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Luzern

Immer mehr Gemeinden der Region Luzern fördern aktiv die Artenvielfalt

Neophyten durch einheimische Pflanzen und Steingärten durch Magerwiesen ersetzen: Viele Städte und Gemeinden setzen bei der Biodiversität einen Schwerpunkt in der Umweltpolitik. Doch auch Private sollen mithelfen.
Ein Schüler entfernt den Kirschlorbeer beim Schulhaus Rüeggisingen in Emmenbrücke. (Bild: PD)

Beatrice Vogel

Es steht schlecht um die Biodiversität in der Schweiz. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt sind die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Arten bedroht. Bund und Kantone wollen deshalb die Artenvielfalt fördern. Der Kanton Luzern will für 1,2 Millionen Franken 20 Massnahmen zur Förderung der Biodiversität umsetzen. Auch Private, Vereine und Stiftungen setzen sich für mehr Artenvielfalt ein.

Auch die meisten Gemeinden sind mittlerweile aktiv geworden, darunter die Gemeinde Rothenburg. Sie will bei den gemeindeeigenen Grundstücken mit gutem Beispiel vorangehen. Dabei leiste man gerne Aufklärungsarbeit, so Valentin Kreienbühl, Ressortleiter Öffentliche Infrastruktur.

«Wir wollen nach Möglichkeit den Privaten nicht vorschreiben, was sie in ihren Gärten anpflanzen, aber wir möchten sie dazu aufmuntern, einheimische und ortstypische Gewächse zu bevorzugen.»

Auf den Liegenschaften der Gemeinde sollen unter anderem folgende Massnahmen umgesetzt werden: Verzicht auf Pestizide, schonende Baum- und Heckenpflege, Pflanzen von Bäumen, Realisierung und extensive Bewirtschaftung von Blumenwiesen, Ersatz von Steingärten, Massnahmen gegen Lichtverschmutzung. Laut Kreienbühl soll dies im laufenden Unterhalt, bei der Grünpflege oder auch in Zusammenhang mit künftigen Projekten geschehen.

Schüler entfernen Kirschlorbeer

«Es ist ausserdem schön, dass wir mit dem Neophyten-Projekt der Albert Koechlin Stiftung auf den Schulliegenschaften auch zwei Schulklassen für die Thematik sensibilisieren und aktiv miteinbeziehen können», so Kreienbühl. Des Weiteren werden in den nächsten Jahren ein bis zwei grössere Projekte durch die Kommission Umwelt, Raumordnung und Verkehr erarbeitet und dem Gemeinderat zur Prüfung vorgelegt.

Eine Möglichkeit für so ein Projekt wäre etwa, einheimische Pflanzen gratis an Private abzugeben. Dies tut die Gemeinde Emmen schon seit Jahren jeweils im Herbst, um die Biodiversität in Privatgärten zu fördern. Im Rahmen des AKS-Projekts wurden in diesem Jahr die Kirschlorbeer-Bestände bei den Schulhäusern Rüeggisingen, Riffig, Sprengi und Gersag entfernt und durch einheimische Sträucher ersetzt.

Wie Susanne Schwegler, Leiterin der Umweltschutzstelle, ausführt, hat Emmen 2016/17 in Zusammenarbeit mit der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen des Kantons entlang des Rotbachs den Japan-Knöterich bekämpft.

Eine Vorreiterrolle nimmt die Stadt Luzern ein. Bereits realisiert wurden etwa das Biotop auf der Allmend und der Naturpark im Friedental. Vor zwei Jahren hat das Stadtparlament einen Kredit über 2,5 Millionen Franken für die Förderung von Biodiversität bewilligt. Damit werden zahlreiche Massnahmen in den Handlungsfeldern ökologische Infrastruktur, Biodiversität im Siedlungsraum, in Landwirtschaftsgebieten und im Wald, Artenschutz und Artenförderung sowie invasive Neobiota umgesetzt. Dazu gehören Projekte wie «Luzern grünt» für Biodiversität im Siedlungsraum oder «StadtWildtiere» mit Kampagnen etwa zu Igel und Eichhörnchen.

Beim Artenschutz liegt momentan ein Schwerpunkt bei der Förderung der Zauneidechse. Vor dem Hintergrund des Labels Grünstadt Schweiz werden laufend kleinere und grössere Aufwertungen in öffentlichen Anlagen umgesetzt. «Wir nehmen die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand in sämtlichen Bereichen wahr, insbesondere indem städtische Grundstücke prioritär für die Biodiversitätsförderung genutzt werden», sagt Stefan Herfort, stellvertretender Leiter Umweltschutz.

Die Bevölkerung sensibilisieren

Was Aktionen für die Bevölkerung betrifft, ist die Gemeinde Malters sehr aktiv. So sind laut Gemeinderat Martin Wicki mehrere Aktionen zur Neophyten-Bekämpfung geplant, die durch verschiedene Organisationen sowie durch die Wuhraufseher ausgeführt werden, darunter im kommenden Frühling eine grössere Aktion mit Jugendvereinen. «Ebenfalls 2021 planen wir mit dem Verein Natura, der in Malters aktiv ist, eine Sträucherpflanzen-Aktion, mit der wir die Biodiversität im Siedlungsgebiet fördern wollen», so Wicki. Zudem seien zur Sensibilisierung der Bevölkerung verschiedene Beiträge im «Info Malters» angedacht.

Manche denken auch über die Gemeindegrenze hinaus: Die Rontaler Gemeinden beispielsweise haben ein gemeinsames Vernetzungsprojekt. Dessen Ziel ist es, für gefährdete und seltene Tiere und Pflanzen hochwertigere Lebensräume anzubieten und diese miteinander zu vernetzen. So sollen Wanderbewegungen zwischen den einzelnen Lebensräumen ermöglicht werden. Darüber hinaus hat etwa die Gemeinde Buchrain laut Bauvorsteher Heinz Amstad «Pflegevereinbarungen bezüglich der Neophyten-Bekämpfung abgeschlossen». Die Bekämpfung erfolge laufend. «Wir organisieren auch mit der Schule Arbeitstage zum Thema Biodiversität, etwa zum Heckenunterhalt.»

Die Gemeinde Ebikon organisiert unter anderem Neopyhtensammlungen am Rotsee in Zusammenarbeit mit Vereinen und Schulklassen.

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