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Luzern

Gleicher Lohn, gleiche Chancen und mehr Sicherheit: Das sieht der Planungsbericht zur Gleichstellung vor

Die Luzerner Exekutive hat sich fünf Hauptziele gesetzt, die sie bis 2025 punkto Gleichstellung von Frauen und Männern sowie LGBTI-Personen erreichen will. Die erste Reaktion liess nicht lange auf sich warten.
Der dritte Arm des Gendersymbols repräsentiert transgender und nicht-binäre Personen. (Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 14. Juni 2021))

Livia Fischer

Anlässlich des Frauenstreiks hat der Luzerner Regierungsrat am Montag einen Entwurf des Planungsberichts zur Gleichstellung von Frauen und Männern sowie LGBTI-Personen (lesbische, schwule, bisexuelle, trans und intergeschlechtliche Menschen) veröffentlicht und in die Vernehmlassung gegeben. Darin sind folgende Ziele definiert, die bis 2025 erreicht werden sollen:

  • Förderung der wirtschaftlichen Autonomie durch faire Arbeitsbedingungen, gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben, Lohngleichheit und Bekämpfung von Armut – unabhängig von Geschlecht, Zivilstand oder familiärer Situation.
  • Bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben durch Kinderbetreuungsstrukturen, die auf die Bedürfnisse der Familien ausgerichtet sind.
  • Vielfältigere Ausbildungs- und Berufsverläufe der Luzerner Bevölkerung durch die Sensibilisierung und Information von Fach- und Beratungspersonen.
  • Signalwirkung des Kantons als Arbeitgeber durch die Förderung der Chancengleichheit aller Mitarbeitenden der kantonalen Verwaltung und als Dienstleister durch die Anerkennung der Vielfalt der Luzerner Bevölkerung in seiner Kommunikation und Dienstleistungskultur.
  • Verbesserung der Sicherheit der Luzerner Bevölkerung durch koordiniertes Vorgehen gegen geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen, Männer und LGBTI-Personen sowie leichten Zugang zu Anlaufstellen für Betroffene.

Um diese Ziele zu erreichen, hat der Kanton die 60 neue und laufende Massnahmen ausgearbeitet. So will er künftig etwa regelmässig Kurse für Lohnverhandlungen für Frauen organisieren und ein vereinfachtes Verfahren für die Vornamensänderung für trans Personen prüfen. Weiter sollen Mitarbeitenden, insbesondere Führungskräften, Weiterbildungen zum Gleichstellungsgesetz sowie zur sexuellen und sexistischen Belästigung am Arbeitsplatz angeboten sowie Daten bezüglich LGBTI-feindlicher Gewalttaten erfasst werden.

Zentralschweiz hat noch viele Baustellen

Dem Bericht liegt eine Studie zum Stand der Gleichstellung der Hochschule Luzern zu Grunde. Zu deren wichtigsten Erkenntnissen gehört, dass im Kanton Luzern die Armutsquote der Frauen (8 Prozent) in allen Altersgruppen über derjenigen der Männer (5 Prozent) liegt, womit die hiesige Situation schlechter ist als im landesweiten Schnitt (8,2 zu 7,6 Prozent). Dies hängt damit zusammen, dass unbezahlte Hausarbeit in der Zentralschweiz (67 Prozent) noch häufiger allein bei Frauen liegt als in der Gesamtschweiz (63,7 Prozent).

Was leitende Funktionen angeht, sind diese schweizweit zu 36 Prozent von Frauen besetzt, in Luzern nur zu 32 Prozent. Ein Wert, der seit Jahren stagniert. Ähnlich sieht es beim Kanton als Arbeitgeber aus: Obwohl insgesamt gleich viele Frauen wie Männer dort angestellt sind, sind nur sechs von den 34 Dienststellenleitenden weiblich.

Punkto Lohnungleichheit zeigt eine Befragung, dass acht von zehn Erwerbstätigen in der Zentralschweiz eine allgemeine Lohnungleichheit zu Ungunsten der Frauen wahrnehmen. Auffallend ist, dass die Lohnunterschiede nach Geschlecht gemäss den jüngsten Daten aus dem Jahr 2016 hierorts höher waren als in der gesamten Schweiz.

Eine weitere Erkenntnis: Die öffentliche Kommunikation staatlicher Stellen ist vorwiegend von stereotypen Darstellungen geprägt. Die Studie kommt zum Schluss, dass es «an wertschätzenden Darstellungen» von Minderheiten wie Menschen of Color, jenen mit Migrationshintergrund, LGBTI-Personen und Leuten mit Beeinträchtigung fehle.

Frauenstreik-Komitee zweifelt an Machbarkeit

Umso erfreulicher ist es, dass sich der Planungsbericht auf die Gleichstellung von LGBTI-Personen ausdehnt. Das teilte denn auch SP-Grossstadträtin Maria Pilotto im Namen des Komitees Frauenstreik Luzern in einer ersten Stellungnahme mit. Überhaupt enthalte der Bericht «viele an sich begrüssenswerte Massnahmen». Pilotto stört sich aber daran, dass mehrere davon nur als Prüfaufträge aufgeführt sind und bezweifelt, dass die 150'000 Franken, die für die Umsetzung neuer Massnahmen ab 2023 vorgesehen sind, ausreichen. Wie der Regierungsrat im Bericht festhält, wird der definitive Mittelbedarf nach der Vernehmlassung, die im September endet, bestimmt. Den bereinigten Planungsbericht will er dann Ende 2021 verabschieden.

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