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Luzern

Luzerner Parlament segnet Klimastrategie ab und lernt dabei etwas über Neophyten

Alle Fraktionen des Grossen Stadtrats sprachen sich für die Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel aus, auch wenn diese nur Symptome bekämpfen würden. Der Stadtrat nutzte die Debatte auch für Aufklärungsarbeit.
Die Klimastrategie will ein besseres Stadtklima und höhere Aufenthaltsqualität. Im Bild das Vögeligärtli. (Bild: Manuela Jans-Koch (Luzern, 29. Mai 2020))

Beatrice Vogel

Mit der Klimaanpassungsstrategie hat der Luzerner Stadtrat ein umfangreiches Massnahmenpaket zur Anpassung an den Klimawandel erarbeitet. 21 Massnahmen sind vorgesehen, bis 2030 sollen für diese 3,5 Millionen Franken investiert werden.

Der Grosse Stadtrat unterstützt die Strategie grossmehrheitlich. An seiner Sitzung vom Donnerstag sprachen sich sämtliche Fraktionen und auch der fraktionslose Parlamentarier Silvio Bonzanigo dafür aus. «Die Stossrichtung stimmt», sagte etwa Andreas Moser (FDP). Bewilligt wurden zwei Sonderkredite von 1,5 Millionen Franken für einen klimaangepassten Baumbestand und verstärkten Baumschutz sowie von 800'000 für Pflanz- und Pflegekonzepte und Begrünungssysteme.

Strategie bekämpft Symptome statt Ursachen

Allerdings betonten auch alle Fraktionssprecher, dass die geplanten Massnahmen hauptsächlich die Symptome und nicht die Ursachen des Klimawandels bekämpfen. Oder wie es Cyrill Studer Korevaar (SP) formulierte:

«Wir putzen damit nur das von der Badewanne überlaufende Wasser auf, der Wasserhahn wird dadurch nicht zugedreht.»

Für Letztes müsse man weg von fossilen Energieträgern. Die Symptombekämpfung sei gut, so Lukas Bäurle (Grüne), seine Fraktion freue sich aber auf den Frühling, wenn sich das Parlament im Rahmen des grossen Klimaberichts dem Klimaschutz widme. Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) räumte ein, dass die Abfolge der Geschäfte nicht ganz aufgehe. «Unsere Priorität liegt beim Klimaschutz.» Doch die Symptombekämpfung habe positive Nebenwirkung auf die Lebens- und Aufenthaltsqualität, die Gesundheit und die Beruhigung des öffentlichen Raums.

Manche Fraktionen beäugten zudem einzelne Punkte des Strategiepapiers kritisch. FDP und SVP erwarteten etwa, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge behalten und Personal nur dort aufgestockt werden soll, wo es nötig sei. Die CVP kritisierte, dass viele Massnahmen sehr bürokratisch seien, weil sie Koordination, Verwaltung und Kontrolle beinhalten. «Wir hätten uns mehr direkten Einfluss aufs Stadtklima gewünscht», so Peter Gmür.

Warum es wegen Hitze Beratung für ältere Personen braucht

Gmür fragte sich zudem, was die Bekämpfung von Neophyten mit dem Stadtklima zu tun hat und warum es im Zusammenhang mit dem Klima Beratungsangebote für ältere Personen brauche. «Das sollte in der Eigenverantwortung liegen», so Gmür. Und Patrick Zibung (SVP) fragte sich, was denn die älteren Leute im Süden machen, die oft grösserer Hitze ausgesetzt seien. Dass die Bevölkerung sensibilisiert werde, sei wichtig, widersprach Andreas Moser.

Stadtrat Martin Merki (FDP) betonte, dass es bei dieser Massnahme nur um vulnerable Personen gehe, die allein und besonders gefährdet seien. Das Problem sei real: «Im Hitzesommer 2003 gab es eine Übersterblichkeit in der Schweiz von sieben Prozent.» Adrian Borgula ergänzte, dass es auch im Sommer 2018 viele gesundheitliche Probleme durch Hitze gab, «weil die Leute es sich nicht gewohnt sind und nicht adäquat reagierten». Die Neophyten hätten übrigens viel mit der Klimaerwärmung zu tun: Sie seien oft besser an Hitze angepasst als heimische Pflanzen und vermehren sich dadurch stark.

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