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Luzern

In Emmen liegt ein kleines Häuschen für viele Zwecke

Inmitten des Obstgartens liegt an der Erlenstrasse in Emmen ein kleines Fachwerk-Gebäude. Im Laufe der Jahre wurde hier gedörrt, gewaschen, geschlachtet, geräuchert und aufbewahrt.
Das Wöschhüsli an der Erlenstrasse in Emmen.  (Bilder: Manuela Jans-Koch (30. Oktober 2020))
(Bilder: Manuela Jans-Koch (30. Oktober 2020))

Salome Erni

Salome Erni

Salome Erni

Salome Erni

Das einstöckige Gebäude mit dem weissen Putz, dem Ziegeldach und der schönen Fachwerkfassade liegt etwas zurückversetzt hinter dem stattlichen Bauernhaus an der Erlenstrasse in Emmen. So umgeben von knorrigen Obstbäumen erinnert es an die Kulisse einer Märchenverfilmung, doch die Verwendung war viel pragmatischer.

Erwähnt wurde an dieser Stelle erstmals 1873 ein Dörr- und Waschhaus, weiss der Miteigentümer Hans Ammann zu erzählen. «Gemäss der Bausubstanz könnte es aber auch älter sein», mutmasst er. Obwohl getrocknete Apfelringe und saubere Unterwäsche auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben, muss die kombinierte Verwendung des Gebäudes nicht erstaunen.

Nimmt man das Dörren und das mühsame Waschen von Hand genauer unter die Lupe, so wird klar, dass für beides ein Feuer notwendig war. Es macht deshalb Sinn, dass auf Bauernhöfen früher der Waschraum und der grosse Backofen (oder eben das Dörrhaus) oft vereint waren. Derartige landwirtschaftliche Kleingebäude werden noch heute als «Ofenhaus» bezeichnet, zu deren Baugattung gemäss der Denkmalpflege Luzern auch das «Wöschhüsli» in Emmen gehört.

Herausnehmbare Steine für frischen Wind

Hans Ammann weiss, dass noch seine Grossmutter für alle Bewohner und Bewohnerinnen des Bauernhofes im Waschhaus wusch und zu diesem Zweck auch die Hilfe von Waschfrauen nutzte. So standen noch lange Zeit allerlei Gerätschaften herum: Ein grosser Kessel für heisses Wasser, ein Stapfer, um die Wäsche umzurühren, eine Holzzange, um heisse Kleidungsstücke herauszufischen und als grosse Hilfe im Alltag eine wasserbetriebene Winde.

Dass gedörrt wurde im kleinen Fachwerkhaus, daran kann sich Ammann jedoch nicht erinnern. Auch ein eigentlicher Dörrofen für Obst hatte er nie gesehen, doch in seiner Kindheit gab es noch alte Regale. In Behälter wurden Kräuter und Ähnliches zum Trocknen ausgelegt. Ausserdem schilderte Ammann eine spannende Beobachtung:

«Einige Steine in der Wand sind nur lose und können an einem Ring herausgezogen werden. Die so entstandenen Löcher im ursprünglichen Mauerwerk wurden möglicherweise genutzt, um den für das Trocknen förderlichen Durchzug herzustellen.»

Die Funktion änderte sich

Auch wenn in den 50er-Jahren die Waschmaschine im Bauernhaus Einzug hielt, wurde der schmucke Fachwerkbau weiterhin genutzt. Wo früher die weisse Wäsche zum Strahlen gebracht wurde, ging es nun blutig zu und her: Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden im ehemaligen «Wöschhüsli» Schweine und Kälber vom Hof gemetzget. Neben dem heissen Wasser war dazu auch ein an der Decke befestigter Aufzug mit Haken von Nutzen.

Heute dient das kleine Haus als Abstellkammer für allerlei Dinge. Dem Besitzer Ammann ist es wichtig, das Gebäude zu pflegen, denn «es zeige interessante Aspekte der bäuerlichen Kultur», sagt er. So besserte er in den letzten Jahren immer wieder Kleinigkeiten aus. Auch die Denkmalpflege attestiert dem kleinen Ofenhaus, dass es der Vertreter einer selten gewordenen Baugattung sei.

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