Eigentlich wird bei uns fast alles gegessen: Pouletbeine werden bis auf den Knochen abgenagt, Rüebli kommen schon mal mit Schale auf den Tisch und beim Salatrüsten sind wir nicht pingelig. Nur eine Sünde wird in unserem Haushalt regelmässig begangen, und zwar die des Brot-Räuftelns.
Es gibt Familienmitglieder, vor allem jüngeren Jahrgangs, die ihr Zmorgebrötli konsequent ohne Rinde essen. Ein Umstand, der dazu führt, dass Paniermehl in rauen Mengen anfällt. Bei mehr als einem halben Kilo getrockneten Brösmeli ist aber auch für mich eine Grenze erreicht. Das Brot muss anderweitig verquantet werden.
Was tut der digitale Mensch? Genau, er macht einen Aufruf in seiner lokalen Facebook-Gruppe. Ich tat’s. Und trat damit den ersten Shitstorm meines Lebens los.
Als erstes antwortete ein netter junger Mann auf meinen Aufruf: Ich solle das Brot doch den Schwänen verfüttern. Worauf sich blitzartig eine Frau meldete: Ob’s eigentlich noch gehe, heute wüssten doch auch die hinterletzten, dass Brot für Wasservögel schlecht sei.
Der junge Mann entschuldigte sich, das habe er nicht gewusst. Worauf sich eine weitere Dame meldete, und in Grossbuchstaben ins Netz schrie, dass sie NIE Brot an Wasservögel verfüttere und JEDE auch noch so kleine Portion zu viel sei, drei Ausrufezeichen.
Dann wurde es ruhig. Jetzt bringe ich das Brot einem Bauernhof. Diesen Tipp gab eine andere Person auf Facebook. Ohne Ausrufezeichen.
Hinweis: An dieser Stelle äussern sich Gastkolumnisten und Redaktoren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.