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Luzern

Caroline Krattiger aus Kriens: Das aulos-Orchester ist ihr Herzensprojekt

Das sinfonische Blasorchester aulos gastiert am Sonntag, 14. Oktober, im Le Théâtre in Emmenbrücke. aulos-Präsidentin ist die Klarinettistin Caroline Krattiger aus Kriens. Sie hat das Orchester über Jahre mitgeprägt – auch wenn dies nicht immer einfach war.
Caroline Krattiger vor einer Probe mit dem aulos-Orchester am Sonntag, 7. Oktober 2018, in der Tonhalle St. Gallen. (Bild: Benjamin Manser, St. Galler Tagblatt)
Das sinfonische Blasorchester aulos bei einem Konzertauftritt. Bild Reto Bollinger

Larissa Haas

Larissa Haas

Schon seit neunzehn Jahren reist die in Kriens wohnhafte Caroline Krattiger jeweils im Oktober nach Visperterminen. In «Tärbinu», wie das Walliser Bergdorf im Dialekt heisst, trifft sie sich mit etwa 70 anderen Musikerinnen und Musiker im «aulos-Musiklager».

Dreiviertel von ihnen sind Profis, die anderen «talentierte Laien». Unter der Leitung eines namhaften Gastdirigenten, dessen Posten jedes Jahr neu besetzt wird, studiert das Blasorchester anspruchsvolle sinfonische Blasmusik ein und präsentiert diese in insgesamt vier Konzerten vor dem Schweizer Publikum, am Sonntag, 14. Oktober, nun im Le Théâtre in Emmenbrücke.

Ihr Betätigungsfeld ist gross

Die 37-jährige Caroline Krattiger ist Konzertmeisterin und spielt die erste Klarinette. Seit 2008 ist sie auch Präsidentin des sinfonischen Blasorchesters, das sie inzwischen als «ihr Baby» bezeichnet. Das aulos ist aber längst nicht Krattigers einziges musikalisches Betätigungsfeld: Sie spielt auch im Blasorchester Stadtmusik Luzern, im Orchester des Stadttheaters Sursee und ist Klarinettistin im Volksmusikensemble chammerART.

Zur Klarinette kam sie eher zufällig

Dass ihre Leidenschaft der Klarinette gehört, ist eher dem Zufall, respektive zwei sympathischen, Posaune spielenden Zwillingssöhnen des Posthalters ihrer Heimatgemeinde Oberdorf (BL), zu verdanken. Weil sie die Posaune damals aber «nur etwas für Buben» fand, eiferte sie halt der Schwester der beiden Brüder nach, die Klarinette spielte.

Der Funken sei aber erst im Musikschulunterricht übergesprungen. Ihr damaliger Musiklehrer habe es geschafft, dass ihre Begeisterung für das Holzblasinstrument stetig wuchs. Er habe sich Zeit für zusätzliche Unterrichtsstunden genommen, sie gefördert und mit 17 Jahren schliesslich ins renommierte Nationale Jugendblasorchester gebracht.

Ihr musikalischer Weg führte Caroline Krattiger weiter an die Musikhochschule Luzern, wo sie bei Antony Morf – ehemaliger Soloklarinettist des Sinfonieorchesters Basel – studierte. Neben dem Lehrdiplom erwarb sie das Konzertdiplom mit Auszeichnung. Seither ist sie hauptberuflich als Klarinettenlehrerin an den Musikschulen Nottwil und Rottal tätig. Und hier beweist sie, dass sie nicht nur auf den Konzertbühnen, sondern auch in den Schulzimmern eine gefragte Person ist. Sie unterrichtet heute 43 Schülerinnen und Schülern – eine ungewöhnlich hohe Zahl für ein Instrument wie die Klarinette.

«Filmmusik: imposant, emotional, mitreissend»

Ähnlich wie ihr Musiklehrer von damals möchte auch sie ihre Schülerinnen und Schüler fördern und legt Wert darauf, dass sie in Ensembles musizieren: «Zusammen zu musizieren, macht einfach viel mehr Spass als allein.» Einige seien auf bestem Weg dazu, bald im aulos dabei zu sein. Jedoch: Die Anforderungen seien hoch. Auch technisch verlangen die Stücke des Blasorchesters viel ab, sagt Krattiger. Sie selber setzt mit ihrem dynamischen Spiel Akzente und bläst anspruchsvolle und virtuose Notenläufe. Müsste sie den Musikstil von aulos mit einem Wort beschreiben? «Filmmusik: imposant, emotional, mitreissend.»

Krattiger weiss um die Qualität von aulos. Stichworte wie Blasmusik auf Höchstniveau, weltbekannte Dirigenten (dieses Jahr: Bram Sniekers) und Auftragskompositionen, die das Blasorchester an Grössen aus der Szene vergibt, zeigen, dass aulos musikalisch so ziemlich alles erreicht, was als Ensemble in der Schweiz möglich ist. Nur: Der Zuschaueraufmarsch an den Konzerten, die nach der Probewoche in vier Schweizer Städten stattfinden, lässt zu wünschen übrig: «Letztes Jahr haben wir in Frauenfeld vor 90 Leuten gespielt, heuer erwarten wir bei unseren Konzerten insgesamt rund 600 Personen, obwohl wir eigentlich gern doppelt so viele hätten.»

aulos: «Das Beste, was die Schweiz zu bieten hat»

Skepsis von Klassikfans gegenüber Blasmusik, Ehrfurcht vor zu anspruchsvollen Werken: Das mögen Gründe dafür sein, dass aulos nach intensiven Probetagen oft in halbvollen Sälen auftritt. «aulos gehört zum Besten, was die Schweiz zu bieten hat», sagt Krattiger dazu selbstbewusst. «Wir spielen auf sehr hohem Niveau, das den Vergleich mit anderen professionellen Orchestern nicht zu scheuen braucht. Trotzdem bleibt unsere Musik für ein breites Publikum zugänglich.»

Wegen zu wenig Zuhörern den «Bettel» hinschmeissen? Für Krattiger kein Thema. Zu viel seien ihr die schönen Momente wert, die sie während der Probewoche mit Gleichgesinnten teilt, das Bier nach einem anstrengenden Probetag in der Beiz und die Möglichkeit, stets auf neue, talentierte Persönlichkeiten und «interessante, herausfordernde Stücke» zu treffen: «Solange wir nach den Konzerten Beifall und Komplimente bekommen, denken wir nicht ans Aufhören.»

Blasorchester aulos. Le Théâtre Emmenbrücke. Sonntag, 14. Oktober, 17 Uhr. Eintritt: 30 Fr.-/20 Fr., bis 16 Jahre gratis, www.aulos.ch

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