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Zug

Lebendig, divers und gerüstet für die Zukunft: Eine Momentaufnahme des Zuger Walds

Seit 1921 setzt sich Wald Zug für eine nachhaltige Waldwirtschaft ein. Zum Jubiläum hat der Verband eine Festschrift herausgegeben, die sich mit aktuellen Themen beschäftigt.
Ein anderer Blickwinkel auf den Wald. Hier die Waldstrassen im Bannholz auf dem Zugerberg und Walchwilerberg. (Bild: Andreas Busslinger)
Walter W. Andermatt, Präsident von Wald Zug (links), und Autor Stefan Doppmann mit der Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum des Verbands. (Bild: Maria Schmid (Baar, 5. April 2022))
Der Wald als Naherholungsgebiet, etwa beim Weiher im Steinhauserwald. (Bild: Andreas Busslinger)
Totholzbäume bieten verschiedenen Tieren und Insekten Lebensraum. Darum werden sie manchenorts bewusst stehen gelassen. (Bild: Andreas Busslinger)
Der Blick geht von der Halsegg über das Hürital in Unterägeri. Rund ein Drittel der Fläche des Kantons ist Wald. (Bild: A)

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Fährt man mit den Fingerkuppen über den Einband des Buches, glaubt man die Jahrringe des abgebildeten Baumstammes tatsächlich zu spüren. Der erste Eindruck des Werks, das vom Verband Wald Zug herausgegeben wurde, soll nicht täuschen: Der Leser ist nahe dran am Thema. Bei der Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum des Verbands steht für einmal nicht die Geschichte im Zentrum, sondern die Gegenwart. Welche Rolle hat der Wald heute für die Gesellschaft und aus wirtschaftlicher Sicht? Wie wird sich der Wald entwickeln, gerade auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel?

Der Verband Wald Zug setzt sich für die Interessen der Waldeigentümer ein. Früher hiess der Verband Waldwirtschaftsverband, und ursprünglich Holzproduzentenverband. Die Holzproduktion war seit jeher ein wichtiges Ziel und die wirtschaftliche Grundlage der Verbandsmitglieder. Seit langem wird auch eine naturnahe Waldwirtschaft unter guten Rahmenbedingungen angestrebt.

«Es handelt sich bei der Festschrift um eine Momentaufnahme», führt Walter W. Andermatt, Präsident von Wald Zug, aus. «Wir wollten ein gut lesbares, ansprechendes Werk machen, ohne allzu viele Grafiken und Zahlen.» Viel Platz wurde den Bildern eingeräumt. Seitengross, teils sogar über zwei Seiten präsentieren sie die Wälder des Kantons in den verschiedensten Schattierungen und Jahreszeiten – fotografiert von Andreas Busslinger. Für das Konzept und den Text zuständig war Stefan Doppmann, selbstständiger Texter aus Baar. Für die Grafik sorgte die Baarer Agentur Guldin.

Ein Streifzug durch die verschiedenen Bereiche der Waldwirtschaft

Thematisiert werden in den Kapiteln etwa die Holznutzung, die Ausbildung der Forstarbeiter und die verschiedenen Aufgaben des Waldes. Dafür hat sich Stefan Doppmann zusammen mit verschiedenen Waldeigentümern und Forstfachleuten auf ins Gehölz gemacht. «In der Gegenwart gibt es einige Herausforderungen im Umgang mit dem und im Wald», führt Doppmann aus und ergänzt:

«Es geht aber nicht ums Jammern, sondern darum, den Interessierten die Zusammenhänge aufzuzeigen, genauso wie die Vielfalt, die der Forst und dessen Nutzung zu bieten haben.»

Als Laie sei es nicht einfach, die ganze Komplexität zu erkennen. Doppmann führt das an einem Beispiel aus: «Hört man beim Spazieren im Wald eine Motorsäge aufheulen, denkt man vielleicht, dass hier jemand einen Baum umbringt. Dass das auch ein Teil der Waldpflege und damit notwendig für ein gesundes Ökosystem ist, wissen viele vielleicht nicht.»

Dass dieses Ökosystem empfindlich ist, darauf geht Doppmann im Kapitel Freizeitnutzung ein. «Wenn Erholungssuchende dem Wald Stress bereiten», lautet die Überschrift. Der Wald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet, das während der Pandemie einen regelrechten Schub erlebt hat. Hinzu kommen als Stressfaktoren die wachsende Bevölkerung und der damit verbundene Siedlungsdruck.

Zudem sei der Wald ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere. «Die Bevölkerung hat ein Betretungsrecht, aber der Wald gehört auch jemandem», führt Stefan Doppmann aus. Die Nutzung des Walds als Freizeitort sei mit Kosten für die Eigentümer verbunden, etwa was das Bereitstellen und den Unterhalt von Feuerstellen, Wegen oder auch Robidog-Kästen angehe. Es gehe darum, Lösungen zu finden, mit denen alle Beteiligten leben können.

Die Mitglieder des Verbands besitzen 75 Prozent der Waldfläche

Apropos Eigentum: Drei Viertel der 24'000 Hektaren Wald im Kanton Zug gehören den 13 grösseren Waldeigentümern. Darunter befinden sich die Korporationen. Rund ein Drittel der Fläche des Kantons ist übrigens mit Wald bedeckt.

Das 100-Jahr-Jubiläum hätte eigentlich bereits im letzten Jahr gefeiert werden sollen. Gegründet wurde der Verband nämlich 1921. Doch, wie so vieles andere, fiel auch dieses Vorhaben aus bekannten Gründen ins Wasser. Nun soll das Fest nachgeholt werden. Vom 28. Juni bis 3. Juli ist Wald Zug auf dem Siehbach-Areal in Zug präsent. «Wir planen eine informative Ausstellung und freuen uns auf die Veranstaltungen», blickt Walter W. Andermatt voraus.

Ein weiterer Abschnitt der Festschrift ist dem Klimawandel – und damit in gewisser Weise auch dem Blick in die Zukunft – gewidmet. Martin Ziegler, Leiter des kantonalen Amts für Wald und Wild gibt Auskunft. Der Leser erfährt, dass der Klimawandel aus ökologischer Sicht für unsere Region nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance sein kann.

«Es wird den Zuger Wald auch in 100 Jahren noch geben, aber vielleicht in anderer Zusammensetzung»,

zitiert Stefan Doppmann Martin Ziegler. Die Natur passe sich den Gegebenheiten an und der Zuger Wald sei für die Zukunft gut gerüstet. Wichtig sei, dass der Wald breit aufgestellt sei, eine grosse Artenvielfalt bieten könne. «Die Eigentümer sowie der Kanton haben ihre Hausaufgaben gemacht», so das Fazit in der Festschrift.

Ökonomisch betrachtet hingegen überwiegen die Risiken. Der Holzzuwachs immt ab und lang anhaltende Trockenheit kann Ausfälle verursachen, wenn ungünstige Umstände zusammentreffen. Etwa, wenn von der Dürre geschwächte Bäume von einem Sturm erfasst werden oder wenn sich der Borkenkäfer in solchen geschwächten Beständen vermehrt.

In seiner Kernaufgabe, dem Vermitteln zwischen Waldeigentümern und der Politik, ist der Verband erfolgreich unterwegs: «Es gab Zeiten, in denen die Politik unseren Anliegen nicht so viel Verständnis entgegengebracht hat. Da haben wir uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass der Handlungsspielraum der Waldeigentümer erhalten bleibt», sagt Walter W. Andermatt im Buch.

Das Buch kann direkt über den Verband Wald Zug bezogen werden.

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