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Luzern: Es herrscht Eiszeit an der Theologischen Fakultät

Ein entlassener Professor und ein vorzeitiger Abgang in einer renommierten Abteilung: An der Theologischen Fakultät rumort es. Die Betroffenen sparen nicht mit Kritik an ihren Kollegen.
Die Islamwissenschaftlerin Rana Alsoufi kritisiert mangelndes Engagement ihrer ehemaligen Kollegen an der Uni Luzern. (Bild: PD)

Simon Mathis

Ende Januar 2019 muss der Theologieprofessor Martin Mark wohl seinen Hut bei der Uni Luzern nehmen (wir berichteten). Nach wie vor kämpft der ehemalige Dekan gegen seine Entlassung durch den Universitätsrat, bald soll ein Gespräch zwischen allen Beteiligten stattfinden. Mark schlägt versöhnliche Töne an: «Was ich mir wünsche, ist eine gütliche Einigung. Der juristische Weg ist mir aufgezwungen worden. Eine rechtswidrige Kündigung und eine Freistellung sind nun einmal keine Liebeserklärung.»

An der Theologischen Fakultät rumort es nicht nur wegen des Falls Martin Mark. Auch die jordanische Islamwissenschaftlerin Rana Alsoufi (36) hat sich von der Uni Luzern verabschiedet – per Ende Juli reichte sie ihre Kündigung ein. Sie arbeitete erst seit 11 Monaten als Assistenzprofessorin an der Uni Luzern. Alsoufi war beauftragt worden, ein wissenschaftliches Zentrum für Komparative Theologie mit aufzubauen. Der Fokus des Zentrums sollte auf einem theologisch fundierten Dialog der drei abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam liegen.

Einzelne Professoren stellten sich quer

Martin Mark und Rana Alsoufi haben im Frühjahr ein gemeinsames Seminar abgehalten – es sei das einzige, das überhaupt im Rahmen des interreligiösen Forschungszentrums stattgefunden habe, sagt Alsoufi. Sie sprach sich bereits öffentlich für Martin Mark aus. «Ich bin überzeugt, dass eine unabhängige Untersuchung die Vorwürfe gegen Professor Mark entkräften würde», schrieb sie im Rahmen der studentischen Petition gegen die Entlassung Marks. Ihre eigene Kündigung habe mit dem Fall Mark aber nichts zu tun, sagt sie auf Anfrage. Als Grund für ihre Kündigung gibt Alsoufi an, sie hätte zu wenig Unterstützung für ihre Arbeit erhalten. Das Zentrum hätte von drei Personen aufgebaut werden müssen: vom Leiter des Ökumenischen Instituts, von der Leiterin des Instituts für Jüdisch-Christliche Forschung und von ihr selbst. «Meine beiden Kollegen haben aber nicht miteinander gesprochen und das Projekt nicht in Angriff genommen», sagt Alsoufi. Das habe eine Zusammenarbeit praktisch verunmöglicht.

Erzwungene Sitzungen und wenig Erfolge

«Viele denken, das Problem läge beim Dekanat oder bei der Unileitung. Das ist aber nicht so: Das Problem liegt bei einzelnen Kollegen», sagt Alsoufi. Der Rektor Bruno Staffelbach sei gezwungen gewesen, selber zu Sitzungen einzuladen, die das neue Zentrum betrafen. «Das ist schade. Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Leute von sich aus engagieren», so Alsoufi. Sowohl Staffelbach als auch der Dekan Robert Vorholt hätten einiges versucht, um Bewegung in die Situation zu bringen. Das bestätigt auch Martin Mark, der Vorgänger von Vorholt als Dekan: «Das Bemühen war jedoch zu wenig entschlossen und tiefgreifend und konnte deshalb nur kleine Erfolge erzielen.»

Kollegen haben sich von Alsoufi abgewandt

«Das geplante Zentrum hat in gewissen Kreisen der Fakultät für Unruhe und Widerstand gesorgt», so Mark weiter. «Deshalb ging es nicht voran. Wäre ich Dekan geblieben, hätte ich mich voll für Frau Alsoufi und das Zentrum eingesetzt.» Alsoufi bestätigt, sie habe lediglich von Martin Mark und Peter Kirchschläger tatkräftige Unterstützung erhalten. Letzterer ist Professor für Theologische Ethik an der Uni Luzern. «Ich war frustriert und traurig, als ich meinen Studenten mitteilen musste, dass ich der Uni Luzern bereits wieder den Rücken kehre», berichtet Alsoufi. Nach ihrer Kündigung hätten sich viele Kollegen von ihr distanziert. «An der Theologischen Fakultät besteht ein Problem mit der Kommunikation», moniert sie. Viele Mitarbeiter seien nicht kritikfähig. «Die Fakultät muss stark an sich arbeiten, um sich ihre tollen Studenten zu erhalten», so Alsoufis Fazit. In Zukunft müsse man offener miteinander reden. An der Uni Luzern habe es aber auch viele positive Erfahrungen gegeben, bemerkt Alsoufi. Nun müsse sie aber an ihre weitere Karriere denken.

«Wir bedauern es sehr, dass Frau Alsoufi an der Universität Luzern nicht Fuss fassen konnte und im März 2018 gekündigt hat», sagt Lukas Portmann, Kommunikationsbeauftragter der Uni Luzern. «Ihre persönliche Ansicht zu einzelnen Personen kommentieren wir nicht.»

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