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Luzern

150 Jahre Turnverein Kriens: Zu Beginn benötigten die Mitglieder etwas Anlauf

Der Turnverein Kriens feiert dieses Jahr ein grosses Jubiläum. Zu Beginn hatten die Mitglieder allerdings mit der Motivation zu kämpfen – es wurden deswegen gar Bussgelder fürs Nichterscheinen eingeführt.
Der Turnverein Kriens mit Otto Merkofer am Tamburin am Kreisturnfest in Stans 1961. Bild: PD
Szene vom Eidgenössischen Turnfest 1963 in Luzern. Bild: PD

Theres Bühlmann

Theres Bühlmann

Es muss wohl etwas Spezielles gewesen sein für jene 27 Männer, die am 29. Juli 1868 im damaligen Hotel Pilatus in Kriens die Statuten unterzeichneten, so den Turnverein Kriens aus der Taufe hoben, der nun sein 150-Jahre-Jubiläum feiern kann. Als Präsident amtete damals Friedrich Bell. Um der Bevölkerung das Turnen näher zu bringen, wurde dank der Initiative des Bürgerturnvereins Luzern ein Schauturnen veranstaltet.

Einfach gestaltete sich das Unterfangen aber nicht. Es gab keine Halle, keine Geräte, keinen fest zugewiesenen Platz. Die Motivation der Mitglieder lief später auf Sparflamme, jedenfalls sah sich der Präsident veranlasst, an der Generalversammlung Bussgelder für Nichterscheinen zu erheben: 10 Rappen für die Turnprobe, 20 Rappen für die Monatsversammlung und 50 Rappen für die Generalversammlung. Der Vorstand stellte mehrmals erfolglos an den Gemeinderat ein Gesuch, dem Verein einen Turnplatz zu überlassen. Um die Situation zu entschärfen, stellte der damalige Pilatus-Wirt seinen Garten als Turnplatz und bei schlechtem Wetter den Saal zur Verfügung. Doch bereits 1887 war der Verein Organisator des 4. Zentralschweizerischen Turnfestes, welches auf der überbauten Matte oberhalb des Bellparks stattfand. 1892 kam es dann zur Realisierung der Dorfturnhalle.

Es durfte nur Limonade getrunken werden

Als Meilenstein wird der erstmalige Besuch eines Eidgenössischen Turnfestes (ETF) 1906 in Bern bezeichnet. «Die Hauptprobe in Hochdorf war so schlecht, dass man die Übungen nicht ansehen durfte», schrieb ein Chronist damals. Der Oberturner muss wohl ein Machtwort gesprochen haben, denn ab sofort wurde sechs Mal in der Woche geprobt und die Busse für das Fehlen an der Turnstunde auf einen Franken erhöht. Mit Erfolg, denn die Leistungen gelangen laut Chronist vorzüglich und wurden mit einem Lorbeerkranz ausgezeichnet. Um den Zug nach Bern zu erreichen, marschierten die Krienser nach Luzern und in der Festhütte durfte nur Limonade getrunken werden.

«Die Hauptprobe in Hochdorf war
so schlecht, dass man die Übungen
nicht ansehen durfte.»

Jede Menge Regional-und Kantonalturnfeste und neun eidgenössische Turnfeste hat der heute 85-jährige Otto Merkofer besucht; das erste 1951 in Lausanne. Traditionsgemäss wurde ganz in Weiss geturnt mit Strammstehen vor dem Kampfgericht. Der gelernte Möbelschreiner und spätere Briefträger übernahm 1960 für acht Jahre das Amt des Oberturners – zu einer Zeit, als die Turner noch auf die lauten Kommandos ihrer Übungsleiter hörten, die dann später vom Tamburin abgelöst wurden. Merkofer führte seine 32 Männer 1963 an das Eidgenössische Turnfest nach Luzern. «Ich wollte möglichst vielen Turnern eine Einsatzmöglichkeit bieten», blickt er zurück. Merkofer baute in die Körperschule, der Vorläufer der heutigen Gymnastik, eine dreistufige Pyramide ein, die dann auch in den Medien Niederschlag fand.

Als musikalische Person konnte Merkofer sich nicht so richtig mit dem Tamburin anfreunden, kaufte auf eigene Rechnung ein Tonbandgerät und nahm jeweils am Samstagabend die Hitparade im Südwestfunk auf, um so die Proben musikalisch zu untermalen. Beim Kantonalturnfest 1966 in Reiden und beim Eidgenössischen 1967 in Bern turnten die Krienser live nach Klaviermusik, als Pianistin betätigte sich Trudi Gürber. Für die Proben wurde die Musik auf Band aufgenommen und später geschnitten. «Wir haben viel Zeit aufgewendet, bis die Übungen und die Musik übereinstimmten», sagt Merkofer. Der Aufwand lohnte sich, denn er durfte viele Komplimente entgegennehmen. Er war es auch, der 1964 das Turnen für jedermann ins Leben rief, welches er während 27 Jahren leitete «und ein grosser Erfolg war». Er betätigte sich auch als Kampfrichter und war Regionen-Obmann für die Zentralschweiz.

Grosses Fest am 25. August

Der Turnsport war im Laufe der Jahre einem grossen Wandel unterworfen, die Tenues sind bunt geworden, immer mehr Disziplinen fanden Eingang ins Programm; und von Johann Strauss bis Michael Jackson sind auf den Wettkampfplätzen sämtliche Musikstile zu hören. «Das ist der Lauf der Zeit, ich musste mich auch erst daran gewöhnen», sagt Merkofer. Heute zählt der STV Turnverein Kriens 110 Aktive und rund 40 Jugendriegler, dazu Ehren-und Passivmitglieder und Gönner. Präsident ist Ruedi Baumgartner (51). «Wir haben vor allem bei den älteren Turnern Neuzugänge zu verzeichnen. Hier stehen die Kameradschaft und der Sport in der Gemeinschaft im Vordergrund», sagt er. «Ein wichtiges Anliegen ist mir aber auch, der Jugend ein breites Angebot anbieten zu können.» Nun freuen sich die Turnerinnen und Turner auf den 25. August, dann findet in der Krauerhalle das gemeinsame Jubiläumsfest mit Show und Unterhaltung statt.

Mehr Infos auf www.stvkriens.ch und www.tivkriens.ch

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