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Luzern

Christbaum-Verkauf: Diese Hochdorfer Familie ist seit 55 Jahren im Geschäft

50 Rappen für einen Weihnachtsbaum oder Tannen-Verkäufe am Jasstisch: «Osi» Vogel (82) hat viele Anekdoten zu erzählen. Sein Familienunternehmen wird wohl bald in dritter Generation geführt. Das Erfolgsrezept: Bäume aus der Region.
Die Familie Vogel verkauft seit 55 Jahren Weihnachtsbäume in Hochdorf. Von links: «Osi» Vogel, Martin Vogel und Yanik Vogel. (Bild: Manuela Jans-Koch, Hochdorf 13. Dezember 2018)
Verkaufen einige Hundert Weihnachtsbäume pro Saison: die Familie Vogel. (Bild: 
Manuela Jans-Koch, Hochdorf 13. Dezember 2018)

Ernesto Piazza

Ernesto Piazza

Alle Jahre wieder – und das bereits zum 55. Mal: An der Hochdorfer Merkurstrasse herrscht weihnachtlicher Hochbetrieb. In zweiter Generation verkauft die Familie Vogel Christbäume. War dieses Geschäft während Jahrzehnten die Domäne von Oswald (82) und Annemarie, führt mittlerweile Sohn Martin mit Ehefrau Irene das Zepter. Und die beiden hoffen, dass Sohn Yanick das Geschäft einmal in dritter Generation weiterführt. «Die Chancen stehen gut», glaubt sein Vater. «Denn bereits heute arbeitet er tatkräftig mit.»

Angefangen mit dem Verkauf von Christbäumen hat der ehemalige Gemeindearbeiter und Schulhausabwart allerdings ganz klein. «Osi» Vogel erinnert sich noch genau: Sein damals in Gelfingen wohnender Jasskollege Franz Abt hatte rund 500 Setzlinge gepflanzt «und animierte mich, mit dem Vertrieb zu starten». Da die Nachfrage vorhanden war, ging es los. «Und zwar ohne einen eigenen Quadratmeter Land», sagt er.

«Osi» Vogel pachtete einige Flecken, beispielsweise in Hochdorf im «Moos», bei der ehemaligen «Arena» oder im Gebiet Saffergarten in Hitzkirch. Die Plätze seien weit verzweigt gewesen.

Harziger Start ins Baum-Geschäft

Die damaligen Voraussetzungen, diesem Nebenverdienst zur Blüte zu verhelfen, stellte sich anfänglich als schwierig heraus: «Osi» Vogel musste viele Bäume extern zukaufen. Letztlich blieben ihm bei diesem Geschäft lediglich 50 Rappen pro verkauftes Exemplar. Deshalb spricht der 82-Jährige von Hochs, aber auch von Tiefs. Und davon, dass er sich «trotz schwieriger Momente» nie beirren liess. Aufgeben war für ihn keine Option.

Heute schmunzelt nicht nur «Osi» Vogel beim Erzählen der einen oder andern Anekdote. So wurden beispielsweise am Abend nach dem Hofderer Martinimärt im damaligen Restaurant Brauerei bei einem Jass auch Christbäume gehandelt. Oder einmal habe ihn ein Landwirt aus dem Freiamt angerufen und 200 bis 300 Bäume angeboten. Beim Schneiden habe er aber bemerkt, dass auch eine Nachbarparzelle betroffen war. «Davon hat mir der Verkäufer allerdings nichts gesagt.»

«Es sind alles Seetaler Bäume»

Nach dem Startschuss mit rund 50 Bäumen entwickelte sich das Geschäft zusehends. «In den Spitzenzeiten waren es einige hundert Exemplare, welche während der beiden vorweihnachtlichen Wochen über den Tresen gingen.» Aktuell verkauft das «Familienunternehmen Vogel» in Hochdorf, Gelfingen, Neudorf, Beromünster und Altishofen Christbäume. «Es sind alles Seetaler Bäume», erwähnt Martin Vogel mit einem gewissen Stolz – im Wissen, dass die Konkurrenz viele Tannen aus dem Ausland zuführt. «Zudem sind sie immer frisch geschnitten.» Das bringt zwar eine gewisse Zusatzarbeit mit sich, weil die Bäume in verschiedenen Anlagen wachsen. «Das verstehen wir aber als Mehrwert für den Kunden», erklärt der in Neudorf wohnende Obstbauer Vogel.

Martin Vogel ist beim vorweihnachtlichen Verkauf bereits seit Kindsbeinen dabei. Und er geniesst diese Momente, auch wenn der Betriebszweig längst ein Ganzjahresjob geworden ist. Wenn beispielsweise 100 Nordmanntannen gesetzt würden, wachse rund ein Drittel deformiert. Diese müssen herausgeschnitten werden, um für andere Platz zu schaffen. Weiter nimmt die Triebverkürzung im Frühling viel Zeit in Anspruch. Ein zusätzliches Thema ist die Unkraut- und Schädlingsbekämpfung. «Denn das Ziel ist immer: Möglichst viele schöne Bäume zum Verkauf anzubieten», erklärt Martin Vogel.

Das grösste Risiko sieht er beim Frost. Hier gebe es – im Gegensatz zum Hagel – auch keine Versicherung. So macht ihm die Wettersituation des Öfteren Kopfzerbrechen. Extrem war auch die Dürreperiode in diesem Sommer. Da hätten sie zwar noch Glück gehabt, so Vogel. «Wir verfügen über verschiedene Anlagen, bei denen die Situation nicht prekär war. Allerdings mussten wir die neu gepflanzten Setzlinge mehrmals bewässern. Werden aber Bäume zerstört, fehlt uns einige Jahre ein gewisses Einkommen.»

Bei Bedarf wird der Baum nach Hause geliefert

Beim aktuellen Geschäft stellen Vogels vermehrt fest, dass die Kunden die Bäume immer früher kaufen und entsprechend auch eher entsorgen. Sie schätzen es, auf langjährige Stammkunden zählen zu können. Dagegen anzukämpfen, dass gerade Grossverteiler mit speziellen ausländischen Angeboten locken, mache keinen Sinn, erklärt Martin Vogel. Sie selber werben mit Inseraten und Flugblättern – und mit dem Service. Dazu gehört ebenfalls, dass Bäume bei Bedarf durchaus nach Hause geliefert werden. Einige hundert «unserer eigenen Bäume stehen an Heiligabend in den Stuben», sagt er weiter. Neben Rot- und Blautannen werden überwiegend Nordmanntannen abgesetzt.

Bei Vogels ist der Christbaumverkauf auch mit einem gesellschaftlichen Aspekt verbunden. Oft ist die Baumwahl ein eigentliches Ritual. Dazu gehört auch ein Kaffee oder ein Punsch. Zuweilen darf ein Schnäpsli auch nicht fehlen. Und das keineswegs nur diesmal, weil mit dem 55. Verkaufsjahr eine Schnapszahl gefeiert wird. Da bleibt zu hoffen, dass die Kunden darob nicht vergessen, den Christbaum mitzunehmen. «Das ist nämlich schon passiert», schmunzelt Martin Vogel. Denn seine Bäume sollen – ganz im Sinne seines Slogans «Vogels Bäume sind Träume» – für die Kunden nicht zum Albtraum werden.

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