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Luzern

Kampfansage an das Saal-Projekt auf dem Businesspark: Zwei Unternehmer kaufen das Hotel Port

Die beiden Entlebucher Adrian Müller und Martin Stalder wollen das Hotel Port wieder auf Vordermann bringen. Es soll für die Stimmbevölkerung eine Alternative zum Saal-Projekt auf dem Businesspark Aentlebuch bieten.
Die beiden Unternehmer und Freunde Adrian Müller und Martin Stalder vor dem Hotel Port im nebligen Entlebuch.
(Bild: Nadia Schärli (Entlebuch, 25. November 2020))
(Visualisierung: PD)
(Bild: Google Street View)

Fabienne Mühlemann

Fabienne Mühlemann

Fabienne Mühlemann

Die Tinte ist kaum getrocknet, schon kommunizieren die beiden Unternehmer Adrian Müller und Martin Stalder ihren neusten Streich: Sie haben das Hotel Port in Entlebuch gekauft. Sichtlich aufgeregt über ihre neue Herausforderung sind die Jugendfreunde, die in der Region schon diverse Projekte realisiert haben. Doch hinter dem Kauf durch ihre gemeinsame Firma Müller & Stalder Immobilien AG verbirgt sich mehr: Es ist eine Kampfansage an den geplanten Kultur- und Kongresssaal auf dem Businesspark Aentlebuch. Um die Hintergründe zu verstehen, braucht es eine Reise in die Vergangenheit.

Seit jeher standen den Vereinen in Entlebuch für kulturelle Anlässe oder Versammlungen zwei Säle zur Verfügung - jener im Hotel Port und einer im Hotel Drei Könige. Diese hatten jedoch ausgedient. Deswegen erarbeitete der Gemeinderat 2017 eine Lösung: Ein Investor kauft das Hotel Port und renoviert den Saal. Die Gemeinde wird ihn danach abkaufen. Doch die Stimmbevölkerung befürwortete dies nicht. Mit einem Nein-Anteil von 56,8 Prozent schickten die Entlebucher im Juni 2018 den Sonderkredit für den Portsaal bachab. Die Pläne versandeten in der Folge.

Eine Alternative zum geplanten Projekt

Ein paar Monate später nahm ein Projektteam einen neuen Anlauf. Die Vision: Auf dem Dach des Businesspark Aentlebuch soll ein riesiger Saal entstehen, der Strahlkraft über die Region hinaus besitzt. Mittlerweile spricht man von Investitionen in der Höhe von 15 Millionen Franken. Es wurde eine Stiftung gegründet, das Team sucht Mäzene und Mieter, die Neue Regional Politik (NRP) des Kantons sowie die Gemeinde Entlebuch unterstützen das Projekt. Nächstes Jahr soll die Baubewilligung eingeholt werden - und die Stimmbürger werden über den langfristigen Mietvertrag befinden. So sahen die ursprünglichen Pläne aus:

Gegenüber dem Mini-KKL zeigen sich Adrian Müller und Martin Stalder skeptisch. «Wir glauben nicht an das Projekt. Es ist weder finanzier- noch realisierbar», so Müller. Es schiesse am ursprünglichen Ziel, einen Saal für die örtlichen Vereine zu schaffen, vorbei. Dem wollen sie nun eine Alternative bieten und die ursprüngliche Idee des Portsaals wiederbeleben. «Die damaligen Pläne wurden viel zu schnell verworfen. So gehört zum Beispiel die Operette einfach hierher, die Vereine brauchen keinen riesigen Saal.» Die Gemeinde wisse noch nichts von ihren Plänen. «Wir werden das Gespräch suchen und die Möglichkeit bieten, den renovierten Saal zu kaufen oder zu mieten», erklären die beiden Entlebucher.

Doch warum sollten die Stimmbürger diesmal dem Projekt zustimmen, wo sie es doch vor zwei Jahren deutlich abgelehnt haben? Kritisiert wurden damals die fehlenden Parkplätze, fehlende Zusatzräume, der Bühnenlift, der Kaufpreis und die Zukunft des Gastronomiebetriebs. Diese Mängel wollen die beiden 38-Jährigen beheben. So soll zum Beispiel das Gebäude neben dem Hotel abgerissen werden, um mehr Parkplätze zu schaffen. Und ein neuer Lift würde direkt zum Saal führen. Zahlen bezüglich Kosten wollen die beiden keine nennen. Doch sie lassen durchblicken: «Bei der letzten Abstimmung betrug der Sonderkredit 2,45 Millionen. Für die verbesserte Version könnte es etwas mehr werden.»

Das «Port» – ein Hafen für alle

Müller und Stalder halten fest, dass sie das Hotel nicht nur wegen des Saals gekauft haben. Die beiden sind in der Gemeinde engagiert, suchen immer wieder neue Herausforderungen. So unterstützen sie als Investoren die Neugestaltung des Dorfzentrums, Müller hat das Restaurant Lindenhof in Ebnet gekauft und umgebaut, der Familie Stalder gehört das Meienrisli-Areal. Die beiden Schulfreunde sagen:

«Wir sind hier verwurzelt und wollen etwas realisieren, auch wenn wir keine Gastronomen sind und aus der Baubranche kommen.»

Die Idee, das «Port» zu übernehmen, hatten sie schon länger. Die Verhandlungen mit dem Besitzer Josef Schmidiger laufen seit diesem Sommer. Müller und Stalder werden das Hotel spätestens ab dem 1. September 2021 übernehmen, die Suche nach einem Pächter oder Geschäftsführer läuft. Bis dahin soll es stets offen bleiben. Für das Hotel haben die neuen Besitzer klare Pläne: Die Bar wird prominent neu auf der Strassenseite entstehen und die Hotelzimmer werden einer Renovation unterzogen. Müller:

«Es soll ein Mix aus kleinen und grösseren Zimmern geben, wir glauben an den Tourismus in unserer Region.»

Das Restaurant soll weiterhin eine Dorfbeiz für Vereine bleiben und nur leicht renoviert werden. Er sagt: «Das ‹Port› ist und bleibt ein Hafen für alle.»

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