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Luzern

«Chancen und Grenzen aufgezeigt» – ein spezielles Schuljahr geht im Kanton Luzern zu Ende

Das Schuljahr 2019/20 endet anders als gewohnt. Die Schulen nehmen aber auch Positives aus der Coronakrise mit.
Die Schule ist vorbei: Die 3. Klässler der Sek der Schule Ruswil, Schulhaus Bärematt, feierten am Donnerstagabend ihren Abschluss. (Bild: Marc-Toni Eggler, Ruswil, 2. Juli 2020)
Eigene Porträts der Schüler, welche ihr persönliches Motto für die Zukunft zeigen. (Bild: Marc-Toni Eggler, Ruswil, 2. Juli 2020)

Fabienne Mühlemann

Fabienne Mühlemann

Bei einigen flossen Tränen, bei anderen gab es Freudensprünge: Am Freitag konnten rund 40'000 Schülerinnen und Schüler im Kanton Luzern in die Sommerferien stürmen. Verdient sind sie, denn das Schuljahr forderte allen Beteiligten wegen des Coronavirus und dem Fernunterricht vieles ab.

Rückblick: Am 13. März rief der Bundesrat den Lockdown aus. Es kursierten Videos in den sozialen Medien von jubelnden Schülern. Denn die Schulen wurde geschlossen. Christof Burkart, Rektor der Schule Ruswil, sagt: «Doch die Schüler haben schnell gemerkt, was dieser Lockdown wirklich bedeutet. Nämlich Fernunterricht und fehlende soziale Kontakte.» So habe er zum Beispiel Sekschüler gesehen, die wehmütig an der Schule vorbeigelaufen seien. «Sie haben die Schule und ihre Freunde vermisst», sagt Burkart. Deswegen sei auch die letzte Schulwoche vor den Ferien in Ruswil anders als gewohnt verlaufen. «Es war ruhiger im Schulhaus. Ich hatte den Eindruck, dass die Schüler die letzten Tage genossen», sagt er.

Auch Alex Messerli, Präsident des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands, nahm wahr, dass der Schulschluss anders als sonst verlief. Er sieht darin noch andere Gründe: «Der Schulschluss war angespannt, nicht nur auf Grund der Prüfungen. Schulausflüge blieben lokal, Klassenlager wurden gestrichen und es gab einiges aufzuarbeiten. Und über allem stand die Herausforderung, dass es nach wie vor gilt, die zweite Coronawelle zu verhindern.»

Drei bis vier Fächer müssen eine Note im Zeugnis enthalten

Den Lehrern stand es frei, wie sie die letzte Schulwoche gestalten wollten. So gab es Schüler, die noch Prüfungen schreiben mussten und andere, welche den Schluss eher locker angehen konnten. Denn im Kanton Luzern ist es so, dass in diesem Semester in der Primar drei und in der Sek vier Fächer im Zeugnis eine Note enthalten müssen. Das sind Fächer, welche insbesondere für den Übertritt von der Primar in die Sek, von der Sek in die Lehre oder eine weiterführende Schule relevant sind. Wie zum Beispiel Mathe oder Deutsch. Bei den anderen Fächern steht «besucht».

Doch welchen Wert hat dieses Zeugnis nach 5,5 Wochen Fernunterricht? Charles Vincent, kantonaler Dienststellenleiter Volksschulbildung, erklärt:

«Die Noten sind wichtig für das Übertrittsverfahren. Und weil gut zwei Drittel der Unterrichtszeit in diesem Semester normal abgehalten werden konnte, fanden wir es gerechtfertigt, ein Zeugnis mit Noten in einigen Fächern auszustellen.»

Das ist nicht überall gleich: Im Kanton Zürich gibt es in diesem Semester zum Beispiel keine Noten im Zeugnis.

Natürlich konnte im Fernunterricht der Stoff nicht gleich vermittelt werden, wie in der Schule – daher gab es währenddessen auch keine benoteten Prüfungen. «Die ersten zehn Tage nach dem Lockdown waren dann Repetitionstage», erklärt Vincent. Dabei seien schon Unterschiede zwischen den Schülern spürbar geworden. Nicht nur auf die Inhalte bezogen, sondern auch im sozialen Bereich. «Gewisse Kinder wurden zu Hause im Fernunterricht weniger gut betreut als andere», hält Vincent fest. Sie haben deshalb nach dem Fernunterricht mit dem Leben und Arbeiten in der Klasse Mühe bekundet. Auch für die Lehrpersonen war dies eine grosse Herausforderung. Alex Messerli führt aus: «Jede Lehrperson konnte dank der Repetitionstage individuell auf die Schüler reagieren. Doch der Druck, Noten zu verteilen, war natürlich auch da.»

Fernunterricht hat Problematiken verschärft

Messerli glaubt nicht, dass nun bei den Übertritten wegen des Fernunterrichts Ungerechtigkeiten herrschen. «Grundsätzlich dauert das eigentliche Übertrittsverfahren zwei Jahre und basiert auf weiteren mindestens fünf Jahren inklusive Kindergarten. Der Fernunterricht von 5,5 Wochen hat wohl wenig Einfluss auf die Chancengleichheit. Aber gewisse Problematiken wurden durch den Fernunterricht sicher verschärft», sagt Messerli. Damit meine er zum Beispiel ungenügende Infrastruktur für das Lernen zu Hause oder ein fehlender Rückzugsort im eigenen Heim. Er hält fest: «Durch den Lockdown wurden Chancen und Grenzen sichtbarer.»

Für die Schule Ruswil sei der Lockdown – wie für andere Schulen ebenfalls – eine Herausforderung gewesen, sagt Burkart und ergänzt:

«Doch wir können viel Positives aus der Zeit mitnehmen. Im technischen Bereich und im Umgang mit Tools und Programmen konnten wir einen grossen Sprung vorwärts machen.»

Und er habe auch gemerkt, dass gar nicht immer alles besprochen werden müsse und es nicht so viele Termine brauche. Auch Messerli zieht ein grundsätzlich positives Fazit und hält fest: «Wenn die Coronakrise eins gezeigt hat, dann dass die Rolle der Lehrperson zentral für die Bildung ist.»

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