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Zug

Lesermeinungen im Zusammenhang mit dem Krieg in Osteuropa

Zur Lage in der Ukraine

Ein Krieg ist das Abscheulichste, was die Menschheit hervorbringen kann. Es vernichtet unzählige Menschenleben, es vernichtet die Hoffnung ganzer Generationen und es vernichtet Milliarden von Bruttosozialprodukt und damit Eigentum von Tausenden, oder sogar Millionen von Menschen.

Es wäre daher nicht mehr als gerecht, wenn die Vermögenswerte unzähliger Oligarchen, die sich nicht von Putin distanzieren, eingefroren würden, damit sie nach dem von Putin angezettelten Krieg der notleidenden Bevölkerung für den Wiederaufbau verwendet werden könnten. Denn durch die aktive Unterstützung des Systems Putin werden diese Oligarchen zu Mittätern in diesem scheusslichen Krieg und unterliegen damit der Solidarhaftung für die durch die russische Armee angerichteten Schäden in der Ukraine. Mit Geld kann man zwar kein Menschleben wettmachen, aber man könnte der ukrainischen Bevölkerung die materiellen Sorgen nach dem Krieg etwas lindern. Deshalb fordere ich den Bundesrat und die Banken umgehend auf, die Vermögenswerte dieser Oligarchen und des russischen Staates vorsorglich zu sperren.

Josef Wüest, Steinhausen

Seit 2011 sind wir mit der Ukraine verbunden. Eine ehemalige Konfirmandin baute in Rivne ein Hilfswerk auf. Viele Sattelschlepper mit älteren Spitalbetten fuhren von Wabern in die Ukraine. Psychiatrische Kliniken konnten so den Patienten einen würdigen Aufenthalt bieten. Waisenheime erhielten kindergerechte Ausstattungen. Gleichzeitig sind wir mit Menschen in Russland verbunden. Unsere Kinder machten Schulaustausche in Russland. Viele Kontakte blieben und wir vernehmen von ihren Gefühlen: Scham, Entsetzen und Angst. Das Leiden vervielfältigt sich mit jedem Tag auf beiden Seiten. Bekannt waren die Proteste der Mütter toter Soldaten. Ihre Trauer und ihr Mut haben in Russland bereits oftmals eine Wirkung erzielt, die selbst die Machthaber des Kremls nicht ignorieren konnten.

In Zug haben wir Gott sei Dank keine Mütter von toten Soldaten. Die Stimme erheben können wir gleichwohl. Das Gebet für den Frieden soll sichtbar machen, wie viele Menschen ratlos sind und schockiert. Die Kerzen auf dem Vorplatz der Kirche deuten nach jener Helligkeit, die in diesen Tagen in vielen mächtigen Köpfen völlig fehlt.

Menschen, die aus der Ukraine stammen, erleben Todesängste um Freunde und Angehörige. Ein Friedensgebet ist ein starkes Mittel gegen Sprachlosigkeit und Resignation. Gebete, für viele Menschen nicht ganz verständlich, helfen uns, das Unkalkulierbare, das Schreckliche ein wenig kalkulieren zu können. Daraus lässt sich Kraft schöpfen.

Vielleicht bringt das Wort «Textur» alles zum Ausdruck, was Gebete leisten können: Einander unbekannte Menschen stehen zusammen, zünden zusammen Kerzen an und bilden so eine Oberfläche, die das Muster der Gesichter, die Oberfläche der Seelenhaltung sichtbar machen. Mehr können wir nicht tun.

Weniger jedoch schon. Und dieses Nichtstun ist für fühlende Wesen keine Option.

Barbara und Christoph Baumann, reformierte und katholische Kirchen Zug

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