notifications
Luzern

Ernte-Überschuss bei Luzerner Gemüsebauern: Zucchetti verrottet auf dem Feld

Weil das Wetter so gut ist, wachsen gewisse Gemüsesorten schneller, als ihren Produzenten lieb ist. Die überschüssigen Mengen können manche nicht mehr absetzen – und müssen sie vernichten.
Der Ruswiler Gemüsebauer Hans Blaser auf einem seiner Zucchetti-Felder. (Bild: Manuela Jans-Koch (19. Juli 2018))

Lucien Rahm

Rund zehn Tonnen Zucchetti musste Hans Blaser vor kurzem vernichten, weil er sie nicht verkaufen konnte. Denn aufgrund des derzeit guten Wetters wachsen die Pflanzen schneller und kräftiger als üblich. Da sie die Nachfrage damit übersteigen, sinkt in der Folge auch der Preis für die Gewächse. Der Ruswiler Gemüseproduzent hat die grünen Kürbisgewächse zum Teil gar nicht mehr geerntet, als absehbar wurde, dass seitens der Abnehmer nicht ausreichend Bedarf an den Übermengen besteht. «Der Aufwand hätte sich nicht gelohnt.» Zu den überschüssigen Mengen komme hinzu, dass aufgrund der derzeitigen Ferienabwesenheiten der Konsumenten auch die Nachfrage weniger stark sei als zuvor, sagt Oswald Isenegger, Präsident der Gemüseproduzentenvereinigung Luzern/Zug.

Produzent Blaser verlor mit den etwa zehn Tonnen rund zwölf Prozent seiner jährlichen Zucchetti-Produktion. «Für mich als Einzelproduzent ist das eine grosse Menge.» Dennoch sei der finanzielle Schaden überschaubar und nicht gänzlich unerwartet. Zu Überschüssen könne es in der Gemüseproduktion immer kommen, da diese eben sehr wetterabhängig sei. Trotz Anbauplänen und zuvor mit dem Abnehmer vereinbarten Zielmengen sei es schwierig, genau die richtige Menge zu produzieren. «Wenn man dann zu wenig anbaut, ist das auch nicht gut», sagt Blaser. Daher produziere man lieber etwas mehr Gemüse als nötig, um die abgemachten Mengen möglichst zu erreichen.

Weniger Absatzprobleme dank Bioproduktion

Zu Überschüssen kommt es gelegentlich auch bei Thomas Zurmühle, der in Weggis Gemüse anbaut. Wegen eines zu freundlichen Frühlings musste er auch schon anderthalb Tonnen Nüsslisalat vernichten. «Das ist aber nicht die Regel», sagt Zurmühle. Er könne seine Produktionsmengen ansonsten jeweils fast vollständig verkaufen.

Zurmühle führt dies auch darauf zurück, dass er vor kurzem auf die biologische Produktionsweise umgestellt hat. «Bei vielen Gemüsesorten bin ich darum der einzige Lieferant.» Als er noch konventionell produziert habe, sei er manchmal auch mit Absatzproblemen konfrontiert gewesen. Als Bioproduzent sei er nun im Vorteil.

Ein anderes Mittel, welches Überschüssen kurzfristig entgegenwirken kann, sind Preisaktionen beim Detailhändler, den die Produzenten beliefern. Im Fall von Blaser und Zurmühle ist dies die Genossenschaft Migros Luzern. Sind grössere Liefermengen absehbar, können die beiden bei ihrem Abnehmer eine Aktion beantragen. Für etwa eine Woche könne man den Absatz auf diese Wiese etwas steigern, so Blaser.

Aus Überschüssen werden Nährstoffe

Erst wenn auch das nicht mehr hilft, kommt es zur Vernichtung der Pflanzen. Völlig nutzlos waren die überschüssigen Zucchetti von Hans Blaser dabei allerdings nicht. Sie wurden auf dem Feld gehäckselt, wo sie dann zur Vorrottung belassen wurden. Aus dem so entstehenden Kompost können die nachfolgenden Pflanzen Nährstoffe entnehmen.

Kommentare (0)