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Obwalden

Langjähriger Klärmeister der ARA Melchtal verabschiedet

Fast vier Jahrzehnte waren Sepp Spichtig und seine Gattin Brigitta tagtäglich für die Kläranlage Melchtal im Einsatz. Ende Jahr ist Schluss. Die ARA wird stillgelegt.
Sepp und Brigitta Spichtig (mit Enkel Ueli) werden für ihre 39 Jahre andauernde Tätigkeit als Klärmeister der ARA Melchtal geehrt. (Bild: Primus Camenzind (Melchtal, 22. November 2021))

Primus Camenzind

Am Montag, 22. November, nutzte die Gemeinde Kerns im Rahmen der Inbetriebnahme einer neuen ARA-Anschlussleitung von Melchtal nach St. Niklausen die Gelegenheit, das Klärmeister-Ehepaar Spichtig gebührend zu verabschieden. In Anwesenheit von Politikern, der Bauleitung und Planer sowie von beteiligten Unternehmen, fand Gemeinderat Elmar Stocker vom Departement Tiefbau & Umwelt sinnige Worte, um dem nimmermüden Sepp Spichtig und seiner Stellvertreterin und Gattin Brigitta für ihren Einsatz zu danken. «Diese Arbeit blieb in der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, gerade weil sie so gut und verlässlich erledigt wurde. Dafür verdienen beide den Dank der Kernserinnen und Kernser», betonte Stocker.

Landwirt im Hauptberuf

Die ARA Melchtal wurde 1971 in Betrieb genommen. Elf Jahre später übernahm Sepp Spichtig im Alter von 20 Jahren die Aufgabe als Klärwärter in Teilzeit. Das restliche Tagwerk leistete er nämlich als Landwirt auf seinem benachbarten Hof Leh. In der Kläranlage mussten tagtäglich die Systeme geprüft und bestimmte Arbeiten wie etwa die Laboranalysen des Wassers sowie die Protokolle mit den anfallenden Wassermengen, deren Art und Qualität und die entnommenen Schmutzstoffe erstellt werden. «Vieles, was in modernen Anlagen computergesteuert und automatisch erfolgt, musste ich bis auf den heutigen Tag quasi von Hand machen», gibt Sepp Spichtig zu bedenken. Seine handwerklichen Fähigkeiten konnte er ausserdem für Unterhaltsarbeiten an den Maschinen bestens entfalten. Von 1991 bis 1993 liess sich der inzwischen knapp 60-Jährige erfolgreich zum Klärwerkfachmann mit eidgenössischem Fachausweis ausbilden. Sein Wissen war für den mehrfachen Umbau und die Erweiterung der ARA Melchtal von Nutzen.

Einmal gemeinsam in die Ferien?

Seit Jahren arbeitet Sepp Spichtig in Vollzeit als Zimmermann. Um für die ARA Melchtal eine Einsatzbereitschaft «rund um die Uhr» sicherzustellen, kann er seit jeher auf die Unterstützung von Brigitta zählen. «Sie ist meine Stellvertreterin», lässt er im Gespräch mit dieser Zeitung verlauten. Mehr als das! Seine Ehefrau (die gebürtige Ostschweizerin möchte ganz einfach «Brigit» genannt werden) arbeitet in Teilzeit beim Sportcamp Melchtal. Die Zukunft beschert den beiden ab Neujahr mehr Freizeit. Vielleicht geht es zum ersten Mal überhaupt ab in die gemeinsamen Ferien? «Das muss nicht unbedingt sein», gibt uns Sepp zu verstehen. «Wir leben in einer Gegend, wo andere Leute Urlaub machen», argumentiert er. Biken, Bergwandern, Skitouren, auf die Jagd gehen, Alphornblasen: «Wir sind hier im Paradies!» Brigit kommt immerhin auf das Stichwort «gemeinsame Ferien» zurück. «Die sind nicht ausgeschlossen, dann nämlich, wenn wir pensioniert sind. Ich habe da schon meine Pläne.»

Zum «Paradies» zählt bis auf weiteres auch die gemütliche und wenige Schritte entfernte Jagdhütte, in die sich schlussendlich alle Anwesenden zum Apéro zurückziehen.

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