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Luzern

Kantonsstrasse erneut umgestalten? Gewerbeverein ist klar dagegen

Geht es nach der L20, soll der Horwer Gemeinderat bei der Kantonsstrasse im Zentrum über die Bücher. Der Gewerbeverein befürchtet, dass oberirdische Parkplätze geopfert würden.
Parkplätze in der Mitte: Die Kantonsstrasse im Zentrum von Horw. (Bild: Nadia Schärli (20. Oktober 2020))
Ohne Fussgängerstreifen: die Kantonsstrasse im Zentrum von Horw.
(Archivbild: Maria Schmid)

Roman Hodel

Roman Hodel

Die Kantonsstrasse im Zentrum von Horw ist seit 15 Jahren umgestaltet und ebenso lang immer wieder mal ein Zankapfel. Bald kommt sie erneut auf die politische Agenda. Ein Postulat der L20 fordert vom Gemeinderat unter anderem die Prüfung von «verkehrsreduzierenden Massnahmen». Dies soll die Sicherheit «für den Langsamverkehr und alle Bevölkerungsgruppen» erhöhen.

Gründe dafür gibt's mehrere: Trotz Tempo 30 und der Ringstrasse als Umfahrung rollen hier täglich über 10'000 Fahrzeuge durch. Zudem ist das selbstständige Überqueren für Kindergärtlerinnen und Kindergärtler laut Entscheid des Kantons nicht zumutbar, weshalb die Gemeinde gar einen Lotsendienst engagiert hat. Auch ältere Fussgängerinnen und Fussgänger sowie Velofahrende beklagen die teils unübersichtliche Situation.

Zwar fordert die L20 in ihrem Vorstoss nicht explizit eine Begegnungszone, doch für Bauvorsteher Thomas Zemp (CVP) läuft es darauf hinaus, wie er im Februar zu unserer Zeitung sagte. Und genau das will der Horwer Gewerbeverein auf keinen Fall. Präsidentin Barbara Binggeli sagt:

«Eine Begegnungszone würde einen Abbau von Parkplätzen entlang der Kantonsstrasse bedeuten – und das wäre für das Gewerbe fatal.»

Zwar gebe es Parkhäuser, etwa im Kirchmättli, unter dem Coop oder der Migros. «Doch die sind klein und deren Parkplätze schon jetzt oft gut belegt.»

Oberirdische Parkplätze seien ein Standortvorteil

Es geht für Binggeli längst nicht nur um Restaurants und Läden – auch viele Arztpraxen, Physiotherapien, Coiffeure und andere Betriebe seien auf diese oberirdischen Parkplätze angewiesen. Sie seien nicht zuletzt ein Standortvorteil. «Einen Vorteil, den unser Gewerbe braucht, mit Blick auf die nahen Einkaufszentren», sagt Binggeli und fügt an:

«Gewiss hören auch wir ab und an Kritik – beispielsweise von Autofahrern, die sagen, Rückwärtsfahren aus den Parkplätzen sei manchmal gefährlich.»

Gewerbler aus anderen Gemeinden würden die Horwer jedenfalls nach wie vor um die Kantonsstrasse beneiden, weil die Kunden hier ganz praktisch vor den Geschäften parkieren können.

Ziel punkto Verkehrsreduktion deutlich verpasst

Tatsache ist aber: Das vor 15 Jahren definierte Ziel, den Durchgangsverkehr dank Tempo 30 um die Hälfte auf 6000 Fahrzeuge pro Tag zu verringern, wurde deutlich verpasst. Binggeli findet zwar auch, dass zu gewissen Zeiten viel Verkehr durchs Zentrum rollt, doch sie fragt sich, wie realistisch das Reduktionsziel vor allem in Bezug auf die rege Bautätigkeit war. Und dass offenbar viele Nid- und Obwaldner hier durchfahren, sieht sie fürs Gewerbe positiv: «Der eine oder andere kauft sicher in unseren Geschäften ein.» Gar nichts hält sie von der Idee eines Einbahnsystems:

«Wenn die Leute je nach Richtung über die Ringstrasse fahren müssten, notabene am Pilatusmarkt vorbei, wäre dies ganz schlecht fürs Horwer Gewerbe.»

Laut Binggeli hat sich die Kantonsstrasse seit der Umgestaltung bewährt – es brauche höchstens «eine moderate Anpassung der heutigen Situation». Dies hat der Gewerbeverein im vergangenen Sommer auch in seiner Stellungnahme zum Richtplan Fuss- und Veloverkehr Horw an den Gemeinderat entsprechend festgehalten. Darin heisst es unter anderem: «Es ist auch uns ein grosses Anliegen, die Kantonsstrasse im Zentrum von Horw neben dem motorisierten Individualverkehr (mit genügend attraktiven Parkplätzen!) auch für Fussgänger und Velofahrer attraktiv und verkehrssicher zu gestalten.» Denn Binggeli ist klar, dass zumindest für die jüngsten Fussgänger die heutige Situation nicht immer einfach ist – sie sagt: «Es braucht aber eine Lösung, die für alle passt.»

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