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Luzern

Alain Berset schwört Bevölkerung ein: «Es wird ein anderer April als sonst»

Die Infektionskurve flacht ab. Bundesrat Alain Berset dämpft verfrühte Hoffnungen. Mit einer Beruhigung der Situation ist erst im Frühsommer zu hoffen.
Bundesrat Alain Berset lobte am Dienstag vor den Medien das neue Drive-in-Testcenter auf der Luzerner Allmend. (Bild: Jakob Ineichen,
Luzern, 31. März 2020)

Julian Spörri

Seit einer Woche ist das Drive-in-Testcenter auf der Luzerner Allmend in Betrieb. Täglich werden 15 bis 20 Personen auf das Coronavirus untersucht. Das war Anlass genug für Vertreter des Bundes, der Anlage eine Visite abzustatten. Gesundheitsminister Alain Berset und Daniel Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), machten sich zudem einen Eindruck von der Arbeit des kantonalen Führungsstabes und hatten ein Treffen mit der Luzerner Regierung.

Es sei ihm ein Anliegen gewesen, ein persönliches Bild vom Drive-in-Testcenter zu erhalten, sagte Alain Berset an der anschliessenden Medienkonferenz. Im föderalistischen System bestehe nämlich eine «Innovationskraft», so Berset weiter. An Luzern habe ihn beeindruckt, dass Spitäler und Gesundheitszentren durch das Testcenter entlastet werden könnten. Das bedeutet aber nicht, dass der Bund dieses nun allen Kantonen vorschreibt. Laut Daniel Koch könnten solche Initiativen vielmehr ein Beispiel für andere Kantone sein: «Die Kantone in der Schweiz haben unterschiedliche Voraussetzungen. Es ist deshalb begrüssenswert, dass es unterschiedliche Massnahmen gibt.» Die Kantone würden sich auch regelmässig austauschen und zweimal pro Woche eine Telefonkonferenz abhalten.

Der Föderalismus war denn auch das Hauptthema an der Medienkonferenz. Berset betonte, dass die ausserordentliche Lage nicht mehr Zentralismus, sondern ein rasches und koordiniertes Handeln von Bund und Kantonen bedeute. Paul Winiker, der Justiz- und Sicherheitsdirektor des Kantons Luzern, blies ins gleiche Horn: Die Coronakrise sei ein Ernstfall für den Föderalismus und man brauche den Bund für eine bedarfsgerechte Zuteilung der Güter des Grundbedarfs und von medizinischem Material. Der Besuch des Bundesrates mache deutlich, dass die Solidarität und Zusammenarbeit funktionieren:

«Es zeigt, dass es in der Krise nicht ‹die da oben› in Bern gibt und ‹uns hier unten› in Luzern»

, so Winiker.

Koch hofft auf eine Beruhigung im Frühsommer

Die Zahl bestätigter Coronafälle steigt in der Schweiz weiter an. Nach aktuellstem Stand des BAG sind 16 176 Fälle bestätigt. Das sind zwar 701 Personen mehr als am Montag, aber die Zahl der Neuinfektionen war auch schon grösser. Diese abflachende Kurve sprach auch Alain Berset an, als er sagte, dass man die Infektionen momentan «nicht so schlecht im Griff habe». Gleichzeitig wies der Bundesrat darauf hin, dass die Fallzahlen weiterhin steigen würden, weshalb es wichtig sei, die Massnahmen aufrechtzuerhalten. Die Bevölkerung müsse auch bei schönem Wetter in den nächsten Tagen und über Ostern zu Hause bleiben. «Es wird ein anderer April als sonst», sagte Berset.

Wie lange die aktuelle Situation anhalte, dazu wagte Daniel Koch keine Prognose. Er hoffe auf eine Beruhigung im Frühsommer. Massnahmen würden so lange getroffen, wie notwendig, ergänzte Berset.

«Es ist illusorisch zu denken, dass es am 20. April einen Rückgang in die Normalität gibt.»

Abläufe am Drive-in-Testcenter haben sich eingespielt

In der Schweiz sind bis anhin über 123 000 Tests auf das Coronavirus gemacht worden. Gemäss BAG können mittlerweile rund 8000 Tests pro Tag gemacht werden. Im Kanton Luzern liegt der Wert bei rund 100 Personen – auf das Drive-in-Center entfällt somit weniger als ein Fünftel. Die meisten Tests werden weiterhin am Luzerner Kantonsspital vorgenommen.

Nach einer Woche Betrieb zog der kantonale Gesundheitsdirektor Guido Graf dennoch ein positives Fazit über das Testcenter: «Am Anfang gab es die Herausforderung, dass Leute ohne Zuweisung vom Arzt kamen. Mittlerweile hat sich das gut eingespielt.» Die Tests werden nur bei Personen gemacht, die vom Hausarzt angemeldet worden sind und eine Bestätigung des Kantons erhalten haben. Derzeit ist das Testcenter, das vom Kanton in Zusammenarbeit mit Spitex-Organisationen und dem Zivilschutz betrieben wird, von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

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