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Luzern

Häufige Schulleiter-Wechsel in Adligenswil: «Wir haben ein Führungsproblem»

Gleich vier Schulleiter haben in den letzten fünf Jahren in Adligenswil das Handtuch geworfen. Bildungsvorsteherin Felicitas Marbach will das Problem nun mit mehr Stellenprozenten lösen.
Die Sekundarschule im Schulhaus Obmatt ist von einem regen Schulleiter-Wechsel betroffen. Bild: Manuela Jans-Koch (Adligenswil, 19. Juli 2018)
Felicitas Marbach. (Bild: PD)

Yasmin Kunz

Yasmin Kunz

Wechseln Schulleiter die Stelle, ist das in der Regel nichts Aussergewöhnliches. Personelle Veränderungen gehören bei Kantons- oder Gemeindeangestellten genauso dazu wie in der Privatwirtschaft. Doch die Situation in der Gemeinde Adligenswil lässt aufhorchen: Innerhalb von weniger als fünf Jahren hatte die Sekundarschule vier verschiedene Schulleiter. Teils waren Schulleiter nur ein Jahr an der Schule tätig – und derjenige, der seine Stelle im Oktober 2018 hätte antreten sollen, hat just vor den Sommerferien schon gekündigt. Bis im Oktober überbrückt man die Vakanz mit einer interimistischen Lösung.

Die vielen Wechsel gehen auch an den Lehrpersonen nicht spurlos vorüber. Wie unsere Zeitung weiss, ist man in Lehrerkreisen unzufrieden mit der Situation. Doch es sind offenbar nicht nur die Lehrer von Unsicherheit geplagt, sondern auch die Eltern der Schülerinnen und Schüler. Rund 35 Eltern haben ihre Bedenken betreffend der Zukunft der Schule in einem Brief an die zuständige Gemeinderätin geäussert.

Aufstockung kostet 70 000 Franken pro Jahr

Felicitias Marbach, seit 2016 Bildungsvorsteherin der Gemeinde Adligenswil und selber Lehrerin an der Fachmittelschule und an der Gesundheitsmittelschule in Luzern, bestätigt den Erhalt des Briefes und zeigt Verständnis für die Unsicherheit der Eltern. «Ja, wir haben ein Führungsproblem an den Schulen», sagt die CVP-Politikerin ohne Umschweife. Man befinde sich derzeit «in einer turbulenten Phase».

Man habe das Problem aber erkannt und die Angelegenheit Ende Dezember 2017 mit der kantonalen Dienststelle Volksschulbildung diskutiert, so Marbach. «Gemeinsam wurde dann beschlossen, die Schulleiterpensen über drei Jahre hinweg zu erhöhen.» Das heisst konkret: Die Schulen Adligenswil verfügen derzeit über drei 80-Prozent-Pensen in der Schulleitung. Das übertrifft die kantonale Vorgabe um 60 Stellenprozente. Kostenpunkt der Aufstockung: 70 000 Franken pro Jahr. In drei Jahren beläuft sich die Summe also auf 210 000 Franken. Die Mehrkosten muss die Gemeinde tragen. Nebst der Pensenerhöhung wurde der Schule Adligenswil ein Coaching zugesprochen. Die Primar – und Sekundarstufe in Adligen beschäftigt nebst den drei Schulleitern noch eine Rektorin in einem 50-Prozent-Pensum – das entspricht dem zweistufigen Führungsmodell.

«Es müssen alle Involvierten an einem Strick zeihen»

Mit mehr Stellenprozenten und einem Coaching erhofft man sich also, das Führungsproblem an den Schulen, aktuell insbesondere an der Oberstufe, in den Griff zu bekommen. Stellt sich die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Felicitas Marbach kann das nicht auf einen spezifischen Grund zurückführen. Sie sagt, die Konflikte würden «offenbar schon seit Jahren schwelen». So genau wisse sie das nicht, da sie erst im Frühling 2016 ins Amt gewählt wurde. Sie lässt jedoch durchblicken, dass Lehrer und Schulleitung nicht an einem Strick ziehen. Sie sagt: «Es kommt ein junger Schulleiter mit Visionen, wie er die Schule künftig führen möchte. Dies passt aber nicht allen Pädagogen.» Eine junge Führungskraft, frisch im Amt, habe keinen so breiten Rücken und wohl auch zu wenig Erfahrung um sich durchzusetzen, vermutet Marbach. Damit begründet sie unter anderem den Abgang eines eher jungen Schulleiters, der nur gerade ein Jahr in Adligenswil tätig war. «Wir waren sehr zufrieden mit ihm und bedauern seinen Weggang.»

Marbach ist zuversichtlich, dass die Konflikte mit den zusätzlichen Ressourcen gelöst werden können. Sie weist allerdings auch darauf hin, dass die Konfliktbewältigung Zeit beanspruchen wird und nicht innerhalb weniger Monate alles geregelt ist. «Alle Involvierten müssen am selben Stick ziehen, wenn wir eine gute Schule sein wollen. Und das muss das Ziel von uns allen sein.»

Adligenswil ist kein Einzelfall

Adligenswil ist nicht die einzige Schule, die von einer Pensenerhöhung Gebrauch macht. Auch in einem Schulhaus im Stadtteil Littau hatte man vorübergehend die Stellenprozente der Schulleitung erhöht.

Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung, erklärt: «Die Gemeinden können im Einzelfall das Pensum der Schulleitungen über die kantonalen Vorgaben hinaus erhöhen. Die Erhöhung muss aber begründet sein. Sie darf in die Berechnung der Betriebskosten nicht einbezogen werden.» In der Regel treffe dieses Szenario ein, wenn die Schulleitung besondere Aufgaben übernehmen müsse, die nicht zur eigentlichen, also gesetzmässigen, Schulleitungsaufgabe gehören. Das kann etwa die Leitung einer Baukommission bei einem Schulhauses-Neubau sein. Pensenerhöhungen wie in Adligenswil kämen immer wieder mal vor, sagt Vincent. In der Regel stünden diese aber nicht mit einer Krise zwischen Schulleitung und Lehrpersonen im Zusammenhang.

Pirmin Hodel, Präsident des Verbandes der Schulleiter der Volksschulen des Kantons Luzern, weist darauf hin, dass die Funktion der Schulleiter mit den Jahren vielfältiger und demnach anspruchsvoller geworden ist. «Schulleiter sind heute Finanzminister, Seelsorger und Manager in einer Person.» Sie hätten eine Sandwichrolle inne – auf der einen Seite die kommunalen Politiker, auf der anderen Seite die Lehrerschaft.

Für Hodel ist klar: Der Imageschaden in Adligenswil wird so schnell nicht repartiert sein. Dem neuen Schulleiter rät er, Reformen sachte zu implementieren. «Die Schule braucht eine Führungskraft mit viel Empathie, die gut zuhören kann.» Besonders wichtig findet der Rektor von Willisau, dass Entscheide klar kommuniziert werden. Ausserdem appelliert er auch an die Lehrpersonen: «Eine gewisse Kooperation und Öffnung gegenüber Neuem müssen sie dem neuen Schulleiter entgegenbringen.»

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