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Luzern

ID-Kontrollen im Stadion?

Der Luzerner SVP-Regierungsrat Paul Winiker will Gewalttäter bei Sportveranstaltungen härter anpacken.
Paul Winiker.

Interview: Fabienne Mühlemann

Die zwei jüngsten gewaltsamen Ereignisse von Fans bei Fussballspielen gaben in der Schweiz zu reden. Der Präsident der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD), Urs Hofmann, sprach sich im Interview für ein strikteres Vorgehen gegen Hooligans und Eingangskontrollen bei Hochrisikospielen aus (Ausgabe vom Freitag). Der Luzerner Justiz- und Sicherheitsdirektor Paul Winiker will gewaltsame Fans ebenfalls härter anpacken.

Was sagen Sie zu den jüngsten gewaltsamen Vorkommnissen in der Fussballszene?

Paul Winiker: Solche Meldungen machen mich betroffen. Ich verurteile Gewalt im öffentlichen Raum.

Der Präsident des KKJPD, Urs Hofmann, sagt, dass die Massnahmen des Hooligan-Konkordats in den Kantonen zu selten umgesetzt werden. Wie sieht es in Luzern bei Spielen des FCL aus?

Wir haben einen institutionalisierten Dialog mit allen beteiligten Organisationen. Ich bin stolz auf die Fanarbeit in Luzern; sie funktioniert vorbildlich. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass wir im eigenen Stadion mit den eigenen Fans keine Gewaltprobleme haben. Sowohl was die Beweissicherung, die Anreise der Gästefans oder die Zutrittskontrollen zu den Stadien anbelangt, wenden wir die Empfehlungen der KKJPD an.

Warum werden nicht alle Möglichkeiten des Hooligan-Konkordats ausgeschöpft?

Vor allem bei den Stadionverboten, die niederschwellig und rasch wirksam sind, und bei den Meldeauflagen, die nachhaltig wirken und eine grosse präventive Wirkung haben, sehe ich noch Potenzial. Die KKJPD hat gemeinsam mit dem Fussballverband, der Swiss Football League, dem Bund und der SBB vor den Sommerferien eine Analyse über die Wirkung des Hooligan-Konkordats in Auftrag gegeben. Da geht es unter anderem darum, ob die rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden und ob es weitere Anpassungen braucht. Ich kann dieser Analyse nicht vorgreifen.

Sind Meldeauflagen überhaupt das richtige Mittel? Urs Hofmann meint, dass Hooligans zu selten mit damit bestraft werden.

Da gehe ich mit Regierungsrat Urs Hofmann völlig einig. Damit halten wir diese unerwünschten Rädelsführer vom Stadion fern. Die Meldeauflage ist die schärfste Massnahme, wie schon erwähnt, können aber auch bereits Stadion- oder Rayonverbote rasch wirksame Massnahmen sein. Die Klubs und die Behörden müssen ein gemeinsames Ziel haben: Wir kennen unsere Fans, wir isolieren Schritt für Schritt die Gewalttäter, wir sanktionieren sie hart und verhindern, dass sie wieder in die Stadien kommen.

Wie viele Besucher von FCL-Spielen wurden bis jetzt mit einer Meldeauflage bestraft? Und: Müssen diese sich bei allen Spielen bei der Polizei melden?

Wer mit einer Meldeauflage belegt ist, muss sich während jedem Spiel, egal ob zu Hause oder auswärts, auf einem Polizeiposten melden. Wichtig zudem: Wir können Meldeauflagen nur gegen Personen aussprechen, die im Kanton Luzern leben. In diesen Tagen sind zwei Fälle von Meldeauflagen ausgelaufen – die momentan letzten. Bei Personen aus anderen Kantonen müssen wir ein Gesuch stellen. Aktuell sind drei solche Gesuche im Zusammenhang mit dem FCL-GC-Spiel vom vergangenen Mai hängig. Polizei und Staatsanwaltschaft werden in den nächsten Tagen darüber informieren, welche Massnahmen im Zusammenhang mit diesem Vorfall verhängt wurden.

Auch ID-Kontrollen sind wieder ein Thema. Können Sie sich vorstellen, solche einzuführen?

Da sind wir in Luzern offen. Solche Eintrittskontrollen können die Klubs anordnen, das kann aber auch die Polizei zur Auflage in der Bewilligung machen. Die Erfahrungen aus den obersten Ligen Englands oder Belgiens zeigen, dass solche Massnahmen nur dann nachhaltig wirken, wenn sie flächendeckend – also bei allen Spielen der Schweizer Super League – angewendet werden. Alle Klubs müssen mitziehen. Auch in jenen Kantonen, die das Hooligan-Konkordat nicht unterzeichnet haben.

Hinweis: Das Interview wurde schriftlich geführt.

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