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Luzerner Regierung

Die beiden Bisherigen lassen die Grüne Frau hinter sich

Die Grüne Korintha Bärtsch holte das beste Resultat in der Geschichte ihrer Partei bei Luzerner Regierungsratswahlen. Gewählt wurden trotzdem die Bisherigen Marcel Schwerzmann (parteilos) und Paul Winiker (SVP).
Die gewählten Regierungsräte Marcel Schwerzmann (links) und Paul Winiker. (Bild: Eveline Beerkircher)

Roseline Troxler

Die Würfel sind gefallen: Die Luzerner Regierung bleibt ohne Frau und ohne linke Vertretung. Der Kanton Luzern wird auch in der kommenden Legislatur von fünf bürgerlichen Männern regiert. Die Bisherigen Paul Winiker (SVP) und Marcel Schwerzmann (parteilos) schaffen im zweiten Wahlgang die Wiederwahl. Enttäuschte Drittplatzierte ist Korintha Bärtsch (Grüne) – mit rund 8000 Stimmen hinter Finanzdirektor Schwerzmann.

Bereits im ersten Wahlgang haben die Luzerner Stimmbürger die CVP-Politiker Guido Graf und Reto Wyss sowie den neu antretenden Fabian Peter (FDP) gewählt. Mit 40,8 Prozent war die Wahlbeteiligung am Sonntag höher als 2015 (37,1) und übertraf auch jene des ersten Wahlgangs von Ende März (40,3).

Noch vor dem Mittag durften sich die Linken Hoffnungen machen, nach vier Jahren Absenz wieder in der Regierung Einsitz zu nehmen. Die ersten Resultate kurz nach 12 Uhr zeigten aber, dass die beiden Krienser Winiker und Schwerzmann deutlich vor der Stadtluzernerin Bärtsch liegen. Doch die Stadt und viele Agglo-Gemeinden, wo Bärtsch im ersten Wahlgang gut punkten konnte, waren noch nicht ausgezählt.

Enttäuschte, aber gefasste Kandidatin der Grünen

Als um 12.30 Uhr die Resultate der Stadt Luzern eintrafen, war jedoch klar: Die Grüne Kandidatin verpasst die Wahl. Bärtsch hatte zwar in der Stadt das mit Abstand beste Resultat gemacht – der Vorsprung zu Kontrahent Schwerzmann war jedoch kleiner geworden. Kurz vor 14 Uhr – es fehlte bloss noch das Resultat aus Ruswil – traf Korintha Bärtsch dann unter Applaus im Regierungsgebäude ein. «Ich bin sehr enttäuscht», sagte sie. Gefasst führte sie später aus:

«Luzern ist noch nicht bereit für eine Veränderung.»

Die Niederlage habe sich abgezeichnet. «Ich habe schon bei den ersten ausgezählten Gemeinden gesehen, dass sich Marcel Schwerzmann steigern konnte.» Der Parteilose habe als sogenannter Mitte-Politiker Stimmen von rechts und links holen können. In der Tat: Schwerzmann machte rund 20000 Stimmen mehr als am 31. März, Winiker 12000, und Bärtsch konnte 8000 Wähler mehr überzeugen.

Trotz Enttäuschung bezeichnete die 34-Jährige das Ergebnis als Top-Resultat. «Mir wurde vorgeworfen, ich sei zu unbekannt. Mit 50 000 Stimmen habe ich das Gegenteil bewiesen.» Ein Vergleich mit 2015 zeigt auch: Bärtsch machte deutlich mehr Stimmen als damals SP-Frau Felicitas Zopfi (37 154). Maurus Frey, Parteipräsident der Grünen, sprach vom besten Resultat in der Geschichte der Kantonalpartei. Dennoch verhehlte er seine Enttäuschung nicht: «Wir können diesen zweiten Wahlgang nicht als Erfolg verkaufen. Das Ergebnis bedeutet, dass 30 Prozent der Bevölkerung weiterhin nicht in der Regierung vertreten sind.» Frey äusserte auch sein Unbehagen gegenüber dem Demokratieverständnis in Luzern: «Ich verstehe den Anspruch der Bürgerlichen nicht, dass fünf Leute mit derselben Meinung in der Regierung vertreten sein sollen.»

Doch weshalb reüssierte Bärtsch nicht? War der Support seitens der SP ungenügend? Frey verneinte: «Die Sozialdemokraten haben uns extrem unterstützt.» Nach dem ersten Wahlgang hatte sich SP-Politiker Jörg Meyer zu Gunsten von Bärtsch zurückgezogen.

Bisherige sehen Wiederwahl als eine Bestätigung

Besonders zittern musste der 54-jährige Finanzdirektor Marcel Schwerzmann. Er lag im ersten Wahlgang noch hinter Paul Winiker und Korintha Bärtsch. Entsprechend gelöst und bestens gelaunt zeigte sich der Krienser am Sonntagnachmittag:

«Ich freue mich sehr über die Wiederwahl und die Bestätigung meiner Arbeit.»

Er habe aber trotz unsicheren Wahlausgangs gut geschlafen. Vor vier Jahren hatte Schwerzmann im zweiten Wahlgang noch den ersten Platz belegt. Nun sagte er: «Wenn man schon seit zwölf Jahren Regierungsrat ist, kann es passieren, dass man dem einen oder anderen auf die Füsse steht.» Er gönne Paul Winiker das gute Resultat. Der Finanzdirektor wollte sich noch nicht festlegen, ob dies seine letzte Legislatur sein wird, sagte allerdings: «Die Wahrscheinlichkeit ist gross.»

Obwohl Justiz- und Sicherheitsdirektor Paul Winiker (63) die Wiederwahl im ersten Wahlgang nur knapp verfehlte, sprach er von einer «rechten Anspannung» vor dem zweiten Wahlgang. «Die Kritik an der Arbeit der Regierung während des Wahlkampfs hat mich etwas verunsichert.» Das Ergebnis sei nun eine schöne Bestätigung. Er habe sowohl in der Stadt als auch auf dem Land punkten können. Winiker sagte:

«Meine Arbeit für die Sicherheit wurde honoriert.»

Auch SVP-Parteipräsidentin Angela Lüthold zeigte sich erleichtert. Sie führt die Wiederwahl von Winiker «auf seinen Leistungsausweis und seine authentische Art zurück».

Gewerbeverband zollt Grünen Anerkennung

Mit Winiker und Schwerzmann freute sich auch Gaudenz Zemp, FDP-Kantonsrat und Direktor des Luzerner Gewerbeverbands, der das «Komitee für Kontinuität» leitete und sich damit gegen die Konkordanz aussprach. «Ich bin sehr zufrieden. Das Resultat ist eine gute Voraussetzung für die nächsten vier Jahre.» Er zollte aber auch den Grünen Anerkennung. «Die vereinten Linken haben das geschickt gemacht. Korintha Bärtsch hat einen guten Wahlkampf geführt.» Er betonte, dass es jetzt Zeit sei, eine künftige Frauenvertretung anzugehen. «Ich sehe hier alle Parteien in der Pflicht.»

In die Zukunft blickte auch Korintha Bärtsch: «Mitte Juni werde ich als Kantonsrätin vereidigt, wo ich meine Art von Politik künftig einbringen werde.»

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