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Luzern

Luzerner Parlamentarier wollen Schüler politisch besser bilden

Kommt die politische Bildung im Lehrplan 21 zu kurz oder nicht? Die Mehrheit der Kantonsräte sprach sich am Montag dafür aus, dass die Regierung die Einführung eines neuen Fachs prüfen muss.
Im Luzerner Jugendparlament diskutieren Jugendliche über aktuelle Themen.
(Bild: Roger Grütter (Luzern, 15. November 2019))

Roseline Troxler

Das Luzerner Parlament verlangt von der Regierung die Prüfung des Fachs «Politische Bildung». 63 Kantonsräte haben am Montagmorgen für die vollständige Überweisung eines entsprechenden Postulats von Irene Keller (FDP, Vitznau) gestimmt. 46 waren dagegen. Für das Anliegen von Keller sprachen sich vor allem die FDP, Grüne, SP und vereinzelte Mitglieder von GLP und CVP aus.

Postulantin sieht zu grosse Abhängigkeit vom Lehrer

Irene Keller betonte in ihrem Votum: «Bei der politischen Bildung handelt es sich im Lehrplan 21 um ein Mauerblümchen.» Zwar gebe es auf allen Stufen Aktivitäten. Es brauche aber eine Weiterentwicklung und eine Schliessung der Lücken. Problematisch ist laut Irene Keller, dass die politische Bildung von der Lehrerin oder dem Lehrer abhängig sei. Und die FDP-Politikerin führte aus: «Mit den laufenden Diskussionen rund um das Stimmrechtsalter 16 wird die politische Bildung umso wichtiger.» Laut Keller braucht es nicht zwingend eine fixe Lektion pro Woche, aber:

«Dem Thema muss in der obligatorischen Schulzeit Zeit und Raum eingeräumt werden.»

Kellers Parteikollege Jim Wolanin (Neuenkirch) stellte vor der Abstimmung den Antrag für eine teilweise Erheblicherklärung. «Der Regierungsrat hat erkannt, dass es weitere Massnahmen braucht. Die teilweise Überweisung schlägt eine Brücke zu den bisherigen Massnahmen im Lehrplan 21», erklärte Wolanin. Dem Antrag folgten unter anderem die Mitglieder der GLP. Angelina Spörri (Eschenbach) meinte: «Die politische Bildung steht und fällt mit dem Lehrplan 21.» Es dürfe nicht sein, dass Junge aufgrund fehlenden Wissens nicht wählen gingen.

Gegen ein Fach politische Bildung hat sich unter anderem die SVP-Fraktion ausgesprochen. Lisa Zanolla (Luzern) sagte:

«Politische Bildung wird im Lehrplan 21 mehr als angemessen behandelt.»

Ausserdem sei die Vermittlung von Grundwerten und Überzeugungen Aufgabe des Elternhauses und nicht der Schule.

CVP will Lehrplan 21 zunächst evaluieren

Für die CVP hingegen ist die Zeit für die Schaffung eines neuen Fachs noch nicht reif. «Es braucht zunächst eine fundierte Evaluation des Lehrplan 21», sagt Thomas Grüter (St. Urban). Dies sei erst in ein paar Jahren angebracht.

Anders sieht es die Mehrheit der Grünen. Jonas Heeb (Horw): «Ein neues Fach bietet die Möglichkeit für mehr Fokus. Gerade jetzt, wo das Stimmrechtsalter 16 wahrscheinlicher wird, ist es unsere Aufgabe, politisches Wissen zu vermitteln.» Unabhängig, ob Stimmrechtsalter 16 dereinst eingeführt wird, sprach sich Helene Meyer-Jenni (SP, Kriens) für ein solches Schulfach aus. «Es braucht mehr als bloss ein Lippenbekenntnis.»

Marcel Schwerzmann gegen Schwächung eines anderen Fachs

Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann (parteilos) rief die Parlamentarier vergebens dazu auf, den Lehrpersonen zu vertrauen, dass diese das Thema angemessen vermitteln. Er betonte: «Ich bin unter keinen Umständen bereit, Deutsch oder Mathe zu Gunsten einem neuen Fach zu schwächen. Wenn es beim Textverständnis hapert, nutzen ihnen auch politische Unterlagen nichts.»

Vor knapp zwei Jahren hat das Luzerner Jugendparlament über die politische Bildung im Kanton diskutiert. Irene Keller nahm damals in einer Arbeitsgruppe «Politische Bildung» Einsitz. Im Anschluss an die Jugendsession reichte sie eine Anfrage zum Thema ein. Vor einem Jahr folgte das am Montag behandelte Postulat. In der Begründung des Vorstosses schrieb Keller: «Es ist an der Zeit, ‹Nägel mit Köpfen› zu machen und jeden Weg, unsere demokratische Bildung zu stützen und zu fördern, auszunützen.»

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