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Hochwasserschutz

Letzte Zentimeter Gestein fallen im Obwaldner Entlastungsstollen

Er ist das Herzstück des Hochwasserschutzprojekts Sarneraatal in Obwalden: Der 6,5 Kilometer lange Entlastungsstollen Ost. Am Mittwoch brechen die Mineure die letzten Zentimeter Gestein aus und feiern nach mehr als zwei schwierigen Jahren den offiziellen Durchschlag.
Bild: KEYSTONE/URS FLUEELER

Der Stollen führt vom Sarnersee bei Sachseln bis nach Alpnach, wo er in die Sarneraa mündet. Bei Hochwasser soll er helfen, den Seepegel zu regulieren und Überschwemmungen zu verhindern. Er hat einen Durchmesser von 6,5 Meter und eine Kapazität von bis zu 100 Kubikmetern Wasser pro Sekunde.

Vom "Andrehen" der Tunnelbohrmaschine am 2. Dezember 2020 bis zum Durchschlag war es allerdings ein steiniger Weg mit zahlreichen Rückschlägen und Verzögerungen. Ursprünglich hätte der Stollen im Sommer 2022 ausgebrochen sein sollen. 20 Meter Fortschritt pro Tag erwartete man von der Tunnelbohrmaschine.

Alleine, es ging langsamer, 13 Meter waren es bloss. Eindringendes Wasser und lockeres Gestein behinderten und verteuerten die Arbeiten. Immer wieder kam es zu Niederbrüchen, sodass mehr Stahlbögen eingebaut werden mussten. 50 Arbeiter waren täglich auf der Tunnelbaustelle beschäftigt.

180 Millionen Franken

Zuletzt musste der Obwaldner Baudirektor Josef Hess (parteilos) einen Zusatzkredit vom Parlament absegnen lassen: Die Kosten für das Gesamtprojekt waren von ursprünglich 115 Millionen auf 180 Millionen Franken angewachsen.

Hess musste sich dazu immer wieder auch kritische Voten anhören und war selber nicht erfreut über die Entwicklung. Zur Frage, ob das Projekt genauer hätte abgeklärt werden können, sagte er: "Mehr Probebohrungen machen die Geologie nicht besser." Zudem seien diese teuer. Im Nachhinein hätte man das Projekt aber nicht an einen Totalunternehmer vergeben sollen.

Mit dem Durchstich ist der Stollen noch lange nicht fertig. Nachdem die Tunnelbohrmaschinen abtransportiert sind, wird der Stollen mit einer Betonabdeckung versehen, und die Ein- und Auslaufbauwerke werden erstellt. Das Bauwerk soll auf die Hochwassersaison 2026 in Betrieb gehen - drei Jahre später als einst geplant.

Finanziert wird das Jahrhundert-Hochwasserprojekt in Obwalden über eine Zwecksteuer. Wegen der Verteuerung muss diese vier Jahre länger, voraussichtlich bis ins Jahr 2031, erhoben werden.

Das Projekt geht auf das Hochwasser von 2005 zurück, als rund um den Sarnersee und die Sarneraa Schäden von über 250 Millionen Franken entstanden sind. 2014 gab das Stimmvolk grünes Licht für den Bau. (sda)

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