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Luzern

Die Luzerner Boutique Naturel schliesst nach fast 40 Jahren – die beiden Betreiberinnen erzählen aus dem Nähkästchen

Das Stricken ist die Leidenschaft der Schwestern Verena Burri-Müller und Antoinette Müller. Nach fast 40 Jahren geben sie ihre Boutique Naturel in der Luzerner Neustadt auf – das Stricken geht jedoch weiter.
Verena Burri-Müller (links) und Antoinette Müller in ihrem Laden in der Habsburgerstrasse. (Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 29. Januar 2020))

Sandra Monika Ziegler

Sandra Monika Ziegler

In zwei Jahren hätten die beiden Schwestern Verena Burri-Müller und Antoinette Müller ihre Boutique Naturel mit Handstrickgarnen und Kleidern in Naturmaterialien 40 Jahre geführt – zuerst an der Bruchstrasse, dann am Hirschengraben und die letzten 20 Jahre in der Luzerner Neustadt an der Habsburgerstrasse.

Soweit kommt es aber nicht. Sie schliessen ihren Laden am 14. Juli. Geplant wäre auf Ende Mai gewesen, doch das Coronavirus machte einen dicken Strich durch die Rechnung.

Lockdown forderte neues Verkaufskonzept

«Während des Lockdown haben wir im Schaufenster wechselnd Modelle und Garne ausgestellt, E-Mails an unsere Kundinnen versandt und Bestellungen entgegengenommen», erklärt Antoinette Müller. Die persönliche Beratung erfolgte per Telefon. «Das war natürlich nicht das gleiche wie vorher, hat uns allen aber gut getan», sagt Verena Burri–Müller. Es sei sehr aufwendig gewesen, so die Schwestern. Sie seien als Fachgeschäft auf die persönliche Beratung ausgerichtet, oft komme im Gespräch auch eine neue Idee. «Viele möchten die Wolle oder das fertige Stück sehen, probieren und anfassen. Das ist online nicht möglich.» Ganz weggefallen seien der Kleiderverkauf und die Strickkurse. Einen Onlinehandel hätten sie in all den Jahren nicht betrieben, was aber sicher ein guter Zusatz zum Normalbetrieb wäre und den man heute auch anbieten sollte, sind sich die Schwestern einig.

Die Schwestern Antoinette und Verena hatten 1982 den Mut, ihren Traum zu verwirklichen. Das «Lismen» hatte sie schon früh fasziniert. Eine ihrer Tanten war Handarbeitslehrerin und konnte immer wieder mit guten Tipps helfen. Sie kreierten als Jugendliche neue Modelle und scheuten sich nicht, bereits Gestricktes wieder aufzutrennen und neu zu verarbeiten.

Eingarnen und Einkleiden mit Naturfasern

Schon bei der Eröffnung wurde darauf geachtet, hautfreundliche Naturprodukte zu verarbeiten. Dies der Nachhaltigkeit, Qualität und der Trageigenschaften wegen und weil damit das Gestrickte eine lange Lebensdauer hat. «An der Maschine wurden viele Spezialanfertigungen nach Mass gestrickt.» Manchmal solange, bis die Maschine geraucht habe, witzeln die beiden. Wichtig sei gestern wie heute die richtige Pflege der Wolle. Dann könne so ein Merinopullover schon mal 30 Jahre halten.

Ihre Kundinnen hatten immer eine grosse Auswahl an Qualitäten und Modellen. Ergänzt und bereichert wurde Strick mit konfektionierten Kleiderkollektionen. Krisenfrei blieb das Stricken nicht. «Wir waren stark von der Mode bestimmt, da gab es eine Zeit Ende der 90er-Jahre bis etwa 2012, da hatte Selbstgestricktes keinen Platz im Kleiderschrank», erzählt Burri-Müller. Die Schwestern begannen, selber Kleider zu entwerfen und nähen zu lassen. Mit dem erneuten «Lismiboom» wurde die Eigenproduktion aus zeitlichen Gründen wieder eingestellt und die Kleiderkollektion laufend mit kleinen Labels ergänzt. Ökologische und sozialverträgliche Kriterien sowie die Produktion in der Schweiz und Europa sind für die beiden wichtig.

Zwar haben sie eine Nachfolge für ihr Fachgeschäft gesucht und vereinzelt auch Gespräche geführt, doch es habe sich niemand getraut, da der Ertrag kaum zum Leben reiche. So wird nun totalausverkauft. Wer nach ihnen dort ein Geschäft betreiben wird, ist offen. «Der Abschied fällt uns nicht leicht. Wir waren 38 Jahre mit Herzblut und Freude an der Arbeit und haben eine tolle, kreative Kundschaft!» Und was machen die Schwestern nach der Schliessung? Da sei erst einmal Freiraum und Übergang in die Pensionierung angesagt: «Wir werden jedoch sicher Strickkurse anbieten und die eine oder andere Kundin weiterberaten, das sehen wir dann. Stricken bleibt unsere Leidenschaft.»

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