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Luzern

Im Entlebuch braut sich was zusammen

Der Lindenhof in Ebnet, einst stolze Landbeiz, steht heute leer. Unternehmer Adrian Müller will ihn wieder zum Leben erwecken – als Restaurant mit Bed & Breakfast und einer Brauerei als Nachbar.
So soll der Lindenhof dereinst aussehen – links der Neubau mit Brauerei. (Visualisierung: Baumeler Partner AG)

Urs-Ueli Schorno

Während andere klagen, wagt sich Adrian Müller an etwas Kühnes: Der Unternehmer aus Entlebuch will den sanierungsbedürftigen Lindenhof in Ebnet auf Vordermann bringen. Der steht seit 2015 leer. Zwar habe er schon einiges über das Beizensterben auf dem Land gelesen, sagt er verschmitzt. «Es gibt auch einige, die sagen, ich spinne, wenn ich jetzt auf dem Land eine Beiz übernehme», sagt Müller. Dennoch ist er sich sicher, dass die Gastronomie auf dem Lande nicht dem Untergang geweiht ist. «Es braucht natürlich ein intelligentes Konzept, um ein Restaurant zum Fliegen zu bringen», liess er sich im Entlebucher Anzeiger vergangene Woche selbstbewusst zitieren.

Wie dieses «intelligente Konzept» denn aussehen soll, führt Müller aus, auch wenn noch nicht alle Details bekannt sind. Im Zentrum steht eine Tradition vergangener Tage: «Die ältesten Brauereien in der Region sind ja eigentlich aus Restaurants entstanden», so Müller. Restaurants mit integrierten Brauereien gibt es heute nur wenige; die «Rathaus Brauerei» in der Stadt Luzern zum Beispiel. Müller will das Konzept auffrischen, braut dafür aber kein eigenes Bier: Während das Restaurant saniert wird, soll in einem Neubau nebenan die Entlebucher Bier AG als Ankermieterin Einzug halten – die ihre Produktion nach Ebnet verlagern will. «Brauerei und Restaurant bleiben dabei eigenständig», sagt Müller.

Durch einen Saal getrennt und vereint

Das Intelligente daran: Es werden trotz wirtschaftlicher Unabhängigkeit der Unternehmen «Synergien genutzt»: Besucher der Brauerei sollen im Lindenhof einkehren, genauso wie die Lindenhofgäste ein Bier aus der Region geniessen können – und dabei gleich selbst zusehen dürfen, wie ihr Getränk hergestellt wird. Das ermöglicht ein Sichtfenster im Saal, der zwischen dem Gasthaus und dem Neubau zu stehen kommt. Er ist das baulich verbindende, gemeinsam genutzte Element zwischen Neubau und Gasthof, der den alten Charme behalten soll. «Hier können je nach Bedarf Geburtstagsfeiern stattfinden oder Besucher der Brauerei verköstigt werden.» Müller ist überzeugt, dass die investierten sechs Millionen Franken so profitabel angelegt sind. Dafür sollen auch sechs Eigentumswohnungen im neuen Gebäude sorgen.

Dass mit Event- und Erlebnisgastronomie inklusive Biergarten selbst heute auf dem Land erfolgreich gewirtschaftet werden kann, davon ist man auch bei der Entlebuch Bier AG überzeugt. Doch man will sich weiter auf das Kerngeschäft konzentrieren: Bierbrauen. «Unsere Kapazitäten am bisherigen Standort im Farbschachen stossen an ihre Grenzen», sagt Geschäftsführer Gregor Felder. Allein in den nächsten Wochen werden in Hasle rund vier Tonnen Braugerste geerntet – die Brauererei verfolgt die Strategie mit regionaler Braugerste. «Dazu brauchen wir entsprechend mehr Platz und Lagermöglichkeiten.»

Ein weiterer Punkt: «Heute haben wir bis zu 50 Führungen im Jahr. Tendenz steigend.» Auch würden die Gruppen immer grösser, die sich über Braukunst und -kultur schlau machen wollen. Felder hat auf der Suche nach einem neuen Standort schliesslich Müller und den Lindenhof gefunden. «Der Standort ist für beide Seiten perfekt.» Er halte auch genügend Raum für den zukünftigen Ausbau der Produktion der Brauerei bereit.

Wer wird der neue Wirt?

Während Müller und das Architekturbüro Baumeler und Partner AG Wolhusen nun an der Detailplanung feilen, ist die wohl wichtigste Frage, wer den Lindenhof dereinst bewirten wird. «Für uns kommt es nicht in Frage, selbst ein Restaurant zu betreiben», stellt Felder klar. Unternehmer Müller kann sich eine Beteiligung im operativen Geschäft zwar vorstellen, «da ich kein Gastronom bin, brauche ich aber einen Koch, Wirt oder Geschäftsführer». Der soll die Ausgangslage «Restaurant mit Brauerei als Nachbar» möglichst nutzen. Müller ist überzeugt, dass die Idee auch das Potenzial hat, Besucher über die Region hinaus anzuziehen. Nach der Renovation sollen zum Restaurant auch zehn Zimmer im Stil eines Bed & Breakfast angeboten werden. «Diese einfachen Zimmer entsprechen einem Trend in der Gastronomie», ist sich Müller sicher. Sie sollen etwa von Gruppen genutzt werden, die sich nach einem Brauereibesuch nicht mehr ans Steuer setzen wollen: «Auch Sommer- und Wintertouristen im Entlebuch können hier auf der Durchfahrt Rast machen – und Bierspezialitäten aus der Region geniessen.» Im kommenden Herbst soll das Baugesuch eingereicht werden. Im besten Fall kann im Frühling 2019 mit dem Bau begonnen werden und im Jahr darauf der Lindenhof mit Brauerei seine Tore öffnen.

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