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Luzern

Eine Zeitreise zum ersten Buchdrucker der Schweiz – Ludwig Suter aus Beromünster gestaltete eine «Bilderchronik»

Der Grafiker und Illustrator Ludwig Suter widmet Helias Helye, der vor 550 Jahren in Beromünster das erste Buch der Schweiz druckte, eine Bilderchronik. Suter erzählt von seinem Buch und sagt, wieso die Coronapandemie dem Werk förderlich war.
Mit allerlei Stiften und Farben gestaltete Ludwig Suter die Zeichnungen zu Helias Helye, die auch in seinem neuen Buch zu finden sind.  (Bild: Eveline Beerkircher (Beromünster, 20. Juli 2020))
Ludwig Suter steht neben der Statue des Buchdruckers Helias Helye, dem Protagonisten seines Buches.
(Bild: Eveline Beerkircher (Beromünster, 20. Juli 2020))

Salome Erni

Salome Erni

Auf Holzstaffeleien liegen grossformatige Zeichnungen in weissen Passepartouts, einige Skizzen werden von Ludwig Suter, dem Grafiker und Illustrator aus Beromünster, vom Tisch geräumt. Auch wenn sein neues Buch Elias und der Buchdrucker bereits vollendet ist, zeugen die grossen bemalten Bögen von seiner Entstehung. Für Suter sind diese Zeichnungen belanglos. Er wertet sie nicht als Kunstwerke, sondern lediglich als Vorstufe. Erst gedruckt, versehen mit Text und ergänzendem Bildmaterial, seien sie vollständig.

Auf 54 Seiten berichtet Suter über das Leben des Beromünsterer Chorherrs Helias Helye alias Elias, der das erste Buch der Schweiz druckte. Dabei vermittelt er in seinen farbenfrohen Bildern viele Eindrücke vom Stift Beromünster im 15. Jahrhundert. Eine «Bilderchronik» nennt Suter sein Werk. Es lebt von präzisen, detailverliebten Bildern, büsst aber nicht seine Verspieltheit ein. Von Seite zu Seite hat Suter kleine Hinweise und Bezüge auf andere Buchstellen eingebaut, die sich teilweise nur im Gespräch mit dem Autor offenbaren – oder dem ganz genauen Betrachter. Beispielsweise taucht der rote Teppich auf den ersten Seiten des Buches an einer anderen Stelle wieder auf oder der Künstler hat sich als Maler und Nachtwächter selber in sein Werk geschmuggelt.

Historisch korrekt, aber kein Fachbuch

Etwa fünf Tage braucht Suter, um eine seiner grossen Zeichnungen anzufertigen, dazu kommt eine eingehende Recherche. Im Internet und in Büchern, aber ganz besonders in Beromünster selber sucht Suter nach den Vorlagen für seine Zeichnungen. Was er malt, soll stimmen, so Suter. Doch er sagt, dass Geschichte stets Raum für Deutungen lasse und fährt fort:

«Es gibt zwei Arten von Historikern: Gute Historiker und seriöse Historiker.»

Suter zählt sich zur ersten Sorte und möchte sich der Geschichte Beromünsters von einer lustvollen Seite nähern, anstatt möglichst objektiv an das Thema heranzugehen. Als Grafiker nimmt er deshalb die Perspektive des ersten Buchdruckers der Schweiz ein und blickt aus seinen Augen auf die gut dokumentierte Vergangenheit des Stifts Beromünster.

Der Buchdruck – ein altes Handwerk

Die Idee, ein Werk über Helias Helye zu gestalten, kam Suter vor etwa zwei Jahren. In Beromünster und dem Chorherrenstift fühlt sich Suter seit seiner Kindheit zu Hause und hat sich bereits sein ganzes Leben mit der Geschichte von «Möischter» auseinandergesetzt. 550 Jahre nach dem ersten gedruckten Buch von Helias Helye sei nun der richtige Moment, dem Buchdruck ein Werk zu widmen.

«Heute ist der Hoch- oder Buchdruck mit Bleisatz nur noch Geschichte», so Suter. Er habe nach eigener Aussage zu den letzten gehört, die damals in der Kunstgewerbeschule die Typografie mit den Bleibuchstaben als etwas zum Anfassen erlebten und das Handwerk des Schriftsetzens praktisch erlernten. «Es lohnt sich, zurückzuschauen. Die Buchdruckerei war eine epochale Erfindung. Sie war für die letzten 500 Jahre so prägend, wie vielleicht vor ihr nur das Rad.» Deshalb integrierte er einen solchen Hochdruck genau in der Mitte seines Buches – «zu einem Werk über den Buchdruck gehört das einfach dazu», befindet Suter.

Durch Corona mehr Zeit

Mit der Arbeit an seinem neuen Buch begann Suter im Herbst. Durch den Corona-Lockdown sei er frei von aller Ablenkung gewesen und habe so tief in sein aktuelles Schaffen abtauchen können, wie ihm das vorher noch nie möglich gewesen sei. Damals gab es weder andere Arbeiten noch die täglichen Treffen im Wirtshaus – Suter nennt sie «Sitzungen» –, die ihn vom Zeichnen und Texten hätten abhalten können.

Auch die Vermarktung ist bei diesem Buch etwas anders als bei den vorhergehenden. Anstelle einer grossen Buchvernissage lädt Ludwig Suter im August zu einigen geselligen Feierabendgesprächen ins Stiftstheater Beromünster. In einer kleinen Ausstellung wird er die Zeichnungen und ihre Entstehung präsentieren, vom Buch erzählen und natürlich seine Bilderchronik verkaufen.

Das Buch hätte ursprünglich an Auffahrt fertig sein sollen, nun wurde es Sommer. Dem denkwürdigen Jahr zu Ehren schliesst Suter augenzwinkernd sein Buch mit den Worten: «... im Jahre 2020, als wegen der Coronapandemie kein Auffahrtsumritt in Beromünster stattfand» – also ganz im Stil von Helias Helye, der sein erstes gedrucktes Buch ganz ähnlich zu Ende brachte.

Das Buch «Elias wird Buchdrucker» ist ab August erhältlich. Es kann bei Ludwig Suter, dem Nachtwächter von Beromünster, unter ludwigsuter@bluewin.ch oder im Buchhandel für 36 Franken bezogen werden.

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