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Luzern

Spange-Nord-Gegner diskutieren und feiern

Vom geplanten Autobahnzubringer sind vor allem die anliegenden Quartiere betroffen. Beim «Spange-NO-Fest» ging es für die Beteiligten aber um viel mehr.

«So verhindert man eine Autobahn» - das ist die Schlagzeile, die sich Dominik Hertach, Geschäftsführer des VCS Luzern, wünscht. Der Vollständigkeit halber ist festzuhalten, dass es in seinen Ausführungen nicht primär um die Autobahn ging, sondern nur um eine Zubringerstrasse: Diese ominöse Spange Nord, die den Schlossberg direkt und vierspurig an die A2 anschliessen soll. Wobei das Prädikat «nur» wohl nicht im Sinne jener ist, die am Samstagnachmittag beim Musikpavillon zum «Spange-NO-Fest» geladen hatten. Denn während der Regierungsrat noch Varianten prüft, hat sich in den betroffenen Quartieren eine breite Front gebildet, die bei bestem Festivalwetter, begleitet von Konzerten und Diskussionsrunden, eine deutliche Meinung formulierte: Luzern braucht keine Spange Nord.

Hinter dem Anlass stand die Gegenbewegung Spange Nord. Mediensprecher Felix Kaufmann war zufrieden. Sowohl die Bands, die alle auf eine Gage verzichtet hatten, wie auch die Diskussionen erfreuten sich eines grossen Publikums. Wer wirklich wegen der Spange Nord zugegen war und wer nur als Zaungast, liess sich schwerlich beurteilen. Für Felix Kaufmann spielte das aber auch keine Rolle:

«Wichtig ist die Aufmerksamkeit. Der Regierungsrat soll sehen, dass sich das Projekt nur gegen grossen Widerstand durchsetzen lässt.»

Aufmerksamkeit haben sie nötig. In der Stadt, so konstatierte Kaufmann, sei die Gegenbewegung breit abgestützt. Davon zeugen die blauen Plakate der Gegenbewegung, welche zahlreiche Fenster und Balkone zieren. Kommt die Spange Nord aber einmal zur Abstimmung, wird diese auf kantonaler Ebene erfolgen. Das Fest sollte deshalb auch eine Einnahmequelle sein, um eine allfällige kantonale Kampagne zu finanzieren.

Im Zentrum standen verkehrspolitische Visionen

Warum aber wehrt man sich in Zeiten wachsender Wohnbevölkerung gegen einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur? Für die Anwohner der betroffenen Quartiere sei die Spange Nord eine Frage der Lebensqualität, erklärt Petra Wobmann, die mit ihrer Familie in der Fluhmühle wohnt:

«Die Strasse schlägt eine Schneise durch Wohnquartiere, bringt mehr Verkehr und mehr Lärm.»

Olivia Meyer, die am anderen Ende der geplanten Strasse, im Maihof, zu Hause ist, doppelt nach: «Besonders für Kinder ist eine vielbefahrene Strasse ein Risiko. Viele Familien würden wohl wegziehen.»

Die Sorgen der Quartierbewohner stellten aber nur einen Aspekt dar. Das Fest bot den Rednern auch eine Plattform für weiterführende politische Diskurse. Im Zentrum der Referate stand vor allem die Frage, in welche Richtung sich die Mobilität entwickeln soll. Der Tenor: Ein Entscheid gegen die Spange Nord sei ein Zeichen für ÖV und Langsamverkehr, für eine ressourcenschonende Verkehrspolitik. Wiederholt in der Kritik stand der Regierungsrat, der das Projekt nicht sorgfältig genug geprüft habe und den Nutzen überschätze. Wohlgemerkt, es fand an diesem Tag keine Podiumsdiskussion statt. Die Mikrofone waren wortwörtlich fest in links-grüner Hand. Gedanken über Road-Pricing und Kritik am motorisierten Individualverkehr wurden mit Szenenapplaus bedacht, und spätestens als Jörg Häfliger (WWF Luzern) sagte, man könnte die Verkehrspolitik nachhaltig beeinflussen, indem man im Herbst «andere Leute nach Bern schickt», war auch dem Wahlkampf noch Genüge getan.

Auch ein Kampf auf juristischem Weg wird in Betracht gezogen

Der Diskussion mit den Befürwortern wollen sie sich stellen, wenn die Spange vors Volk kommt, sagt Sprecher Felix Kaufmann. Er ist zuversichtlich: «Wir können die Abstimmung gewinnen.» Und falls es anders kommt? Falls die Luzerner Bevölkerung das Projekt an der Urne absegnet? «Dann kämpfen wir auf juristischem Weg gegen die für den Bau nötigen Enteignungen.»

Zwischen dem «Spange-NO-Fest» und der von Dominik Hertach herbeigesehnten Schlagzeile stehen also noch eine Entscheidung des Regierungsrats, ein Votum des Volkes und ein allfälliger langwieriger Gang durch die gerichtlichen Instanzen. An diesem Samstag aber haben sich die Betroffenen zumindest öffentlich schon einmal darauf eingeschworen, für die Schlagzeile zu kämpfen.

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