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Luzern

Gemeindeverwaltung soll auf Social Media verzichten

Eine Studie der Hochschule Luzern hat die Kundenorientierung der Gemeindeverwaltung Rothenburg untersucht – und hierfür über 180 Personen befragt. Sie erteilt der Gemeinde gute Noten und einen überraschenden Rat.

Sind wichtige Informationen auf der Gemeindehomepage gut zu finden? Und ist die Reaktionszeit der Verwaltungsmitarbeiter angemessen? Solche und ähnliche Fragen konnte ein Teil der Rothenburger Bevölkerung im Rahmen einer Untersuchung der Hochschule Luzern beantworten. Studenten des Lehrgangs «Exekutive MBA» analysierten dabei, wie gut die Gemeinde in Sachen Kundenorientierung aufgestellt ist. Dazu führten sie über 180 Interviews mit Bürgern, Politikern, Gewerbevertretern und Verwaltungsmitarbeitern durch. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung von der Gemeinde selbst. «Wir wollten herausfinden, wo wir punkto Kundenorientierung stehen», sagt Geschäftsführer Philipp Rölli, der bereits seit 20 Jahren bei der Gemeinde tätig ist. «Heute ist das ein sehr wichtiges Thema, da Kunden gegenüber früher anspruchsvoller geworden sind.»

Verzicht auf Social Media, Fokus auf Partizipation

Insgesamt stellen die vier Autoren, die in diversen Branchen alle eine Führungsposition innehaben, der Gemeinde Rothenburg ein sehr gutes Zeugnis aus. Ein paar Punkte gelte es dennoch zu verbessern. Die Erkenntnisse lauten unter anderem wie folgt:

– Die Einbindung der Kommissionen in die Gemeindeprozesse hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Die befragten Stakeholder stehen der Gemeinde sehr positiv gegenüber.

– Die Vertreter aus dem Gewerbe schätzen die professionelle und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Kritik äussern sie aber an der mangelnden Transparenz bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. Dem könne mit verstärkter Aufklärung begegnet werden.

– Für die Bevölkerung am wichtigsten sind klare Zuständigkeiten, eine verständliche Homepage sowie gute Kommunikation. Rothenburg schneidet gut ab, ist aber noch nicht am Maximum angelangt. Explizit nicht empfohlen wird von der Hochschule Luzern die Kommunikation über Social Media.





Für Rölli ist dies ein sehr erfreuliches Resultat. «Es ist aber wichtig, dass wir am Ball bleiben und uns wieder mal bewusst machen, wie wir auf unsere Kunden wirken – sei es im persönlichen Kontakt oder am Telefon.» Weiterbildungen in diesem Bereich seien daher geplant. Dass im Zeitalter der Digitalisierung auf Social Media verzichtet werden soll, habe Rölli zudem erstaunt. «Laut den Autoren wäre für unsere vergleichsweise ‹kleine› Gemeinde das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht gegeben. Auch aus der Bürgerbefragung kam heraus, dass dieser Informationskanal gar nicht unbedingt gewünscht ist.» Aktuell investiert die Gemeinde keine Ressourcen in Social Media. Ob dies auch so bleibt, wird nun noch intern besprochen. Weiterhin Wert legen will Rothenburg auf die Partizipation der Bevölkerung, Parteien und Kommissionen. Aktuell können diese die neue Gemeindestrategie mitgestalten. Bei wichtigen Vernehmlassungen sollen die Kommissionen auch künftig mit einbezogen werden. Laut Rölli seien die Kosten deswegen nicht gross gestiegen. «Der Miteinbezug ist nicht primär eine Kostenfrage, sondern eine zeitliche Ressourcenfrage. Natürlich sind uns auch hier deshalb Grenzen gesetzt.»

Kritik an Vergabeverfahren ist ein «Dauerthema»

Bezüglich der Kritik am Beschaffungswesen sagt Rölli: «Das ist ein Dauerthema im Kreis eines Teils des Gewerbes, dem wir uns bewusst sind und auch stellen. Natürlich würden wir die Aufträge lieber lokalen Anbietern vergeben. Wenn aber zum Beispiel im offenen Vergabeverfahren aus der Ostschweiz ein wirtschaftlich günstigerer Anbieter kommt, müssen wir ihm per Gesetz den Vortritt geben.» Dennoch versuche die Gemeinde, das einheimische Gewerbe so gut wie möglich zu berücksichtigen und dafür auch «das Gesetz auszuloten». Welche der Empfehlungen umgesetzt werden und welche nicht, wird die Gemeinde in den nächsten Wochen entscheiden. Im Bereich Kommunikation wäre zum Beispiel möglich, periodisch explizit eine Gesprächsstunde mit dem Gemeindepräsidenten und dem Geschäftsführer für die Bevölkerung anzubieten.

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