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Luzern

Littauer Holzbaufirma an der Kleinen Emme muss für den Hochwasserschutz weichen

Entlang der Kleinen Emme wird der Hochwasserschutz laufend verbessert. Damit der Fluss mehr Platz erhält, müssen im Abschnitt Thorenberg in Littau Gewerbegebäude weichen – zum Ärger der ansässigen Firmen.
Die Kleine Emme bei der Swiss Steel. (Urs Flüeler/Keystone
(Emmenbrücke, 8. Juli 2020))
So sah es unterhalb der Thorenbergbrücke vor dem Bau der Schutzwand und wenige Wochen nach dem Hochwasser 2005 aus. (Esther Michel
(Littau, 9. September 2005))

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Der Kanton Luzern will beim Hochwasserschutz an der Kleinen Emme vorwärts machen. Vom Reusszopf flussaufwärts werden nach und nach Massnahmen umgesetzt, zuletzt im Bereich der Swiss Steel in Emmenbrücke.

Als Nächstes stehen die Abschnitte Emmenweid und Thorenberg an. Der Luzerner Kantonsrat hat den Kredit dafür bewilligt, die Referendumsfrist läuft bis 26. August.

Auch wenn der Hochwasserschutz nötig ist, gibt es Kritik am Projekt, namentlich aus Littau. Denn unterhalb der Thorenbergbrücke müssen mehrere Gewerbegebäude weichen. Der Fluss soll dort bis zur östlichen Bergstrasse verbreitert werden. Das passt Roland Buob gar nicht, denn seine Holzbaufirma steht seit 1961 genau dort, wo künftig das Flussbett sein soll. Buob ist Pächter, das Grundstück gehört der Zwinggemeinde Littau.

Roland Buobs Tragödie ist: Das Hochwasserschutzprojekt Kleine Emme wurde bereits 2012 vom Regierungsrat bewilligt. Während der öffentlichen Auflage im Juli 2010 hatte es die Zwinggemeinde versäumt, ihre Pächter auf ihr Einspracherecht aufmerksam zu machen. Die Frist verstrich, ohne dass Einsprachen eingingen. Jetzt, zehn Jahre später, wurden die Pächter von der Meldung, dass am Abschnitt Thorenberg bald Bauarbeiten anstehen, überrumpelt – ohne die Möglichkeit, noch etwas dagegen zu tun. «Niemand im Quartier wusste Bescheid darüber, auch nicht der Quartier- und der Gewerbeverein. So stelle ich mir demokratische Prozesse nicht vor», sagt Roland Buob.

Hinzu komme, so Buob, dass bereits 2008 Schutzmassnahmen im Bereich Thorenberg realisiert wurden. Damals wurde eine Betonwand zum Schutz der Gebäude errichtet. Das müsse reichen, findet er.

Dass bauliche Massnahmen in diesem Bereich vorgezogen wurden, sei im Wissen darum geschehen, dass Planung und Umsetzung eines vollwertigen Hochwasserschutzprojekts rund 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen, heisst es beim Kanton Luzern auf Anfrage. Allerdings sei die Wand von Anfang an als Provisorium errichtet worden. «Die für ein Hochwasser notwendige Abflusskapazität wird nachhaltig mit einem breiteren Gerinne sichergestellt», sagt Judith Setz, stellvertretende Leiterin Kommunikation beim Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement.

Dass der Hochwasserschutz Land verschlingt, stösst nicht nur an der Kleinen Emme auf Widerstand. Judith Setz betont jedoch, dass der Kanton einvernehmliche Einigungen anstrebt, eine Enteignung würde nur als letztes aller Mittel angewendet – und wird in diesem Fall wohl nicht notwendig: «Die Grundeigentümerin ist gewillt, das Grundstück zu verkaufen.»

2003 war noch keine Rede von Hochwasserschutz

Für Roland Buob bedeutet dies, dass er mit der Zwinggemeinde verhandeln muss, um eine Entschädigung zu erhalten. Er muss mit seiner Firma wegziehen und sie woanders neu aufbauen – obwohl er einen gültigen Pachtvertrag hat, der frühestens per Ende 2034 kündbar ist. Laut Judith Setz hat er noch zwei Jahre Zeit: «Um den Pächtern mehr Zeit für die Umsiedlung zu gewähren, ist der Baubeginn auf der betroffenen Parzelle für Sommer 2022 vorgesehen.» Die übrigen Bauarbeiten im Abschnitt Thorenberg starten voraussichtlich bereits im Sommer 2021.

Darüber hinaus kann Roland Buob keine Unterstützung vom Kanton erwarten. «Ich bin sehr enttäuscht, dass sich der Kanton dieser Verantwortung entzieht», sagt er. Schliesslich habe der Kanton Luzern 2003 der Firma die Bewilligung zur Betriebserweiterung erteilt. In der Folge wurde kräftig investiert. Damals sei von Hochwasserschutz noch keine Rede gewesen – das verheerende Hochwasser war zwei Jahre später. Buob hofft, dass noch eine Lösung gefunden wird, die den Fortbestand der Buob Holzbau AG garantiert.

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