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Luzern

«Ich brauche einen Jokertag in der Schule» – so fiebert eine junge Horwerin dem Hasen-Nachwuchs entgegen

Sophie Steiner aus Horw ist fast 10, geht in die vierte Klasse und erwartet in diesen Tagen junge Hasen. Hier erzählt sie, warum sie sogar beim Ein-mal-Eins-Büffeln an ihre Hasen denkt.
Sophie mit ihren Hasen. (Bild: Eveline Beerkircher, Horw, 14. April 2019)
(Bild: Eveline Beerkircher, Horw, 14. April 2019)

Aufgezeichnet von Sophies Mutter Flurina Valsecchi Steiner

Aufgezeichnet von Sophies Mutter Flurina Valsecchi Steiner

«Ich habe eine Liste. Wenn sie da sind, dann muss ich ganz viele Leute anrufen. Linda, meine anderen Freunde von der Schule, Grosi und Grosspapi, das Gotti in Zürich und Melanie. Sie hat auch mir telefoniert, noch vor dem Zmorge, im Fall, als ihre Kuh Kelli ein Kälbchen geboren hat. Ich bin grad runter in den Stall.

Wie viele Hasenbabys es bei uns dieses Jahr gibt, weiss ich nicht. Ich tippe auf vier. Jeder in meiner Familie musste schätzen. Am Tag der Geburt brauche ich eigentlich einen Jokertag in der Schule, so viel habe ich zu tun. Ach, ich bin ja so aufgeregt! Ganz wichtig ist aber, dass Gina dann ihre Ruhe hat. Jetzt sind es 30 Tage her, es passiert jeden Moment. Wenn Gina sich die Haare rupft, dann geht es nicht mehr lange. Aus den Haaren macht sie dann ein Kuschelbett, sie vergräbt die kleinen Hasen richtig im Stroh. Dann frieren die blutten Tiere nicht.

Hasen sind ja Vegetarier. Aber nach der Geburt frisst die Hasenmama alles auf, all die Häute und das Blut. Verrückt, nicht?

In den ersten Tagen und Wochen muss man sehr vorsichtig sein, ich reibe die Hände immer mit Stroh ein, damit die Mama ihre Kinder nicht verstösst.

Der Grosspapi hat uns drei Kindern allen – schon lange her – einen Hasen geschenkt, seither kann ich nicht mehr ohne Hasen leben. Eigentlich sagt man richtig ja Kaninchen, gell. Wir haben im Moment grad vier Hasen. Es sind Japan-farbige Holländer, das ist eine echte Rasse. Wir haben die Hasen vom Ernst, er wohnt in Ufhusen, hat ganz viele Hasen und weiss alles über Hasen. Wirklich alles! Und ich frage ihn auch alles! Er hat mir zum Beispiel gezeigt, wie man den Hasen die Nägel schneidet, ich habe sogar ein spezielles Scherlein dafür.

Immer im Frühling fahren wir zum Ernst und machen einen Hasen schwanger. Also er nimmt dann einen Bock und dann machen sie Babys. Das sieht zwar ein bisschen brutal aus, wenn der Bock auf die Gina gumpt, aber es ist ja ganz schnell gemacht. Dieses Mal wird es Havanna-farbige geben. Die haben dann richtig schön dunkelbraune Flecken, hoffe ich. Beim Ernst habe ich einen wahnsinnig schönen jungen Hasen gesehen, er hätte ihn mir für 10 Franken verkauft, die grossen Leute müssen mehr bezahlen. Ich hätte mein Sackgeld grad hergegeben. Aber Mama hat dann gemeint, wir sollten zuerst schauen, wie viele Babys, dass es jetzt bei Gina gibt. Stimmt.

Unsere Hasen heissen Lili, das ist mein allerliebster Hase, Gina, Leo und Traktor Max. Den hat mein Bruder so getauft, als er noch klein war und das nicht so verstanden hat mit den Namen.

Traktor Max ist eigentlich ein Weibchen, aber wir tun wegen des Namens so, als wäre er ein Männchen.

Und das ist glaub’s nicht so gut für ihn. Er, äh, also sie, hatte schon zwei Scheinschwangerschaften; freute sich so, hat ein Nest gebaut und dann war nichts. Das tat mir mega leid! Ich hab ihm gesagt, es ist doch auch toll, Tante zu sein. Oder vielleicht ist er doch besser ein Onkel.

Wir Kinder schauen alle sehr gut zu den Hasen. Jeden Morgen gehen wir etwas früher aus dem Haus, damit wir noch genug Zeit fürs Füttern haben. Es gibt Kurzfutter in die Schälchen, jeden Tag frisches Wasser und ein bisschen Heu. Manchmal gibt’s auch Salat, Rüebli oder trockenes Brot. Gemistet wird immer am Samstag – da hilft der Papa. Ja, einmal haben wir die Hasen in den Garten gelassen. Das hat den Hasen natürlich mega gefallen, die sind rumgehüpft, das glaubst du gar nicht! Meine Mama hatte da weniger Freude.

Ich will, dass es unseren Hasen richtig gut geht. Vom Gesetz vorgeschrieben ist ein ziemlich kleiner Stall, finde ich. Bei uns können die Hasen im grossen Gehege rumspringen, Gras fressen und im Stall können sie über drei Stockwerke rauf und runter.

Wenn ich gross bin, möchte ich Tierärztin werden. Aber da muss man sehr gut rechnen können, sonst wird das nichts.

Wenn ich das Ein-mal-Eins übe, dann denke ich oft an die Hasen. Ich möchte ein Tierheim für verlassene Tiere aufmachen, hier bei uns.

Warum ich Hasen so super finde? Das sind einfach sehr lustige Tiere und sehr zahm. Können das Männchen machen, rumrennen oder sich verstecken. Und sie graben riesige Tunnels, sie haben bei uns sogar mal unter der Strasse durchgebuddelt. Und wenn ich richtig traurig bin oder auch sehr wütend, dann gehe ich zu den Hasen. Lili merkt sofort, wenn sie mich trösten muss. Dann nehme ich sie auf den Arm, streichle ihr weiches Fell, sie ist dann ganz ruhig und ich auch.

Bis jetzt habe ich für die kleinen Hasen immer ein gutes Plätzchen gefunden. Aber alle können wir nicht immer behalten, sagt der Papa. Einmal war einer zu viel, der musste in die Metzg. Ui! Der arme Schleckli! Ich kann es heute noch nicht glauben! Werde grad wieder traurig! Papa will Geissen zutun, Mama kriegt bald Hühner. Wir haben doch genug Platz für ganz viele Hasen!»

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