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Luzern

Landauf, landab Krise – welche Krise?

Kein Sport treiben in der Gruppe, mit dem Auto statt dem ÖV zur Arbeit und das Bier Zuhause statt im Restaurant trinken - ist das wirklich eine Krise?
Roger Rüegger, Reporter (Bild: Dominik Wunderli)

Roger Rüegger

Wie sehr man sich doch ein­reden kann, dass sich das Leben zum Unguten wende, wenn man nicht Sport in einer Gruppe ausüben darf, mit dem Auto zur Arbeit fahren muss oder wenn einem der Zugang zum Bier in seiner Lieblingsbeiz verwehrt ist. Sind das wirklich Gründe für eine Krisenstimmung?

Ich finde nicht. Mich kratzt es kaum, die Baustelle auf der Knutwilerhöhe nicht jeden Tag passieren zu müssen. Auch dass ich vorübergehend nach flotten Trainings keine Blessuren an Armen und Beinen abkühlen muss, ist mir egal. Und die Sache mit dem Drink im Restaurant konnte ich gleich zu Beginn des diktierten «Bleib daheim» kompensieren. Der Discount in meiner Nähe hatte grad eine tolle Aktion einer mexikanischen Biersorte. Die war so gut, dass ich kühn deren zwei Kartons ins Einkaufswägeli stellte. Ich tätigte den Wocheneinkauf allein.

Nun hatte ich einen guten Grund, zu Hause zu bleiben. Ich verstaute fast sämtliche Flaschen der beiden Gebinde mit grossem Geschick im Kühlschrank. Als ich die Tür schloss, war ich von meiner Einräum­aktion begeistert und gar überzeugt, dass noch nie jemand einen Kühlschrank dieser Kategorie so optimal mit Bierflaschen ausgestattet hat.

Beinahe hätte ich es nicht übers Herz gebracht, mein Werk zu zerstören und eine Flasche zu entwenden. Aber welchen Sinn macht gekühltes Bier, wenn man es bloss liegen lässt? Eben!

Als mein Mädchen später einen Salat ins randvolle Kühlfach legen wollte, blickte sie mit eisigem Blick und ohne etwas zu sagen in meine Richtung. Nun erlebte auch ich die Corona­krise.

Hinweis: Am Freitag äussern sich jeweils Gastkolumnisten und Redaktoren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.

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