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April, April

Sie steckt hinter dem falschen Pontius Pilatus

Am Samstag berichtete unsere Zeitung von einem sensationellen Fund: Im verlandeten Pilatussee soll Studentin Janine Heini 2000 Jahre alte menschliche Überreste entdeckt haben. Möglicherweise stammten diese gar vom legendären Pontius Pilatus, hiess es. Doch: Das war erstunken und erlogen.
Janine Heini wirft ein Stück Holz in den Pilatussee. Im Mittelalter wäre sie dafür noch verhaftet worden, weil die Luzerner glaubten, dass die Totenruhe des Pontius Pilatus dadurch gestört würde.
Bild: PD
Das Holzstück, das Janine Heini im Mondmilchloch am Pilatus gefunden hat, wurde im Jahr 1756 bei einer Erkundung der Höhle dort deponiert.
Bild: PD
Den vermeintlichen Hufabdruck von Pontius Pilatus Pferd hat der Luzerner Universalgelehrte Moritz Kappeler bereits im 18. Jahrhundert beschrieben.
Bild: PD

Echt ist hingegen das Engagement der Germanistik-Studentin Janine Heini für die Kulturgeschichte des Pilatus mit seiner reichen Sagenwelt. Die Maturaarbeit der 24-jährigen Krienserin wurde 2012 mit dem Prädikat hervorragend ausgezeichnet. Das inzwischen auf 250 Seiten angewachsene Werk ist 2014 in Buchform im Pro Libro Verlag erschienen. Auch der Auftritt von Janine Heini beim TV-Sender SWR im Rahmen der Sendung "Eisenbahnromantik" war keine Fälschung - nur wurden da keine Knochenfunde präsentiert.

Zudem bleibt es dabei: Exklusiv für unsere Leser führt Janine Heini bei gutem Wetter am  25. Mai (Auffahrt) eine kulturhistorische Wanderung zu sagenumwobenen Plätzen am Pilatus durch. Anmeldung unter: stadt@luzernerzeitung.ch. Details folgen. Die Platzzahl ist beschränkt.

Ein Holzstück mit Geschichte

Mit ihrem Wissen rund um den Drachenberg hat die Krienserin wesentlich dazu beigetragen, damit diese 1.April-Geschichte, die auch ihre Idee war, einen Hauch von Glaubwürdigkeit erhielt ( hier  können Sie den Artikel nachlesen). Natürlich war auch Kantonsarchäologe Jürg Manser in die Sache eingeweiht. «Die Idee ist entstanden, weil ich am Pilatus schon zwei Entdeckungen gemacht habe, die tatsächlich auf alten Hinweisen aus dem Archiv beruhen», führt die 24-jährige aus.

Vor zwei Jahren hatte sie gemeinsam mit ihrem Vater tief in der Höhle des Mondmilchlochs am Pilatus alte Baumstämme gefunden. Mit Hilfe einer dendrochronologischen Altersbestimmung konnte das Schlagjahr der gefundenen Bäume zweifelsfrei hergeleitet werden. «Es waren jene Bäume, welche der Luzerner Patrizier Franz Ludwig Pfyffer bei der Erkundung der Höhle im Jahre 1756 dort deponiert hatte. Er hatte nämlich in seinem Bericht dazu geschrieben, dass sie Bäume in die Höhle geschleppt hätten, um im Notfall Brücken zu bauen», so Heini nicht ohne Stolz.
 

Legendärer Hufabdruck hinter Heidelbeersträucher

Die zweite Entdeckung war der sogenannte Hufabdruck des Rosses von Pontius Pilatus. Der Luzerner Universalgelehrte Moritz Kappler (1685 – 1769) schrieb in seiner Bergmonographie Pilati Montis Historia, wie Pontius Pilatus durch einen Zauberer in den Pilatussee gebannt wurde. Sein Dämon in Gestalt eines Pferdes habe dabei auf einem Felsen eine Hufspur, eine halbmondförmige Vertiefung, hinterlassen. «Nach langem Suchen ent­deckten wir unter Moos und Heidelbeer­sträuchern verborgen auf einem Felsbrocken tatsächlich diesen angeblichen Hufabdruck.»

Selbstgebasteltes Forscher-Werkzeug

Im letzten Sommer führte Janine Heini gemeinsam mit ihrem Vater für die Pilatus-Bahnen AG eine kulturhistorische Bergwanderung durch. «Am Pilatussee erläuterte ich die Pontius Pilatus Sage. Daraufhin sagte ich im Scherz, es wäre doch phantastisch, wenn wir jetzt auch noch einen realen Hinweis auf Pontius Pilatus finden würden.» Um die ganze Geschichte echt erscheinen zu lassen, bauten Heinis schliesslich eine Vorrichtung, um am Pilatussee reale Rammkernbohrungen vorzutäuschen. «Diese haben wir aus leichten Kunststoffrohren gebaut, denn schliesslich mussten wir alles auf dem Rücken zum Pilatussee schleppen.» Schliesslich hat ihre Idee den Weg auf unsere Redaktion geschafft.

uus

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