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Luzern

Leben in Genossenschaftswohnung trotz Hör- und Sehproblemen

Ältere Personen mit Sinnesbeeinträchtigungen sollen von ihrem Wohnumfeld besser unterstützt werden. Ein Pilotprojekt hat bereits erste Verbesserungen gezeigt.

Menschen mit Seh- und Hörbehinderung im Alter den Alltag erleichtern und ihr Umfeld mit Hilfe einfacher Kommunikationsmassnahmen sensibilisieren: Das ist das Ziel von «Wie bitte?». Das schweizweite Pilotprojekt wurde im vergangenen Jahr vom Kompetenzzentrum Seh- und Hörbehinderung im Alter (KSiA) gemeinsam mit Wohnbaugenossenschaften durchgeführt. Auch die Oekumenische Wohnbaugenossenschaft Luzern (OeWL) hat daran teilgenommen.

Grössere Schrift und mehr Licht im Treppenhaus

Nun hat das KSiA die Auswertung des Pilotprojekts publiziert. Es zieht eine positive Bilanz. So habe sich knapp ein Viertel der Bewohnerschaft mit Nachbarinnen kurz oder länger über das Thema ausgetauscht, knapp ein Fünftel habe vorgeschlagene Tipps ausprobiert. Einhellig seien die Teilnehmenden im Fokusgruppengespräch sowie 72 Prozent der Befragten der Meinung, dass es wichtig sei, die Sinnesbeeinträchtigung von Betroffenen zu kennen. Massnahmen zur Verbesserung eines barrierefreien Umfeldes, wie grössere Schrift in Aushängen oder Anleitungen, Verbesserung der Beleuchtung oder Treppenmarkierungen seien seitens der Wohnbaugenossenschaften bereits umgesetzt oder in Planung.

«Nur» schwerhörig, nicht dement: Missverständnissen vorbeugen

Zudem «scheint das Bewusstsein von Schwierigkeiten bei Gruppenaktivitäten für ältere Personen mit Hörbeeinträchtigungen erhöht und Vorurteile gegenüber dem selbstständigen Wohnen von älteren Personen mit Sehbeeinträchtigungen scheinen abgebaut worden zu sein», heisst es in der Mitteilung. Das KSiA kommt deshalb zum Schluss:

«Das Thema ist wichtig und muss lebendig bleiben.»

Das Pilotprojekt ist nun abgeschlossen, es soll in ein Hauptprojekt übergehen. Dieses soll breiter und über längere Zeit angelegt sein, damit die nachhaltige Wirkung untersucht werden könne. Die Hemmung, darüber zu sprechen, könne so weiter sinken und Fehlbeurteilungen – etwa Demenz statt Sinnesbehinderung – können minimiert werden.

Neue Trägerschaft wird gesucht

Der Verein für Menschen mit Sehbehinderung im Alter, der das Kompetenzzentrum betrieben hat, will die Verantwortung für das geplante Hauptprojekt «Wie bitte?» nun an eine neue Trägerschaft abgeben. Wie es in der Mitteilung heisst, ist diese Nachfolge aber noch offen. Es werde nach wie vor nach einer Trägerschaft gesucht.

Das KSiA habe derweil seinen Betrieb per Ende Juni eingestellt – «weil dessen Angebote und Projekte zur Verankerung der sehbehinderungsspezifischen Pflege und Betreuung in der Langzeitversorgung wegen der Coronapandemie und ihren Begleitumständen langfristig massiv erschwert» seien.

Weitere Informationen: www.ksia.ch

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