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Luzern

Blechkessel-Trommeln statt Flötespiel: Wenn der Samichlaus vor Lachen fast vom Stuhl fällt

Dieses Jahr können Samichlaus-Hausbesuche, wie man sie aus anderen Jahren kennt, nicht stattfinden. Dafür blicken wir nun zusammen mit zwei Luzerner Chläusen auf ihre lustigsten Erlebnisse zurück.
Hausbesuche wie hier sind in diesem Jahr am 6. Dezember nicht möglich. (Bild: Keystone)

Livia Fischer

Livia Fischer

Ein Vierteljahrhundert lang ist er schon Samichlaus, mehr als sein halbes Leben. Er, das ist Markus Wolfisberg aus Weggis. Was der heute 45-Jährige in all den Jahren gelernt hat: «Für Kinder umgibt der Chlaus eine Aura, die undurchdringbar ist. Das heisst, ihnen ist es völlig egal, ob der Samichlaus, der in der Migros steht, ein bisschen anders aussieht als der Chlaus, der zu ihnen nach Hause kommt.» Als Primarlehrer ist es schon vorgekommen, dass er am 6. Dezember seine eigenen Schülerinnen und Schüler besuchte. Und auch schon für seine Neffen und seine Nichte schlüpfte er in die Rolle des Samichlaus. Erkannt hat ihn nie jemand. Im Gegenteil:

Wenige Tage, nachdem ich bei meinem Bruder als Samichlaus zu Besuch war – er organisiert den Samichlaus in Weggis übrigens –, rief ich als Onkel und Bruder bei ihnen zu Hause an. Da nahm seine kleine Tochter den Hörer ab und, ohne mich mit Namen vorzustellen, sagte ich zu ihr: «Hoi du, isch de Papi do?» Sie antwortete mit «Ja», drehte sich um und schrie aufgeregt: «Papi, de Samichlaus!» Aufgelöst haben wir das nie, bis heute wird diese Geschichte mit Genuss in der Familie erzählt.

Wolfisberg hat noch andere Anekdoten auf Lager, die ihn auch Jahre später herzhaft zum Lachen bringen. So erinnert er sich etwa an das eine Mal, als er die Zettel mit den Informationen zu den Kindern vertauschte. Angefangen hat es damit, dass er einem Buben den falschen Namen sagte. Schliesslich tadelte er ihn, er schaue ein bisschen zu viel fern. Den Fehler bemerkte er erst, als der Junge entrüstet antwortete, sie hätten doch gar keinen Fernseher zu Hause.

Aber die beste Geschichte, die mir jemals passiert ist, ist die: Ich besuchte eine Familie mit zwei Buben. Der eine hat mir ein schönes Lied auf seiner Flöte vorgespielt. Da meinte sein jüngerer Bruder, er war etwa sieben, er spiele auch ein Instrument – er trommle. Der Bub verschwand in seinem Zimmer und kam mit einem riesigen Blechkessel, den er mit einem Seil um seinen Bauch gebunden hat, und zwei Kochlöffeln in den Händen zurück. Gespannt schauten wir ihn an, erwarteten irgendein schönes Weihnachtslied. Da riss er seine Augen auf, haute volle Kanne auf die Büchse, sodass es nur tätschte und klöpfte, und fing an, lauthals «Sierra Madre del Sur» zu singen. Der Diener und der Knecht mussten aufstehen und aus dem Wohnzimmer raus – sie konnten sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Der Schmutzli presste seinen Mund zusammen, wegen seiner schwarzen Farbe im Gesicht fiel es nicht so auf. Und ich konnte mein Lachen zum Glück hinter meinem Bart verstecken. Noch heute sehe ich den Buben vor mir, wie er da vollen Ernstes dieses Schlagerlied zum Besten gab. Wobei ich sagen muss: Schlecht war's nicht. Nur eben sehr, sehr unerwartet.

Verstecken spielen, statt Gedicht aufsagen

Patrik Schöpfer, Präsident der Samichlausengesellschaft Wolhusen, plaudert ebenfalls aus dem Nähkästchen. An sein allererstes Jahr als Samichlaus erinnert er sich noch gut. 2011 war's, als der mittlerweile 47-Jährige erstmals mit langem, weissem Bart und rotem Gewand von Haus zu Haus ging.

Ich habe einmal an der Tür geläutet und die Mutter machte auf – von den Kindern keine Spur. Eines hat sich im WC eingeschlossen, das andere unter dem Bett versteckt (lacht). Die Mutter geriet in Panik, schliesslich war ja jetzt der Samichlaus da. Ich habe dann einfach ruhig im Wohnzimmer auf dem Stuhl, der für mich bereitgestellt wurde, gesessen und ein paar Minuten gewartet. Die Kinder aber wollten einfach nicht hervorkommen. Also habe ich die Nüssli und Manderinli auf dem Tisch deponiert und mich mit lauter, tiefer Stimme verabschiedet: «Es ist wirklich schade, dass ihr vor dem Samichlaus Angst habt. Das sollte nicht so sein. Ich freue mich aber, wenn ich nächstes Jahr wieder bei euch vorbeikommen darf und wünsche euch jetzt schon ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.» Im Jahr darauf habe ich tatsächlich wieder dieselbe Familie besucht – und es hat wunderbar geklappt.

Dass Kinder am Anfang des Besuches grossen Respekt hätten, sei normal, meint Schöpfer. «Wenn du als Samichlaus aber einen guten Job machst, begleiten dich die Kinder am Ende noch zur Haustür, geben dir die Hand oder manchmal sogar noch den Nuggi mit.» Und an einem ganz erfolgreichen Abend dürfe der Schmutzli den Kindern dann noch ein «Brämi», also einen schwarzen Strich, ins Gesicht malen. «Das sind herzige Momente.»

Letztlich müssten die Kinder nach einem Samichlausbesuch einfach glücklich und zufrieden sein. «Für mich ist der Samichlaus ein Brauch, der – im Gegensatz zum Weihnachtsfest – noch nicht so kommerziell vermarktet ist und wirklich von Herzen kommt», sagt der Wolhuser. Ausserdem glaubt er, dass man das Samichlaus-Sein nicht einfach schauspielern kann, sondern dass einem dieses Talent einfach gegeben sein muss. Heisst: «Es braucht eine ruhige Ausstrahlung. Wenn sich ein Kind vor dir fürchtet, muss man ihm einfach Zeit geben und ja nicht mit etwas drohen wollen. Und nicht immer nur streng gucken, sondern dem Kind auch ein Lächeln schenken.» Und weil ihm dieser Punkt wirklich wichtig ist, wiederholt er zum Schluss nochmals: «Das Kind muss einfach spüren, dass es vor dir definitiv keine Angst haben muss. Diese Zeiten sind vorbei.»

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