans Management, periodisch zu informieren. «Und wir wünschen wir den Fassbinds weiterhin viele Besucher und Gönner.»

Nur SVP-Fraktionschef Marcel Lingg fand die Diskussionen über Zahlen müssig: «Das hat die Geschäftsprüfungskommission bereits ausführlich getan.» Er erinnerte lieber daran, dass die Sanierung der Liegenschaft, hätte sie die Stadt selber vorgenommen, wohl noch viel teurer geworden wäre:

«Und ohne die Fassbinds wären die Gebäude vergammelt oder - noch schlimmer - besetzt worden.»

Finanzvorsteherin Franziska Bitzi (CVP) betonte, dass die Gebäude in einem maroden Zustand waren: «Der Stadtrat ist überzeugt, dass auf dem Grundstück ein Mehrwert geschaffen wurde - dank des Sonderkredits können wir den Betreibern Luft verschaffen und sie können sich wieder auf den Betrieb konzentrieren.»

«St. Michael hat eine spezielle Bedeutung für Littau»

Spendabel zeigt sich die Stadt auch für ein weiteres Kulturzentrum: Das Zentrum St. Michael in Littau soll künftig wieder Geld erhalten – und zwar ab 2021 jeweils 50'000 Franken pro Jahr. Dazu soll eine Leistungsvereinbarung mit der Eigentümerin, der katholischen Kirchgemeinde, abgeschlossen werden. Damit ändert der Stadtrat seine Haltung. Ursprünglich war nämlich geplant, die städtischen Beiträge ans Zentrum St. Michael ab 2019 einzustellen. Der Stadtrat war der Meinung, dass die Kirchgemeinde selber für einen kostendeckenden Betrieb sorgen kann. Dieses Ziel hat sich allerdings als nicht machbar erwiesen, wie der Stadtrat nun mitteilt. Man wolle sicherstellen, dass das Zentrum St. Michael weiterhin von lokalen Vereinen zu tragbaren Preisen genutzt werden kann.

«Das Zentrum St. Michael hat eine spezielle Bedeutung für Littau», schreibt der Stadtrat in einer Mitteilung. So zähle das Zentrum rund 32'000 Besucher pro Jahr und sei ein wichtiger Quartiertreffpunkt. Dieser Bedeutung wolle die Stadt nun Rechnung tragen. Allerdings sind die Subventionen viel weniger hoch als in der Vergangenheit: Ursprünglich finanzierte die Stadt das St. Michael mit 200'000 Franken pro Jahr. Der Beitrag sank später bis auf 50'000 Franken und 2019 wurden die Zahlungen wie erwähnt ganz eingestellt. Um erneut von städtischem Geld zu profitieren, muss das Zentrum aber nicht bis 2021 warten. Schon für 2020 will der Stadtrat einen Überbrückungsbeitrag von 25'000 Franken bezahlen.

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