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Luzern

Laut, gross, alles Männer – die Ebikoner Rotsee-Husaren werden Sechzig

Die Rotsee-Husaren zählen mittlerweile 78 Aktivmitglieder, kamen schon viel in der Welt herum – und dennoch schlägt ihr Herz vor allem für ein Dorf: Ebikon natürlich.
Als Tellbuebe unterwegs: Die Rotsee-Husaren am Luzerner Fasnachtsumzug 1982. ((Bild: PD))
((Bild: Philipp Schmidli, Luzern 30. Januar 2016))
((Bild: PD))
((Bild: Philipp Schmidli, Luzern 4. März 2020))

Roman Hodel

Roman Hodel

Roman Hodel

Roman Hodel

Wenn die Rotsee-Husaren auf ihren Platzkonzerten loslegen, dann fegen sie mal schnell alles weg. Im übertragenen Sinn versteht sich. «Ja, wir sind laut und haben Power», sagt Michi Fritsche (32), Sousaphonist und seit 2015 Präsident der Guuggenmusig. Kein Wunder: 78 Aktivmitglieder im Alter zwischen 18 und 66 Jahren zählen die Rotsee-Husaren. «Als ich vor 15 Jahren angefangen habe, waren wir etwa 60.» Die Grösse habe sich so ergeben. «Wir nehmen wenig neue Leute auf, aber es sind eben auch wenig ausgetreten.» Im Schnitt bleibt ein Mitglied der Musig 13 Jahre treu.

Nachwuchssorgen jedenfalls kennt man nicht. Das liegt einerseits daran, dass viele Mitglieder quasi das Husaren-Gen in sich tragen. Im Fall von Fritsche spielte bereits sein Grossvater bei den Husaren und amtete später als Tambi und Präsident. Andererseits läuft vieles über Vitamin B. «Von meinen zehn besten Kollegen sind neun bei den Husaren», sagt Fritsche und räumt gleich noch mit dem Mythos auf, wonach nur Musikanten eintreten dürfen:

«Es gab schon Neue, die bei der ersten Probe den Koffer mit der Posaune auspackten und fragten, ob jemand das Instrument zusammensetzen könne»

...sagt er mit einem Schmunzeln. Wichtiger sei, dass jemand menschlich zu den Husaren passe. Und ja, männlich sollte man sein. «Wir haben nichts gegen das andere Geschlecht», stellt Fritsche klar und schmunzelt schon wieder. «Aber eine Männermusig hat durchaus ihre Vorteile – wir können etwa Beziehungsgeschichten aus dem Weg gehen.»

Gegründet wurde die Musig vor 60 Jahren entsprechend von Männern, 17 an der Zahl. Hier ein Schnappschuss von der ersten (Kinder-)Fasnacht in Ebikon im Jahr 1960, als die Husaren als «Halbstarke» unterwegs waren:

Als erster Präsident und Tambourmajor amtete Alfred Portmann. Von Beginn weg schrieben sie sich die Förderung der Fasnacht im Dorf auf die Fahne. Anlässe wie etwa der Kindermaskenball oder das Gratis-Risotto-Essen finden bis heute statt. «Das Mitgestalten der Dorffasnacht ist uns wichtig und in den Statuten vermerkt», sagt Fritsche und fügt an:

«80 Prozent der Mitglieder wohnen hier oder haben einen Bezug zu Ebikon.»

Was nicht heisst, dass man das Dorf nicht gelegentlich verlässt – im Gegenteil. So sind die Husaren natürlich fester Bestandteil der Luzerner Fasnacht. Und immer mal wieder zieht es sie in die weite Welt hinaus: Paris, Kitzbühel oder St. Moritz zum Beispiel. Das klingt nach grossem Auftritt. Und den haben die Husaren durchaus, allein ihrer Grösse wegen. Dazu passt ihr imposanter Wagen, den sie auf den Umzügen mitführen. Er ist bis zu 13 Meter lang und vier Meter hoch. Für dessen Gestaltung wendet eine 16-köpfige Wagenbaugruppe jedes Jahr gegen 800 Stunden auf. Hier ein Teil des Wagens «100 Johr Zirkus Knie» an der Fasnacht vor einem Jahr:

Auch für das Anfertigen der mittlerweile 92 Grende besteht eine spezielle, mehrköpfige Bastelgruppe. Nur das Nähen der Kostüme geschieht extern, bei einer Firma im Bernischen. Das Jubiläums-Sujet ist selbstverständlich noch geheim. Nur soviel: Auf dem Wagen wird der altehrwürdige Ebikoner Löwen nachgebaut.

Der Gasthof, von dem heute nur noch die Bar gastronomisch genutzt wird, hat für die Husaren eine besondere Bedeutung: Hier feierte die Musig früher unter anderem ihre legendäre Leue-Bööggete. Und deshalb kann das Jubiläumsfest am 5. September 2020 nur an einem Ort stattfinden: Im Löwen. Doch zuerst kommt die Jubiläums-Fasnacht. Drei neue Stücke haben sie wieder einstudiert. Darunter ein Schlager-Medley von Drews/Petry und wie immer ein Stück, das zum Sujet passt und nur am Umzug gespielt wird. Drei sind dafür weggefallen. Keine Angst, unantastbar sind Evergreens wie «Akropolis adieu»...

...oder «Ein treuer Husar» von Louis Armstrong, den sie sogar seit dem Gründungsjahr 1960 spielen. Stücke, die laut Fritsche oft gewünscht und in gewohnter Husaren-Manier zum Besten gegeben werden, sprich mit Power. «Wir sind ganz klar eine Musig, die Stimmung macht», sagt der Präsident. Eine eben, die alles vom Platz fegt.

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