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Luzern

«Kirche im Dialog»: Reformierte laden über Zoom zum Austausch ein

Die Reformierte Kirche Luzern hat Samstag zu einer virtuellen Konferenz eingeladen, um einen öffentlichen Dialog über die Funktion und Rolle der Kirche zu führen. 190 Teilnehmer waren an der Veranstaltung mit dem Titel «Kirche im Dialog» dabei.
Welche Rolle spielt die Kirche heutzutage? (Screenshot)
Das Feedback zur Konferenz war äusserst positiv. (Screenshot)

Sandro Renggli

Sandro Renggli

Mit dem Geräusch von Kirchenglocken wurde die Konferenz der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Luzern wortwörtlich eingeläutet. Die Kirche revidiert ihre über 20-jährige Kirchenordnung. 190 Personen haben deshalb an der Veranstaltung mit dem Titel «Kirche im Dialog», die auf der Videochat-Plattform Zoom veranstaltet wurde, teilgenommen, um die Rolle und Funktion der Kirche in der heutigen Gesellschaft zu diskutieren. Moderator der Konferenz war der Sozialpsychologe Paul Krummenacher, Mitgründer des Unternehmens «Frischer Wind», dass sich unter anderem auf Grossgruppenarbeiten spezialisiert.

Grosse Diversität unter den Teilnehmenden

Zunächst wurden die Teilnehmer aber von der Synodalratspräsidentin der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Luzern Lilian Bachmann begrüsst. Bachmann betonte die Wichtigkeit des offenen Dialogs, und freute sich über die zahlreiche Teilnahme von Leuten aus unterschiedlichsten Bereichen. Tatsächlich war eine grosse Diversität unter den Teilnehmern auszumachen: Altersdurchmischt aus Kirche, Politik, Kultur, Wirtschaft, Verwaltung, Gesundheitswesen, Sport, Bildung waren sie an der Veranstaltung vertreten. Auch Angehörige von anderen Konfessionen und Glaubensrichtungen beteiligten sich an der Konferenz.

Auch die Luzerner Kantonsratspräsidentin Ylfete Fanaj und der Luzerner Regierungsratspräsident Reto Wyss waren anwesend. In einer «Dialogpredigt» richteten sie Grüsse des Luzerner Parlaments aus.

«Die heutige Konferenz ist eine unglaublich grosse Chance.»

Unter dem Motto «Luzern verbinden» solle man den heutigen Tag nutzen, um Brücken zu bauen, zwischen verschiedenen Religionen, Kulturen und politischen Ansichten. Als Muslimin freue sie sich umso mehr, an der Konferenz dabei zu sein, so Fanaj: «Ich erlebe eine Reformierte Kirche im Aufbruch.» Das gemeinsame Gehen und der gegenseitige Austausch seien dabei wichtige Werte.

Gruppendiskussionen als Hauptteil

Danach beginnen in Kleingruppen die Diskussionen. Das Kernthema lautet: Welche Rollen und Funktionen soll die Kirche in der heutigen Gesellschaft übernehmen?

Insgesamt drei Diskussionsrunden werden am Morgen durchgeführt – dabei werden interessante Ansichten ausgetauscht. Gerade während Corona soll die Kirche ein verbindendes Element darstellen und eine Plattform für die Gemeinschaft bieten. In diesem Punkt sind sich fast alle Teilnehmenden einig. Auch die Frage, ob und in welcher Grössenordnung die Kirche in politischen Fragen Stellung beziehen soll, und ob sie dies schon genug tue, wird heiss diskutiert. Die Meinungen gehen auseinander.

Die Kirche verliert an Relevanz - was tun?

Was allerdings ausser Frage zu stehen scheint, ist die Tatsache, dass die Kirche gerade bei Jüngeren an Relevanz verliert. Am Nachmittag, im zweiten Teil der Konferenz, konnten die Teilnehmenden sich für Themengruppen entscheiden, in denen weiterdiskutiert wurde. Über die zu besprechenden Themen wurde vorher noch abgestimmt. Die Frage nach der Relevanz der Kirche war eine der dringlichsten. Man befinde sich in einer gesellschaftlichen Glaubenskrise, meint ein Teilnehmer. Doch wie begeistert man die Jungen wieder für die Kirche? Und wie sehr darf sich die Kirche in ihrer Mission, sich attraktiver zu gestalten, von ihren traditionelleren Werten entfernen?

Der Spagat zwischen Tradition und Moderne bewegt die Kirche mehr denn je. Natürlich können die angesprochenen Probleme und Fragen nicht so leicht und an einem Tag beantwortet werden. Die Konferenz soll als Anstoss und als Standortbestimmung dienen. Im Anschluss werden die Ergebnisse gesichert und am 20. Mai an einer sogenannten E-Ergebniskonferenz präsentiert. Danach soll die Ausarbeitung eines Entwurfs der künftigen Kirchenordnung unter Mitwirkung verschiedener kircheninterner Gremien beginnen, der schliesslich der ordentliche politische Prozess (Vernehmlassung und parlamentarische Beratung) folgen wird.

Die Konferenz vom Samstag wurde von den Teilnehmenden derweil äusserst positiv bewertet. «Ich hatte ehrlich gesagt keine grossen Erwartungen», gesteht ein Teilnehmer. «Aber ich war sehr positiv überrascht, über die technische und organisatorische Performance, aber auch über die besprochenen Inhalte.» Ein anderer meint, man hätte auch noch viel länger diskutieren können: «Wir sind eben erst warmgelaufen!»

Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, wendet sich zum Ende der Konferenz noch an die Teilnehmenden. Die Veranstaltung sei eine grosse Freude gewesen, so die Theologin. Die besprochenen Themen würden alle Schweizer Reformierten beschäftigen. «Deshalb ist es sehr bedeutsam, alle Teilnehmenden zu hören, und sich auszutauschen.»

Das Schlusswort hat wiederum Lilian Bachmann. «Zuhören und Mitreden ist wichtig, das hat der Tag gezeigt», so die Synodalratspräsidentin. Die Diversität der Teilnehmenden zusammenzuführen, sei eine positive Herausforderung, der sich die Kirche stellen wolle: «Ich nehme mit, dass Kirche für alle Menschen da ist, das hat uns auch Corona gezeigt. Jede und jeder zählt.»

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