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Luzern

In Kriens weibelt ein SVPler für einen Grünen: Patrick Koch empfiehlt Maurus Frey als Stapi

SVP-Einwohnerrat Patrick Koch empfiehlt in einem Inserat Maurus Frey (Grüne) als Krienser Stadtpräsident – und stösst damit Parteimitglieder vor den Kopf.
SVP-Einwohnerrat Patrick Koch: «Beim Präsidium geht es um die Persönlichkeit, nicht um die Partei.» (Bild: PD)

Simon Mathis

«Ich wähle Maurus als Stadtpräsident, weil er ein echter Teamplayer ist und mich seine Führungskompetenzen überzeugen», ist in einem Inserat der aktuellen Ausgabe des Mitteilungsblattes der Stadt Kriens zu lesen. Aufhorchen lässt nicht die Aussage selbst, sondern der Absender: Es handelt sich um Patrick Koch, der für die SVP im Einwohnerrat sitzt. Koch ist auch Teil des Unterstützungskomitees für Maurus Frey, wie ein Blick auf dessen Website zeigt.

Patrick Koch selbst findet seine Empfehlung überhaupt nicht bemerkenswert. Er erläutert: «Vor vier Jahren hat die SVP mit Cyrill Wiget ebenfalls einen grünen Stadtpräsidenten unterstützt, das ist nichts Neues.» Dieses Jahr unterstützt die SVP allerdings die Kandidatin der CVP: Christine Kaufmann. «Ich habe bereits an der Fraktionssitzung gesagt, dass ich eine Empfehlung für Kaufmann unglücklich finde», sagt Koch dazu. Mit seiner Meinung sei er nicht allein gewesen, habe aber keine Mehrheit finden können.

«Beim Präsidium geht es um die Persönlichkeit, nicht um die Partei», erläutert Patrick Koch. «Ich erachte Maurus Frey schlicht als fähiger.» Er habe Frey im Einwohnerrat als Mann kennen gelernt, der Teamplayer sei und Sachpolitik betreibe. «Frey hat eine starke Persönlichkeit und eine eigene Meinung. Er unterwirft sich nicht nur der Parteidoktrin, kann zum Beispiel auch einmal auf Tempo 30 verzichten», so Koch.

«Genau solche Leute brauchen wir, wenn der Neustart in Kriens gelingen soll.»

Und Christine Kaufmann? «Sie politisiert eher entlang des Parteibüchleins», findet Koch. Ausserdem vermisst er bei ihr die Führungserfahrung. Koch betont, dass es ihm lediglich um das Stadtpräsidium gehe. «Das wichtigste für die SVP ist, dass wir mit Marco Frauenknecht einen Stadtrat stellen können», so Koch. Die Chancen dafür stünden gut.

Fraktionschef kritisiert Kochs Haltung

Erst am Freitag hat der Krienser SVP-Fraktionschef Räto Camenisch in einem Leserbrief in unserer Zeitung die «beherzte und überzeugte» Unterstützung seiner Partei für Christine Kaufmann als Stadtpräsidentin geäussert. «Natürlich hat Patrick Koch auch als SVP-Einwohnerrat jedes Recht der Welt, zu unterstützen, wen immer er will», sagt Camenisch.

«Dass er diese Meinung so prominent mit einem Inserat kundtut, hat uns aber nicht gerade erfreut.»

Camenisch betont, dass sich die Fraktion «fast einstimmig» für Christine Kaufmann ausgesprochen habe. «Koch steht mit seiner Meinung in der SVP wahrscheinlich fast allein da.» Die beiden Kritikpunkte, die Koch an Kaufmann äussert, kann Camenisch nicht nachvollziehen: «Sie ist eine sehr offene und lösungsorientierte Politikerin.» Kochs Behauptung, dass ihr die Führungserfahrung fehle, bezeichnet Camenisch als «schlicht falsch». Christine Kaufmann führe die CVP Kriens ausgezeichnet und könne mit ihrem Titel «MAS Public Management HSLU» auch einen entsprechenden universitären Ausweis vorweisen. «Die Kritik ist also klar ungerechtfertigt», hält Camenisch fest.

Camenisch relativiert zudem die Aussage, die SVP habe vor vier Jahren ebenfalls einen Grünen unterstützt: «Bei Cyrill Wiget handelte es sich um einen Bisherigen, das ist doch eine ganz andere Ausgangslage.» Ausserdem habe man ihn natürlich nicht als Grünen, sondern als Person gewählt. Wiget habe im Amt «enorm an Format» gewonnen und sich für Kriens sehr eingesetzt, etwa indem er sich in der Bypass-Frage vehement engagierte.

Kaufmann lässt sich nicht beirren

Christine Kaufmann lässt sich von Patrick Kochs Kritik nicht aus der Ruhe bringen. «Es ist sein Recht zu unterstützen, wen er möchte», sagt die Kantonsrätin auf Anfrage. Für sie sei wichtig, dass sie viele positive Rückmeldungen auf ihre Kandidatur erhalte:

«Mein Unterstützungskomitee umfasst über 130 Personen aus verschiedenen politischen Parteien. Diese überparteiliche Unterstützung zeigt mir, dass das offenbar ganz viele Krienserinnen und Krienser anders sehen als Patrick Koch.»

Kaufmann fühle sich gut gerüstet für die Arbeit als Stadtpräsidentin: «Ich habe im Beruf und in Vereinen Teams geführt.» Das gelte auch für die Politik – etwa als Präsidentin des Einwohnerrats und der parlamentarischen Bildungskommission. «Zudem habe ich mich in den vergangenen Jahren regelmässig in Führungsaufgaben weitergebildet.»

Frey: Es geht nicht um Links oder Bürgerlich

Zum Zuspruch aus ungewöhnlicher politischer Ecke sagt Maurus Frey: «Wir brauchen keine Blöcke in der Regierung, sondern engagierte Menschen, die zusammenarbeiten wollen, aber auch eigene Ideen und Grundhaltungen vertreten.» Bei der Stadtpräsidiums-Wahl handle es sich nicht um eine Block-Wahl zwischen Bürgerlich oder Links.

Patrick Koch äussere öffentlich und ausserhalb dieses «überholten Blockdenkens» seine persönliche und ehrliche Meinung zu dieser Personenwahl. «Für diesen Mut und diese Unabhängigkeit bin ich ihm dankbar», hält Maurus Frey fest.

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