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Luzern

Auf dem Inseli darf jeder zum Pinsel greifen

Unter Anleitung eines Künstlers kann man jeden Samstagnachmittag gratis Bilder malen. Erwachsene tun sich damit manchmal schwer – dafür sind die Kinder umso mehr begeistert.
Der Kuenstler Martin Gut beim Malen mit Magalin Chloe Goldschmidt bei der Buvette beim Inseli Luzern am Samstag, 7. Juli 2018. In den Sommermonaten kann beim Inseli unter Aufsicht von Kuenstlern gemalt werden.

Hugo Bischof

Es ist ein Sommernachmittag, wie er schöner nicht sein könnte in Luzern. Auf der Wiese beim Inseli tummeln sich Sonnenanbeter und Glaceschlecker, nebenan gibt es einen Junggesellinnenabschied. Martin Gut (42) kann sich nicht dem süssen Nichtstun hingeben, denn er baut gerade eine kleine Festbank auf, rollt ein Vlies aus, macht Farben parat. Der Luzerner Künstler bestreitet – abwechselnd mit Kurt F. Hunkeler – bis Ende September jeden Samstag das Bastel- und Malatelier der Buvette.

Initiiert wurde das Projekt von Tobias von Wartburg von der geschlossenen Galerie The Q. «Er hat Beziehungen zum Buvette-Betreiber Konrad Weber und so entstand das Malatelier vor drei Jahren», erzählt Martin Gut. Die Idee ist, dass Kinder gratis (mit Kollekte) malen und basteln können und dass Erwachsene für 20 Franken Leinwand und Farbe kaufen können. Wenn gewünscht, gibt es auch Tipps vom Profi dazu. «Letztes Jahr hatten wir eine Art Kursprogramm mit Schwerpunkten, aber das hat nicht gut funktioniert. Häufige Fragen sind zum Beispiel die nach den Farben mischen, Fragen zu grundlegenden Farbkompositionen oder auch dazu, wie man Tiefe schafft in einem Bild», sagt Martin Gut.

Zuerst mal eine Schweizerflagge

Martin Gut gibt dem ersten Mädchen ein Hemd, damit die Kleider sauber bleiben. Erst malt Magali eine Schweizer Flagge. «Die gefällt mir, auch, weil sie quasi das Umgekehrte des Krankenhaus-Zeichens ist», erläutert die zehnjährige Frankfurterin, die in Luzern in den Ferien ist. Ihre Eltern wussten von der Aktion. «Ich male auch zuhause viel für mich selber. Ich mag die Farben besonders gern. Meine Lieblingsfarbe ist roségold», führt sie aus, während sie mit schwarzer Farbe eine Art Symbol auf das Vlies malt; die sich ergebenden Zwischenräume macht sie bunt.

Auch Gabriela (11), gerade aus Tschechien nach Luzern gezogen, bekommt ein Hemd und einen Pinsel und malt drauflos: Ein Herz mit dem Schweizer Kreuz, einen nie endenden Baum, Blumen. Auch sie mag beim Malen vor allem die Farben. Ihr Cousin Philipp (9) schaut ihr erst skeptisch zu. «Er mag Burgen sehr. Da hab ich ihm gesagt, er soll doch eine malen», verrät Gabriela lachend.

«Manchmal kommen drei Leute, manchmal zwanzig. Das ist sehr abhängig vom Wetter und davon, was sonst noch so läuft in der Stadt», sagt Martin Gut. «Einige kommen, weil sie uns als Künstler kennen, doch die meisten entschliessen sich spontan zum Mitmachen.» Es seien meist mehr Kinder als Erwachsene am Malen, Erwachsene hätten mehr Mühe sich zu exponieren. Selber zeichnet der Künstler manchmal, während er den Nachmittag bei der Buvette verbringt. «Ich mag den Kontakt zu den Leuten, man begegnet sich hier anders als in einer Galerie. Ausserdem beobachte ich als Künstler natürlich auch gern unsere Gesellschaft», betont er. Er ist überzeugt, dass die meisten, die hier malen, dies nicht tun, weil sie sich künstlerisch weiterentwickeln wollen, sondern, weil es ein Erlebnis ist.

Noch bis am 22. September betreuen Kurt F. Hunkeler und Martin Gut abwechselnd das Buvette-Malatelier an den Samstagen jeweils von 14 bis 18 Uhr – natürlich nur bei gutem Wetter, also wenn die Buvette geöffnet ist.

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