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Luzern

Luzerner Openair «Funk am See»: Neues Konzept überzeugt die Gäste

Nach zwei defizitären Ausgaben versuchen es die Organisatoren des «Funk am See» dieses Jahr mit einem überarbeiteten Konzept. Bei den Gästen kommt dieses gut an. Gewisse Musiker stossen derweil nicht nur auf Begeisterung.

Dass niemand den Zugang zum Festivalgelände kontrolliert, ist das Erste, das geübten Funk-am-See-Gängern beim diesjährigen Besuch des Festivals auffällt. Die Lidowiese umrahmen erstmals keine Metallgitter mehr. Sporadisch stehen wenige private Sicherheitsleute am Gehweg zum Festivalgelände, die sich ansonsten nicht weiter bemerkbar machen. Die Neuerung ist Teil des überarbeiteten Konzepts, zu welchem sich die Macher des Events, der alle zwei Jahre stattfindet, nach defizitären Ausgaben 2014 und 2016 veranlasst sahen.

Anders sieht dieses Mal auch die Hauptbühne aus, die etwas kleiner und hölzerner ist. Davor steht am Freitagabend um 18 Uhr der Grossteil der Besucher, die zwar noch nicht in übermässiger Zahl vorhanden sind, aber für das erste Konzert des Abends bereits eine angemessene Lärmkulisse bieten können. Auch wenn sich das Publikum hierfür zunächst etwas einwärmen muss. Eröffnungsact Crimer sorgt souverän dafür, dass die Auftauphase nicht viel Zeit benötigt. Für Unterhaltung sorgt der mit zwei Bandmitgliedern angereiste Rheintaler dabei nicht nur mit seiner Achtzigerjahre-Synthesizer-Musik. Fast noch eindrücklicher sind seine energiegeladenen Tanzeinlagen, die durch ihre Eigenwilligkeit auch das Zusehen zum Amüsement werden lassen. Bis zum Konzertende haben viele Zuschauer ihre anfänglich nur angedeuteten Bewegungen in ganzkörperliches Tanzen umgewandelt.

Etwas gemischtere Reaktionen löst der Hauptact des Freitagabends aus. Nach halb Zehn betritt das dänische Alternative-Trio Lust For Youth die Bühne – heute als Duo. Wiederum sind synthetische Klänge im Stil vergangener Jahrzehnte zu hören, wobei sich die einzelnen Songs nicht sonderlich voneinander zu unterscheiden scheinen. Der Frontmann erinnert dabei punkto Gesang und Bewegung etwas an einen übermotivierten Pubbesucher, der sich nun schwankend und trällernd auf dem Nachhauseweg befindet. Die Songtexte trägt er teilweise eher lallend als singend vor.

«Ist schon etwas langweilig», sagt eine Zuschauerin zu ihrem Freund. Und auch ein 17-jähriger Besucher aus einem nahe gelegenen Wohnquartier kann nicht recht einordnen, was er gerade zu sehen und hören bekommt. «Das ist völlig neu für mich.» Und dies nicht unbedingt in einem positiven Sinn, wie er zu verstehen gibt.

Anderen gefällt der Auftritt hingegen gut. «Es ist ein chilliger Beat», ist ein junger Herr aus Triengen der Meinung. Andere Gäste sind speziell für die Band ans Openair gekommen. Ein 34-jähriger Stadtluzerner fand das Ganze «sehr schön».

«Es gefällt nie alles allen»

«Das ist schon eher eine Szeneband, die unter den Radio-3fach-Hörern aber viele Fans hat», sagt der fürs musikalische Programm verantwortliche Moritz Stettler. Die Idee des diesjährigen Lineups sei es gewesen, eine ausgeglichene Mischung zu bieten, die für jeden etwas Passendes beinhalte. So ist nebst den Dänen und bekannteren Schweizer Namen wie Crimer oder Stereo Luchs auch die Luzerner Punkband Möped Lads darunter. «Letztlich gefällt nie alles allen.»

Zum Variantenreichtum tragen dieses Jahr weniger Künstler bei als auch schon: Statt wie bisher rund ein Dutzend treten am Samstag noch sechs Bands auf. Das habe aber nichts mit Sparbemühungen zu tun, sagt Stettler. Vielmehr habe man so Platz schaffen wollen für ein umfassenderes Rahmenprogramm am Samstagnachmittag.

Dieses scheint vor allem für Familien gemacht. Die Jubla des Kantons Luzern – erstmals am Funk am See – bietet Kindern auf der Lidowiese diverse Aktivitäten an. Darunter die Möglichkeit, Schlangenbrot am offenen Feuer zu backen, Seifenblasen zu erzeugen oder Armbänder zu knüpfen. Die Jungwacht Hochdorf hat zudem ein grosses Lagerzelt auf dem Gelände erbaut, unter welchem sich eine Bar befindet.

Radio 3fach selbst bietet interessierten Kindern einen mehrstündigen Radioworkshop an, in welchem die Teilnehmer eigene Beiträge produzieren. Weiter werden den Besuchern an diesem Wochenende eine Theateraufführung, eine Tombola und – wie bereits in vorangehenden Jahren – eine Kopfhörer-Disko geboten.

Ob sich durch die Neuerungen dieses Jahr ein Defizit vermeiden lässt, kann 3fach-Mediensprecher David Largier am Samstag noch nicht sagen. «Am Freitag konnten wir unsere Erwartungen aber bereits übertreffen.» Wenn der Samstag auch so werde, «kommt es gut». Eine Premiere ist auch die Afterparty, die am Samstagabend im danebenstehenden Verkehrshaus stattfindet. Anlass ist das 20-jährige Bestehen des Jugendradios 3fach. Die Einnahmen – 15 Franken je Eintritt – kommen ebenfalls dem Openair zugute.

Abgesehen von den finanziellen Auswirkungen: Das Publikum begrüsst die Neuerungen jedenfalls. «So wirkt das Festival viel offener und einladender», sagt ein besuchender Luzerner. Andere Besucher schliessen sich diesem Urteil an.

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