notifications
Nidwalden

Landei, Ehefrau und Diva in Hochform

Premiere in Stans. Drei Frauen, eine Talkshow und ein Pianist versetzten ihr Publikum in Hochstimmung.
Das Gesangs- und Comedytrio Swinglisch (von links) mit Raya Sarontino, Christine Bitzer und Debbie Frank – begleitet vom Pianisten Beat Wurmet. (Bild: Primus Camenzind (Chäslager Stans, 2. September 2022))
Swinglisch beweist komödiantisches Flair. (Bild: Primus Camenzind / Nidwaldner Zeitung)
Bo Katzman sitzt im Publikum. (Bild: cam)

Primus Camenzind

Primus Camenzind

Primus Camenzind

«Witzig, originell, mitreisend» lautet die offizielle Affiche für das Comedy- und Gesangstrio Swinglisch und seine aktuelle Produktion «Ruth interviewt». Kein halbherziges Versprechen, denn was am vergangenen Freitagabend binnen zwei Stunden über die Bühne des ausverkauften Chäslagers fegte, war nicht nur Tempo, sondern ebenso Professionalität und wohltuende Kurzweil.

Debbie Frank (Ennetbürgen), Raya Sarontino (Kriens) und Christine Bitzer (Wien) sind allesamt in Gesang, Schauspiel, Musical, teilweise auch in Tanz und weiteren darstellenden Kunstformen ausgebildet. Vor allem in der Präzision und Harmonie ihres mehrstimmigen Gesangs kommt dieses handwerkliche Rüstzeug permanent zur Geltung. Allerdings ohne jeglichen Anstrich von elitärer Kunst. «Ruth interviewt» ist geprägt von unerwarteten Zwischenfällen, schrägen Begebenheiten und viel Situationskomik – gepaart mit bekannten und hinreisenden Songs. Diese werden mit der Unterstützung des blendenden Jazzpianisten Beat Wurmet dreistimmig in Schweizerdeutsch und im Stile berühmter US-Vokal-Ensembles zum Besten gegeben.

Mit komödiantischem Flair

Der Umstand, dass die drei Akteurinnen die Themen «Liebe, Leben, Frau» in unterschiedlichster Manier bedienen, erfordert für einmal vor allem komödiantisches Flair. Debbie Frank gibt das «Landei» auf der Suche nach einem Mann; Raya Sarontino die «männerverzehrende» Diva, welche das Showbusiness auf der Besetzungscouch erobern will, während Christine Bitzer dem Idealbild einer Ehefrau und Mutter nacheifert. Das Trio trifft sich in einem TV-Studio und soll von der Starmoderatorin «Ruth» in einer Talkshow interviewt werden. Weil diese jedoch noch nicht anwesend ist, nützen die Damen die Wartezeit, um sich vorzustellen und mit zunehmender Dauer einander Sinn und Zweck ihres Daseins beliebt zu machen.

Im Gespräch oder mit Songs, welche von Patricia Samaniego, einem Gründungsmitglied von Swinglisch, witzig getextet sind, entwickelt sich eine humorvolle Streitkultur. Logisch, dass dabei die «biederen» Lebensbilder von Debbie und Christine beim «Möchtegernshowgirl» Raya vorerst nichts als Spott ernten. Sie bezeichnet die Familienfrau aus Wien unter anderem als «frigide Ziege». Diese wiederum tröstet Debbie mit der Empfehlung: «Du brauchst doch gar keinen Mann.» Erstaunlich, wie sich die drei Damen in den rund 20 Songs regelmässig vereinen, aber gleichzeitig auch sofort wieder auseinanderdividieren. Swinglisch bedient sich dabei Melodien, welche durch Marilyn Monroe, James Bond, Abba und andere Grössen berühmt wurden. Auch die swingenden «Golden Twenties» aus den USA oder Schweizer Liedgut werden musikalisch adaptiert. Dies in einer durchwegs passenden Art.

Begeisterte Fachleute

Zwei kompetente Stimmen aus dem Publikum äussern sich in der Pause zum Geschehen auf der Bühne. Der schweizweit bekannte Sänger, Musiker und Chorleiter Bo Katzman reiste aus dem Baselbiet an. «Raya, mit der ich zusammen schon im KKL auf der Bühne stand, lud mich nach Stans ein. Grandios, wie dieses Quartett mit Ideenreichtum diese ganzen Welthits in seinem aktuellen Programm verarbeitet», sagte Katzman. Aus Obwalden war der erfolgreiche Theatermacher Beppi Baggenstos im Chäslager. «Ich bin sehr überrascht, höre wunderschöne Musik und interessante Stimmen. Hohe Schule! Und irgendwie finde ich für meine eigenen Pläne hinter allem eine Idee», die er aber selber nicht im Detail verraten konnte und wollte.

Inzwischen stellt sich heraus, dass Ruth nicht kommen und deshalb die Talkshow ins Wasser fallen würde. Immerhin kamen sich inzwischen auch die drei Frauen menschlich näher. Das Glamourgirl Raya gestand sogar, dass sie Mutter ist und eine feste Beziehung sucht. In solcher Harmonie wechselt Swinglisch schliesslich das TV-Studio, machten nebenan in der Castingshow «Giga Talent» mit und kamen mit einem finalen Pop-Medley endgültig im Showhimmel an. Bleibt zu hoffen, dass diese tolle Produktion nach der Premiere in Stans den Weg zu zahlreichen Bühnen der Schweiz findet.