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Nidwalden

Landwirte kämpfen gegen Hirse und tauschen ihre Erfahrungen aus

Landwirte, Beratungskräfte und Forschende gaben in Buochs Einblick in ihre Beobachtungen zu Hirsen, die den Ertrag in der Landwirtschaft vermindern.
Aufmerksame Teilnehmer sind beeindruckt von den Informationen über die Hirseplage.  (Bild: Ruedi Wechsler (Buochs, 25. August 2021))
Der Tessiner Referent Giovanni D'Adda ist erstaunt, wie wenig Hirse es hier in der Region gibt. (Bild: Ruedi Wechsler (Buochs, 25. August 2021))

Ruedi Wechsler

Ruedi Wechsler

Wem sind nicht schon die braunen Gräser auf den sattgrünen Wiesen aufgefallen? Es ist die Borsten- und Bluthirse. Sie vermindert nicht nur den Ertrag, sondern gefährdet auch das Tierwohl. Vor allem während der trockenen und heissen Sommermonate werden sie zur Plage.

Am vergangenen Mittwoch trafen sich auf dem Flugplatz Buochs rund 120 Landwirte. Auf dem Postenrundgang wurde zum Beispiel über den Futterbau, Hirse und ihre Verbreitungspfade, Wiesenpflege, den Einfluss der Wiesennutzung oder die Futterkonservierung und Tiergesundheit praxisnah informiert. Simon Ineichen von der Hochschule Agrarwissenschaften Zollikofen sagt zur Ausbreitung der Borstenhirse: «Wärme und Trockenheit steigert die Konkurrenzfähigkeit der Pflanze. Die gestaffelte Samenbildung beginnt ab Juli und kann schlimmstenfalls bis in den Oktober andauern und sich auch auf dem Hof ausbreiten.»

Höherer Grasschnitt wirkt sich positiv aus

Mit der Silage – die Gärung dauert sechs bis sieben Wochen – sei die Keimfähigkeit komplett reduziert. Das Futter dürfe beim Silieren nicht zu stark anwelken. «Die Borstenhirse ist qualitätsmindernd und zudem ziehen sich die Tiere in Mund und Rachen Verletzungen zu», so Simon Ineichen. Peter Wyrsch vom Amt Landwirtschaft Nidwalden zeigt den Besuchern am Mähwerk, wie die Schnitthöhe von 6 bis 8 Zentimetern optimiert werden kann und erklärt: «Unser vierjähriges Projekt hat aufgezeigt, dass mit einem höheren Grasschnitt der Boden weniger austrocknet, vermehrt beschattet wird und ein schnelleres Anwachsen der Pflanzen fördert.» Zudem werde der Boden widerstandsfähiger.

Teilnehmer Bruno Barmettler aus Ennetbürgen gefällt der heutige Erfahrungsaustausch besonders und er ist beeindruckt von den Erfahrungswerten des Forschungsprojekts. Dem Leiter Amt für Landwirtschaft Nidwalden, Andreas Egli, geht es vor allem darum, mit Fachleuten aus der ganzen Schweiz zusammen mit den Bauern die Reduzierung der Hirse voranzubringen und erläutert: «Wie können wir das ‹Unkraut› stabilisieren oder reduzieren? Helfen werden Übersaaten, also die Anpflanzung neuer Gräser wie Rotklee sowie robustere Gräser, oder ein höherer Schnitt.»

Landwirtschaft steht vor grossen Herausforderungen

Das Phänomen sei bereits 30 Jahre bekannt, aber die Hirse sei nicht auszurotten. «Auch die Biodiversität sei vermehrt in den Talebenen zu fördern und da gebe es noch Luft nach oben», so Egli. Der Nidwaldner Bauernverbandspräsident Josef Odermatt (Loh Sepp) aus Ennetbürgen, spricht von einer grossen Herausforderung für die Landwirtschaft: «Die Klimaerwärmung ist Tatsache und die Zukunft wird problematischer. Es hat Auswirkungen auf die ganze Topografie und das Unkraut breitet sich immer schneller aus.» Vom heutigen Anlass nimmt er die Erkenntnis der Über- und Einsaaten neuer Gräser sowie die veränderte Schnitthöhe mit nach Hause.

Sepp Barmettler vom Ennerberg erhält die Bestätigung, dass man den Pflanzenbestand im Griff haben muss, damit die Hirse in Schach gehalten werden könne. Er werde nun die Bewirtschaftung auf seinem Hof etwas umstellen und die hitzebeständigen, robusten Pflanzen fördern. «Den ersten Schnitt werde ich etwas früher und den zweiten etwas später nehmen», so Barmettler. Referent Giovanni D’Adda aus dem Tessin spricht von einem traditionellen Problem im Tessin und stellt fest: «In der Deutschschweiz ist die Hirseplage relativ neu und ich bin überrascht, wie wenig Hirse es hier im Vergleich zum Tessin gibt.»

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