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Luzern

100 Jahre Pistolenclub Malters: Geschossen wurde in der Natur – und im Anzug

Der Pistolenclub Malters feiert sein grosses Jubiläum. Die Vereinsgeschichte erzählt von zahlreichen Erfolgen an Schweizermeisterschaften oder am Morgartenschiessen. Dabei war die Pistole als Waffe zu Beginn nicht besonders beliebt.
In den Anfangsjahren – hier eine Aufnahme von 1927 – wurde noch mit Anzug und Krawatte aufs freie Feld geschossen. (Bilder: PD/Pistolenclub Malters) 
Mitglieder des Pistolenclubs Malters 1961 am Seewenalpschiessen.

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Ein echter Mann, ja ein wirklicher Patriot, der schiesst mit dem Gewehr. Das war die Haltung vieler im 19. Jahrhundert. Nur Offiziere und höhere Unteroffiziere trugen eine Pistole, sie galt als elitär. «Die Pistole als Faustfeuerwaffe war ausserdem erst zu ungenau. Doch dann entwickelte die Eidgenössische Waffenfabrik um 1900 eine sehr präzise Pistole, mit der die Schweizer Schützen sogar Weltmeister wurden. So wurde das Pistolenschiessen langsam populärer», erzählt Peter Bühlmann. Der Jurist aus Malters hat die Vereinsgeschichte des Pistolenclub Malters zu dessen 100-Jahr-Jubiläum aufgearbeitet. Dabei kam ihm zugute, dass sein Vater eines der Gründungsmitglieder war.

«Nach Ende des Ersten Weltkriegs kam 1919 das gesellschaftliche Leben wieder etwas in Schwung. Als die Schützen aus Malters am Schweizer Pistolenfeldwettschiessen in Luzern mitmachen wollten, schickte man zwanzig Pistole oder Revolver tragende Männer und gründete dazu eine Art Untersektion der Schützengesellschaft», erzählt Peter Bühlmann. Die Schützen seien auf dem stolzen 6. Rang gelandet. «Damals gab es neben den zwei Gewehrschiessvereinen und dem Pistolenclub im Dorf nur noch den Turnverein, den Kirchenchor, den Männerchor und die Musikgesellschaft», so der alt Gemeinderat.

Aufs freie Feld hinausgeschossen

«Die Schützen hatten keinen Stand zum Üben, aber der Bauer erlaubte, dass sie aufs Feld hinausschiessen – bis ihm auffiel, dass seine Obstbäume oft getroffen wurden», so Bühlmann. Daraufhin sei dann 1929 ein Schiessstand zum Üben gebaut worden. Trotzdem schoss man aber auch weiterhin in der freien Natur, wie zum Beispiel beim traditionellen Gummschiessen am Regenflühli. Wie wichtig die Gesinnung beim Schiessen war, zeigt sich auch beim Tenue: Die Herren schossen im Anzug, oft mit Krawatte. Und ja, es waren lange Zeit nur Herren. Bühlmann:

«Der Schiesssport kam natürlich aus dem Militär, es ging um das Trainieren für den Ernstfall. 1982 wurden die Statuten zwar so geändert, dass auch Frauen Mitglied werden konnten, doch die erste wirklich aktive Schützin kam erst 1996 dazu.»

Heute können Mädchen und Jungen ab zehn Jahren Pistolenschützen werden, wer keine Waffe hat, kann mit einer Leihwaffe schiessen.

Über die hundert Jahre Vereinsgeschichte gab es ruhigere und erfolgreichere Jahre. «Gestartet ist der Verein mit 22 Mitgliedern, dann wuchs die Zahl der Schützen bis zum Zweiten Weltkrieg auf 45 an, später waren es sogar mal um die 90. Heute sind wir 42 Aktivmitglieder, der älteste ist 85 Jahre alt, die jüngste 16», sagt Bühlmann, der selbst nur ans Feldschiessen, ans Obligatorische und an vereinsinterne Schiessen geht. Als aktiver Schütze mit Wettkampflizenz müsste er mindestens einmal in der Woche trainieren, im Winter mit der Luftpistole. Die mentale Vorbereitung sei mindestens so wichtig, den Schuss zu visualisieren.

Schabernack und Sieg dank Rechenfehler

Beim Stöbern in der Vereinsgeschichte stiess Peter Bühlmann auf allerlei Kurioses. Da war das Jahr, in dem Hornissen im Zeigerhüsli ihr Unwesen trieben. «Nach ein paar Bier fuhren drei Schützen mit Schrotflinte, Taschenlampe und Auto ausgerüstet zum Hüsli, einer leuchtete, der zweite schoss ins Nest, dann rannten sie zum Auto und fuhren davon», erzählt er. Der Hornissenschwarm verliess das Hüsli, die Schüsse hatten aber einen rechten Schaden angerichtet. «Einmal haben die Pistolenschützen einen Sieg zu viel gefeiert, weil jemand falsch gerechnet hat», sagt der Jurist schmunzelnd.

Den Zugang zum Schiessen bekommen viele über das Militär. So erklärt sich Peter Bühlmann auch, wieso es weniger Frauen hat. Heute konkurrenziert der Pistolenclub ausserdem mit etwa 80 Vereinen in der Gemeinde. So werden auch die Kinder von Peter Bühlmann die Leidenschaft fürs Pistolenschiessen nicht weitertragen. «Meine Kinder hatten immer andere Freizeitinteressen. Meinen Vater freute es damals, dass ich und meine zwei Brüder schiessen gegangen sind.» Den ehemaligen Gemeinderat fasziniert am Pistolenschiessen die Präzision, der Wettbewerb und die Kameradschaft.

Der Pistolenclub Malters ist ein erfolgreicher Club mit vielen guten Schützen. 26 Mal haben sie das Morgartenschiessen gewonnen. Leistung steht heute mehr im Fokus als das Vaterländische.

«Trotzdem kann man wohl sagen, dass sich im Schiesssport Menschen treffen, denen Begriffe wie Heimat oder Schweiz wichtig sind, denen Tradition wichtig ist»

, sagt Bühlmann. Die Vereinsmitglieder gehörten jedoch durchaus unterschiedlichen politischen Richtungen an.

Für die Zukunft ist Peter Bühlmann zuversichtlich: «Wir haben gute Schützen, die auch bei der Ausbildung der Jungschützen helfen. Mit unserer Nachwuchsförderung und unserer Clubleitung bin ich sicher, dass wir ein Spitzenclub unter den Schweizerischen Pistolensektionen bleiben». Nun wird Jubiläum gefeiert. Mit Musik von The Pilks und Hubi geht es am 29. Juni im Schiessstand Rüti in Malters rund. Natürlich gibt es an diesem Tag auch ein Jubiläumsschiessen und die Jubiläumsschrift erscheint ebenfalls.

Mehr Infos: www.pistolenclub-malters.ch

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