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Luzern

Impfungen in Luzerner Heimen abgeschlossen – aber kommt jetzt die dritte Welle?

Die Impfungen in den Luzerner Alters- und Pflegeheimen sind abgeschlossen. Von den Angestellten liess sich weniger als die Hälfte impfen. Derweil hat der Kanton die Kapazität in den Impfzentren erhöht. Allein: Es fehlt der Impfstoff.
Eine Seniorin wird gegen Corona geimpft.  (Symbolbild: Keystone)

Dominik Weingartner

Der Kanton Luzern wartete am Freitag mit einer Erfolgsmeldung von der Impf-Front auf: «In den Luzerner Alters- und Pflegeheimen sind die Impfungen weitgehend abgeschlossen», heisst es in einer Mitteilung. Damit haben alle impfwilligen Bewohner eine erste und eine zweite Impfdosis erhalten. «Die Impfbereitschaft war von Heim zu Heim unterschiedlich, durchschnittlich betrug sie bei den Bewohnern 70 bis 90 Prozent», heisst es weiter.

Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Impfbereitschaft allerdings tiefer. Sie beträgt laut Kanton rund 40 Prozent. Wie David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport, auf Anfrage sagt, sei diese Quote im Vergleich mit anderen Impfungen jedoch hoch: «Bei der Grippeimpfung liegt sie jeweils bei 20 bis 30 Prozent.» Er spricht darum von einer «guten Quote».

Keine Privilegien für Geimpfte

Dennoch: Weniger als die Hälfte der Angestellten in den Luzerner Heimen sind gegen Corona geimpft. Folgen für die Angestellten hat das keine. Dürr:

«Die Impfung ist und bleibt freiwillig.»

Curaviva habe die Mitarbeiterinnen zwar zu einer Impfung motiviert, dazu stand dem Branchenverband der Heime allerdings nur die Kraft des Arguments zur Verfügung. Denn Privilegien für Geimpfte sind aktuell noch nicht vorgesehen, auch wenn man sich in Bern darüber Gedanken macht. «Wir haben aber erlebt, dass Pflegende froh über eine Impfung waren, weil sie diese für eine Auslandsreise brauchen», sagt Dürr.

Der Dienststellenleiter kann sich vorstellen, dass die Impfbereitschaft noch höher wird. «Manche Leute warten ab und beobachten, wie sich die Impfung auf andere auswirkt», sagt er. Dies zeige sich etwa auch daran, dass sich noch immer täglich Personen über 75 Jahren beim Kanton für eine Impfung anmelden, so Dürr. Sollte sich eine Heimangestellte doch noch für eine Impfung entscheiden, käme sie trotz erster Ablehnung immer noch früher dran als der Rest der Bevölkerung. «Die Priorisierung der Personengruppen gemäss den Impfempfehlungen des Bundes bleibt bestehen», sagt Dürr. Die Gesundheitsfachpersonen zählen zu den Personen, die vor der Kategorie «übrige Bevölkerung» geimpft werden.

Auch in den sozialen Einrichtungen schreitet der Impfprozess voran. «Im Verlauf dieser Woche wurden alle impfwilligen Bewohner und Mitarbeiter mit der ersten Impfdosis geimpft. Ende März kann die zweite Impfdosis verabreicht werden. Somit sollten die Impfungen in den sozialen Einrichtungen spätestens Mitte April abgeschlossen sein», schreibt der Kanton. In dieser Gruppe inbegriffen sind laut David Dürr auch Randständige und Obdachlose.

Kapazität in Impfzentren erhöht

Weiter stellt der Kanton in Aussicht, dass in den beiden Impfzentren in Luzern und Willisau dereinst – je nach Betriebszeit – bis zu 4000 Personen pro Tag geimpft werden können. Das wird allerdings erst passieren, wenn Impfstoff in grossen Mengen vorhanden ist, also voraussichtlich ab Mai. Bisher war von 1000 Impfungen pro Tag und Zentrum die Rede. Dürr:

«Wir haben kürzlich in Luzern einen Stresstest durchgeführt und ohne Probleme 1300 Personen an einem Tag geimpft.»

Ein Grund sei der geringere administrative Aufwand bei Zweitimpfungen. Verbunden mit einer möglichen Ausweitung der Betriebszeiten könne man pro Tag und Impfzentrum wohl 2000 Personen impfen.

Sobald genügend Impfstoff vorhanden ist, sollen auch Arztpraxen und Apotheken impfen können. «Summa summarum können im Kanton Luzern im besten Fall somit täglich voraussichtlich rund 4000 bis 5000 Personen geimpft werden», sagt Gesundheitsdirektor Guido Graf. Voraussetzung für die Impfung in den Arztpraxen und Apotheken ist ein in der Handhabung geeigneter Impfstoff. Bislang stand der Impfstoff Astrazeneca dafür im Vordergrund. Bei diesem gibt es jedoch Schwierigkeiten bei der Zulassung, weshalb der Bund zusätzliche Dosen der Impfstoffe Curevac und Novavax bestellt hat.

«Wir stehen an einem Scheidepunkt»

Den Löwenanteil des Schweizer Impfstoffs wird aber weiterhin Moderna ausmachen. Dieser Impfstoff wird momentan im Impfzentrum des Kantons eingesetzt. Am Montag findet laut David Dürr eine Sitzung zum Thema statt, wie die Impfstoffverteilung in den Zentren ab Mai aussehen könnte. Im Vordergrund steht nach wie vor eine Trennung der Impfstoffe, also dass in einem Zentrum nur ein Impfstoff gleichzeitig verimpft wird. Wie genau die Impfung beim Hausarzt aussehen wird, ist noch offen. Laut Dürr ist beispielsweise denkbar, dass Hausärzte gemeinsam eine geeignete Lokalität für wenige Tage anmieten und dort ihre Patienten durchimpfen. Letztendlich sei es aber jedem Hausarzt überlassen, wie und wo er seine Patientinnen und Patienten impfe.

Weniger gute Nachrichten gibt es von der Fallzahlen-Front. Seit Mittwoch befindet sich der Kanton wieder in der Phase rot. David Dürr: «Die Phase rot weist darauf hin, dass entweder die Zahl der Fälle prozentual stark ansteigt oder dass die Inzidenz, also die Anzahl Fälle pro 100'000 Einwohner über sieben Tage, hoch ist.» Momentan sehe man einen Anstieg der Fälle auf einem kleinen Niveau. So wurden am Mittwoch 55 neue Coronafälle gezählt. «Hält der prozentuale Anstieg aber an, wird auch die Zahl der Fälle stark ansteigen», sagt Dürr. «Wir stehen an einem Scheidepunkt», sagt er. «Kommt die dritte Welle mit voller Wucht oder nicht? Das wissen wir noch nicht. Darum sind wir sehr aufmerksam.»

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