notifications
Luzern

Die Luzerner Clownin Daniela Vogel macht «e chli Seich» und tanzt in der Demenzabteilung

Was macht eine Gesundheits-Clownin? Daniela Vogel (37) klärt uns im «anderen Interview» darüber auf. Ausserdem spricht sie über ihre Begegnungen mit jungen und alten Patienten und ihr Projekt «One Million Smiles».
(Bild: PD)
(Bild: PD)

Turi Bucher

Turi Bucher

Turi Bucher

Zwei Kannibalen essen einen Clown. Sagt der eine: «Der schmeckt aber komisch.»

Sie ist in Küssnacht aufgewachsen und wohnte danach mehrere Jahre in Luzern. 2011 schloss sie das Sozialpädagogikstudium ab. Letztes Jahr zog Daniela Vogel nach Winterthur. In Männedorf arbeitet sie nun in der Kinderpsychiatrie. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit steht sie ausserdem als Gesundheits-Clownin im Einsatz.

Warum machen Sie gern den Clown beziehungsweise die Clownin?Daniela Vogel: Schon durch meinen Beruf als Sozialpädagogin steht die Arbeit mit den Menschen im Mittelpunkt. Als ich den Film «Patch Adams» mit Robin Williams sah, war ich sehr fasziniert. Patch Adams ist ein amerikanischer Arzt, der sich auch mal als Clown verkleidet hat, wenn er zu seinen Patienten ging und Humor in Spitäler brachte. An meinen Wohnorten beschäftigte ich mich stets mit Theater und Tanz, habe auf vielen verschiedenen Bühnen gespielt. 2016 ging ich dann mehr als zwei Jahre lang parallel zur beruflichen Tätigkeit in die Tamala Clown Akademie in Konstanz zur Schule. Wo haben Sie vor allem Ihre Auftritte als Clownin?Ich gehöre der deutschen Organisation «Rote Nasen» an und arbeite vor allem in Konstanz und Friedrichshafen. Die «Roten Nasen» wollen Lachen, Mut und Leichtigkeit in Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen bringen. Wir sprechen allerdings nicht von Auftritten oder Shows, sondern von Einsätzen. Ich besuche als Clownin regelmässig Demenz- und Altersstationen oder auch jüngere Menschen mit Behinderungen. Was kommt am Besten an?Das ist sehr unterschiedlich und kommt meistens auf den gesundheitlichen Zustand der Person an. Es geht ja nicht nur um den Plausch, sondern auch darum, eine Beziehung aufzubauen. Es geht um Kontakt, Präsenz, um Gespräche. Die Menschen sollen spüren, dass jemand für sie da ist. Als Clownin will ich die Stimmung dieser Menschen aufheitern, sie aus der Langeweile herausholen, ihnen eine Abwechslung bieten. In der Regel sind wir zu Zweit. Wir arbeiten mit Musik, Tanz, Gesang, Scherzen, Spielen, Bällen.Nicht nur die von Ihnen besuchten Menschen, sondern auch Sie selber erleben bei Ihren Einsätzen als Clownin sicher sehr viel ...Richtig. Es sind viele kleine, feine Momente, die zurückkommen und bleiben. Zum Beispiel die Momente mit dem 3-jährigen Mädchen in einem Sprachheil-Kindergarten im deutschen Singen. Das Kind war mutistisch, sprach nicht, war traumatisiert, sehr ängstlich. Plötzlich nahm es mit mir Kontakt auf, schenkte mir Vertrauen. Ein Clown kann ein Freund sein, eine Vertrauensperson ohne Erwartungen dem anderen gegenüber. Unvergesslich auch die alte Frau in der Demenzabteilung eines Klosters in Konstanz. Sie brabbelte nur vor sich hin. Ich begann mit ihr in einer fiktiven Sprache zu reden, und es entstand ein richtiges Gespräch. Ich nahm ihre Hand, und in einem klaren Moment erwiderte sie den Händedruck. So haben wir zusammen ein kleines Tänzli gemacht.Für Ihr Projekt «One Million Smiles» haben Sie via Crowdfunding 10'000 Franken gesammelt. Wie wird das Geld verwendet?Genau sind es 11'888 Franken geworden. Anhand des Beispiels der «Clowns ohne Grenzen» wollte ich diesen Herbst für humanitäre Einsätze ein halbes Jahr lang in andere Länder reisen, um als Clownin Menschen in Krisengebieten Momente der Freude zu schenken. Das gespendete Geld wird einerseits für Organisations- und Reisekosten verwendet, aber auch für notwendige Direktspenden vor Ort. Nun ist aber das Coronavirus dazwischengekommen. Jetzt sieht es so aus, dass ich im Herbst nach Möglichkeit für einen Monat auf der griechischen Flüchtlingsinsel Lesbos im Einsatz sein werde. Das war’s mit dem Projekt «One-Million-Smiles»?Nein. Ich arbeite an Plan B. Die Reise würde demnach verschoben und im Herbst 2021 durch Balkanländer und in den Nahen Osten führen. Von Bosnien über Moldawien nach Rumänien. Dann Griechenland und die Türkei. Später in den Libanon, nach Israel und Palästina und Jordanien. Ich werde überall Waisenheime, Flüchtlingslager und andere soziale Organisationen besuchen. Und falls ich dies noch anfügen darf: Ich bin übrigens noch auf der Suche nach einem kleinen Bus oder Lieferwagen, um daraus ein Clown-Mobil zu machen ...Über was können Sie selber lachen? Der Humor soll nicht zu plump und nicht beleidigend sein. «E chli Seich mache», das gefällt mir halt. Aber es soll durchaus geistreich sein.Und wie lange wollen Sie noch den Clown machen?Wenn es stimmig bleibt am liebsten mein ganzes Leben lang. Das hier ist erst der Anfang. Ich habe noch viel vor, kann mir auch ein Bühnenstück vorstellen. Oder sogar Trauerfeiern als Clownin zu begleiten.

Infos zu Clownin Daniela Vogel: www.one-million-smiles.org

Kommentare (0)