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Luzern

Beat Züsli zur Luzerner Digitalstrategie: «Es gibt Städte, von denen wir einiges lernen können»

Der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli wehrt sich gegen die Kritik an seiner «Digitalstrategie». Nur wenn die Stadtverwaltung mitziehe, könne Luzern die ambitionierten Ziele erreichen.
Ein digitaler Stadtplan am Schwanenplatz. (Bild: Clear Channel)
Stadtpräsident Beat Züsli  (SP).

Robert Knobel

Robert Knobel

Der Luzerner Stadtrat hat kürzlich eine «Digitalstrategie» für die nächsten zehn Jahre vorgestellt. Demnach soll die Stadt Luzern in Sachen Digitalisierung ganz vorne mitmischen. Doch die Strategie, die noch vom Stadtparlament abgesegnet werden muss, erntet starke Kritik. Denn der Stadtrat setzt den Fokus auf einen Um- und Ausbau der Stadtverwaltung, während Innovationsprojekte rund um die «Smart City» weitgehend fehlen (wir berichteten). Wir haben den Luzerner Stadtpräsidenten Beat Züsli (SP) befragt, welche Ziele er mit der Digitalstrategie verfolgt.

Kritiker sagen, die Digitalstrategie ziele bloss auf einen Umbau der Verwaltung. Wieso ist deren Neuorganisation für den Stadtrat so wichtig? Beat Züsli: Die Stadtverwaltung muss sich befähigen, mit privaten und öffentlichen Partnern sowie der Bevölkerung einen digital attraktiven und wettbewerbsfähigen Lebens- und Arbeitsraum zu gestalten. Seit längerer Zeit werden von privaten Unternehmen Ideen an die Stadt herangetragen. Doch wir können diese aufgrund der fehlenden Ressourcen zu wenig werten und prüfen, ob sie für Luzern Potenzial haben. Dazu gehören digitale Veloparkingsysteme, Co-Working-Plattformen im Bereich Stadtentwicklung oder innovative Kommunikationssysteme zwischen Bevölkerung und Verwaltung. Wir müssen uns fit machen, um auf solche Vorschläge adäquat reagieren zu können – damit wir solche Pilotprojekte nicht an andere Städte verlieren. Ein erstes Pilotprojekt ist die geplante Carparking-App. Wie schätzen Sie deren Potenzial ein? Kann sie später auf andere Bereiche – etwa Autoparkplätze – oder auf weitere Städte erweitert werden? Die Stadt Luzern entwickelt das Projekt mit der EWL-Tochter Arcade Solutions, die sicherstellt, dass die App keine Insellösung für Luzern darstellt. Die Entwickler wollen diese innovative Lösung auch national anbieten können. Deshalb spielt die Vernetzung mit anderen Städten eine wichtige Rolle. Die Stadt kann als Entwicklungsraum für andere Städte fungieren und von den Erfahrungen der anderen profitieren. Wie sieht die digitale Zusammenarbeit mit anderen Städten konkret aus? Im Bereich «Smart City» sind wir auf politischer und rechtlicher Ebene auch von Vorgaben von Bund und Kanton abhängig. Deshalb will sich die Stadt Luzern zukünftig auch auf der nationalen Ebene engagieren. Wir wollen mitreden, wenn es darum geht, die Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir streben eine enge Zusammenarbeit mit anderen Städten an, etwa mit den Städten des Schweizer «Smart City Hub». Auch ausserhalb der Schweiz gibt es Städte, von denen wir einiges lernen können. Auf regionaler Ebene steht zudem die Schaffung eines «Smart City Innovation Laboratoriums» im Raum, wie dies bereits in St. Gallen existiert. Sie sprechen das St. Galler «Smart City Lab» an – ein Kompetenzzentrum aus Stadt, Firmen und Experten. Auch in Luzern gibt es Firmen im Bereich Zukunftstechnologie. Wie wollen Sie deren Potenzial nutzen? Seit drei Jahren besteht das Forum «digitale Stadt Luzern». Dabei hat sich gezeigt, dass in Luzern viele äusserst innovativ agierende digitale Unternehmen erfolgreich am Markt sind. Davon will die Stadt Luzern profitieren. Die Car-Parking-App ist ebenfalls aus diesem Forum heraus entstanden. Wir planen zudem regelmässige «round tables» mit Partnern aus Wirtschaft, Tourismus, Bildung und Forschung. Sobald die notwendigen finanziellen und vor allem personellen Ressourcen vorhanden sind, werden wir vertieft auf die verschiedenen Partner zugehen. Darüber hinaus strebt der Stadtrat an, die Digitalisierung durch einen Echoraum aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft begleiten zu lassen. Der Stadtrat will, dass Luzern in 10 Jahren zu den wegweisenden Städten gehört. Womit will sich der Stadtrat denn von anderen abheben? Unsere Digitalstrategie ist ganzheitlich. Wir delegieren die Aufgabe nicht an einige wenige Personen und konzentrieren uns auch nicht nur auf einen Fokusbereich. In 10 Jahren soll die Stadt Luzern ganzheitlich, also inklusive Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, als «Smart City» funktionieren. Dabei soll neben einem digitalen Service public auch die digitale Wirtschaft eine zentrale Rolle spielen und Luzern national und international positionieren. Eine digitale Stadt braucht auch möglichst viele Daten über diejenigen, die sich in der Stadt aufhalten. Wie stellen Sie sicher, dass die Luzerner nicht zu «gläsernen Bürgern» werden? Der Umgang mit Daten stellt für eine öffentliche Verwaltung eine grosse Herausforderung dar. Es geht darum herauszufinden, welche Daten in welcher Form externen Partnern zur Verfügung gestellt werden können, damit diese wiederum neue Projekte entwickeln können. Wir sind uns sicher, dass die Anforderungen an die Datensicherheit noch stark ansteigen werden. Gerade darum benötigt die Stadt Ressourcen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Die städtischen Betriebe VBL und EWL sammeln heute schon viele Daten. Wollen Sie diese zur Effizienzsteigerung im Verkehr oder beim Stromverbrauch nutzen? Konkret liegen noch keine entsprechenden Projekte vor. Es geht darum zu prüfen, welche Daten wo und zu welchem Zweck eingesetzt werden können. Wichtig ist, diese Daten treuhänderisch richtig einzusetzen. Die Digitalisierung darf das Vertrauen der Bevölkerung in die Verwaltung nicht aufs Spiel setzen.
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