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Luzern

Italiener-Treffpunkt an der Baselstrasse wird wiederbelebt

Das Lokal der Colonia Libera Italiana in Luzern war in einem schlechten Zustand. In viel Freiwilligenarbeit und mit viel Herzblut wurde es jetzt wieder betriebsfähig gemacht.
Von links: Ippazio Calabrese, Francesco Sestito, Vincenzo Rania, Leonardo Calabrese, Giuseppe Rania, Davide Ventrone, Rocco Rania bei den letzten Umbauarbeiten in der Colonia Libera Italiana in Luzern. (Bild: Eveline Beerkircher (Luzern, 11. April 2022))

Hugo Bischof

Die Casa d’Italia an der Obergrundstrasse 92 in Luzern gibt es nicht mehr, heute ist dort eine Privatschule eingemietet. Ippazio Calabrese hatte sich mit einer Gruppe anderer italienischer Immigranten vergebens dagegen gewehrt, dass der italienische Staat die Liegenschaft verkaufte. Jetzt sind Calabrese und seine Mitstreiter daran, den anderen historischen Treffpunkt der Italiener-Gemeinschaft in Luzern wiederzubeleben, die Colonia Libera Italiana an der Baselstrasse 21. Auch diese stand kurz vor der Schliessung.

Die «Colonia» befindet sich im Erdgeschoss des alten Sentispitals, das der Stadt Luzern gehört und in dem seit 1983 auch der Sentitreff, das multikulturelle Zentrum des Quartiers Baselstrasse/Bernstrasse (BaBeL), einquartiert ist. Die «Colonia» selber ist schon viel länger hier, seit 1944, als sie im Geist des Antifaschismus entstand.

Während Corona geschlossen

Bis zum Tod des legendären Vereinspräsidenten Giuseppe Muzzi sei das Leben der «Colonia» sehr aktiv gewesen, erzählt Calabrese. «In den letzten Jahren sind die Aktivitäten aber etwas eingeschlafen, zusätzlich kam Corona, sodass eine Zeit lang gar nichts mehr lief.» Zuletzt stand eine definitive Schliessung im Raum.

Seit einigen Wochen wird das rund 40 Quadratmeter grosse Lokal der «Colonia» eingerichtet. Die Elektronik wird neu verlegt, die Wände werden frisch gestrichen, eine neue Küche und eine Bartheke eingebaut. «Das Lokal war ziemlich heruntergekommen und brauchte dringend eine Renovation», sagt Calabrese. Mitglieder der Italiener-Gemeinschaft in Luzern führen die Arbeiten ehrenamtlich aus. Er sagt: «Es ist unglaublich, mit wie viel Herzblut und Können sie am Werk sind.»

Stellvertretend für viele andere nennt Calabrese den Gipser und Plattenleger Francesco Sestito: «Er war Tag und Nacht hier, um vor allem die Wände wieder in Ordnung zu bringen.» Ein Stück der alten Wand des Sentispitals wurde bewusst offengelegt, als spezielle Dekoration. Dank dem Entgegenkommen eines italienischen Unternehmens konnten zusätzliche Kosten gespart werden. Calabrese: «Die Stadt übernahm am Schluss verdankenswerterweise einen Restbetrag im mittleren fünfstelligen Frankenbereich für die Renovation.» Ein Dankeschön gehe auch an alle Freiwilligen und an den Vorstand.

Info-Treffpunkt und Kulturlokal

Die Colonia Libera Italiana soll ab sofort wieder als Treffpunkt für alle dienen, die an italienischer Kultur interessiert sind. In erster Linie ist sie ein Infopoint für italienische Emigranten, die neu in der Schweiz ankommen und sich hier zurechtfinden müssen. Calabrese sagt: «Wir bieten Hilfe, wenn es um Fragen wie etwa Schweizer Gesundheitssystem, Steuererklärungen, Anerkennung von Diplomen, Übersetzungen geht.»

Die alte Generation der Emigranten gehe dabei aber nicht vergessen, «denn diese braucht auch Unterstützung», betont Calabrese, der auch Vertreter des COM.IT.ES (italienische Institution im Ausland) mit Hauptsitz in Zürich ist, das sich für die Interessen der italienischstämmigen Bevölkerung einsetzt,.

In Zusammenarbeit mit dem Sentitreff, italienischen Vereinen und Institutionen werden aber auch kulturelle, kulinarische und musikalische Veranstaltungen durchgeführt. Am 23. April findet der erste kulturelle Event statt: «Le associazioni italiane in Svizzera» mit Zeitzeugen und einer Podiumsdiskussion. «Die Colonia soll ein nettes kleines italienisches Fenster in Luzern sein, das von Freiwilligen betrieben wird, die Freude daran haben, es am Leben zu erhalten und die Geschichte weiterzuführen», sagt Calabrese.

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