Sandro Renggli
Das Gesundheits- und Sozialdepartement (GSD) des Kantons Luzern startet ab Montag mit einem Pilotbetrieb von präventiven, repetitiven Corona-Tests in sieben Betrieben. Im Rahmen von freiwilligen Tests, die einmal pro Woche im jeweiligen Betrieb durchgeführt werden, sollen asymptomatische mit Covid-19 infizierte Personen eruiert und so Ansteckungsketten zu einem möglichst frühen Zeitpunkt unterbrochen werden. Wie das GSD mitteilt, haben sich rund 1500 Personen aus den sieben Betrieben zur Verfügung gestellt, um freiwillig am Pilotprojekt teilzunehmen.
Impfen und Testen – es sind zwei der Grundpfeiler der Schweizer Coronastrategie. «Das Impfen in den Impfzentren läuft gut», sagt David Dürr, Leiter der kantonalen Dienststelle Gesundheit und Sport. Anders läuft es bei den Tests. Seit dem 15. März übernimmt der Bund die Kosten für alle Coronatests, auch bei asymptomatischen Personen. Der Haken: Es lassen sich trotzdem kaum mehr Personen testen als vorher. «Die Testpoints, die es schon gab, werden nicht wirklich genutzt», räumt Dürr ein. Deshalb verfolge der Kanton jetzt eine neue Strategie:
«Wenn die Leute nicht zu uns kommen, gehen wir zu ihnen.»
Kanton startet Pilotphase – endgültige Logistik aber noch unklar
Getestet wird mit PCR-Speicheltests, die im Labor zu Fünfergruppen gepoolt und analysiert werden. Ergibt sich bei der Analyse, dass die Speichelprobe einer Gruppe positiv ist, werden die betreffenden fünf Personen individuell getestet. Diese müssen sich dann in Selbstisolation begeben bis die Resultate vorliegen. Das Labor meldet positive Resultate dem Bund und dem Luzerner Contact-Tracing-Team, getestete Personen erhalten das Ergebnis via SMS.
Bereits am Samstag will der Kanton die Ergebnisse der ersten Testwoche auswerten. Im Anschluss sollen mögliche Optimierungen vorgenommen und das weitere Vorgehen beschlossen werden. Ziel sei, dass der Pilotbetrieb möglichst rasch in einen regulären Betrieb überführt werden kann. Die Logistik des Regelbetriebs ist dabei noch unklar, wie David Dürr einräumt: «Bei sieben Betrieben ist das kein Problem, aber wie wir die Logistik für 1000 Betriebe organisieren, wissen wir noch nicht.» Gemäss Dürr soll aber spätestens nach Ostern ein klarer Plan vorliegen. «Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich breitflächig zu testen und asymptomatische Personen zu entdecken. Durch deren Isolation kann die Übertragung des Virus unterbunden und dadurch die Fallzahlen gesenkt werden. Darum ist es wichtig, dass wir asymptomatische Personen entdecken.»
Quarantäne «light» bei Coronafällen im Betrieb
Betriebe, die sich am kantonalen Testsystem beteiligen, profitieren nicht nur dadurch, dass ihre Mitarbeiter besser geschützt sind: Sofern sich 80 Prozent der Mitarbeiter eines Betriebs einmal pro Woche testen lassen, profitieren diese von einer Quarantäne «light», wenn sie bei der Arbeit Kontakt zu einer positiven Person hatten. Dies bedeutet, dass die Person arbeiten darf. Ausserhalb der Arbeit gilt die Quarantäne. «Mit dieser Strategie soll für Betriebe ein Anreiz geschaffen werden, sich an den Tests zu beteiligen.»
An präventiven Coronatests interessiert ist die Emmi AG. «Erstens können regelmässige, präventive Tests ein Grundmass an Sicherheit für unsere Mitarbeiter gewährleisten», findet Kommunikationschef Markus Abt. «Weiter begrüssen wir natürlich jede Massnahme, die die Einschränkungen für unseren Betrieb abschwächen.»
Wie sich die Emmi dann konkret an dem kantonalen Projekt beteiligen wird, kann Abt aufgrund der unklaren logistischen Situation aber noch nicht sagen. Die vom Kanton vorgeschlagene Strategie ist für den Betrieb mit einem grossen zeitlichen Aufwand verbunden. «Wir warten eigentlich eher darauf, dass die Speichel-Schnelltests freigegeben werden, die Emmi selber beschaffen würde, und die unsere Mitarbeiter selber machen würden. Die Kosten könnte der Bund im Nachhinein übernehmen.»
Beim Kanton hat man Verständnis für das Bedürfnis nach Schnelltests. «Grundsätzlich sind PCR-Tests immer genauer als Speichel-Schnelltests», erklärt David Dürr. Deshalb müssen positive Speichel-Schnelltest durch einen PCR-Test bestätigt werden. «Was aber für die Schnelltests spricht, ist natürlich der minimierte Zeitaufwand . Die PCR-Tests sind zeitlich und logistisch massiv aufwendiger.» Das Ziel des Kantons sei deshalb, vom BAG zugelassene Speichel-Schnelltests in die kantonale Teststrategie zu integrieren und dem Bund zu unterbreiten sobald dies möglich ist, so Dürr. «Der Bund muss die besagten Schnelltests aber zuerst zulassen.»