Carmen Epp
Wer am Dienstagmorgen die Website der Gemeinde Schattdorf aufrief, traute seinen Augen kaum: Um auf die Schliessung der Verwaltung während Mariä Himmelfahrt aufmerksam zu machen, wurde ein Bild des Schriftzugs «Arbeit macht frei» publiziert.
Historischer Kontext war dem Mitarbeiter nicht bekannt
Diese Phrase wurde bekanntlich als Toraufschrift an den nationalsozialistischen Konzentrationslagern verwendet - das Bild auf der Webseite von Schattdorf zeigt den Eingang zum KZ Dachau. Ein Wissen, das der für die Wartung der Gemeindewebsite zuständige Mitarbeitende offenbar nicht hatte, wie Daniel Münch, Geschäftsführer der Gemeinde, auf Anfrage festhält. Sobald er davon Kenntnis erhielt, wurde das Bild von der Website entfernt. Diese ist seither nicht mehr erreichbar.
Münch erklärt, wie es zum Fauxpas kommen konnte: Der besagte Mitarbeitende habe auf einer Datenbank nach einem Symbolbild zur Bebilderung des Feiertags gesucht und das Bild nach dem reinen Wortspiel beurteilt. Münch sagt:
«Mangels politischer Bildung war ihm der brutal belastete, historische Kontext nicht bekannt, sodass er das Bild völlig naiv, blauäugig und unbedarft verwendet hat.»
Das sei also völlig unbewusst geschehen, ohne antisemitischen oder rassistischen Hintergedanken, wie der Geschäftsführer betont. «Es handelt sich um einen schlimmen, unentschuldbaren Fehler, der auf Unkenntnis basiert. Ich als Geschäftsführer erwarte dafür kein Verständnis, sondern kann nur darum bitten, dass man mir mit gleicher Ernsthaftigkeit zuhört, wie man dieses Bild ernsthaft wahrgenommen hat.»
Als Gesamtverantwortlicher könne er sich nur entschuldigen im Namen aller Mitarbeitenden der Gemeinde bei der Bevölkerung von Schattdorf, bei allen Schweizerinnen und Schweizern sowie insbesondere bei allen, die die Gräueltaten der Nationalsozialisten am eigenen Leib und in der eigenen Familie erfahren haben. «Da ich selber von deutscher Herkunft bin, weiss ich um die unglaubliche Tragweite dieses dunklen Kapitels und der eindeutigen Bedeutung dieses Satzes», hält Münch fest. «Von daher war es für mich doppelt schlimm und peinlich, so etwas auf der Website unserer Gemeinde zu sehen.»
Münch bittet um Entschuldigung, dass der Mangel an politischer Bildung innerhalb der Verwaltung zu diesem Fehler geführt hat. Und er ziehe Lehren daraus: «Ich werde innerhalb der Verwaltung über dieses dunkle Kapitel der Weltgeschichte aufklären und künftig die Kontrolle der Bilder auf der Website wieder selber übernehmen. Denn dieses Beispiel zeigt eindrücklich die in diesem Fall negative, nachhaltige Kraft von Bild und Wort.»