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Uri

Kurt Dahinden: «Der Zeitaufwand für dieses Stück betrug über 1000 Stunden»

Der 85-jährige Kurt Dahinden hat das Bühnenbild und Requisiten für die Operette «Der fidele Bauer» entworfen.
Kurt Dahinden präsentiert sein Werk «Die Weisheit», welches eine saftige Überraschung in sich birgt. (Bild: Georg Epp, Altdorf, 6. August 2019)

Mit viel Zeitaufwand gestaltete Kurt Dahinden die Bühnenbilder der Operette «Der fidele Bauer», welche ab dem 7. September im Theater Uri aufgeführt wird. Mit seinem Erfindergeist schuf er auch die Skulptur «Weisheit», das Geschenk der Stadt Berlin an ihren grossen Sohn und Hirnforscher «Stefan von der Oberplangg».

Sie haben praktisch im Alleingang das Bühnenbild und die gesamte Grafik für die Operette «Der fidele Bauer» realisiert. Wie kamen Sie zu diesem «Metier»? Kurt Dahinden: Es ist nicht mein Metier, sondern mein Hobby. Erst nach der Pensionierung habe ich meinen ersten Computer angeschafft und mich im Selbststudium in die Bildbearbeitung hineingekniet. Seither sind viele, auf die Empfänger zugeschnittene, Glückwunsch- und Neujahrskarten entstanden, immer mit dem Ziel, ein Lächeln zu ernten. Für den «Schwarzen Hecht» und «My fair Lady» habe ich später das Plakat entworfen und beim «Aschenbrödel» hat es mir den Ärmel ganz «innägnu». Da meine Bildprojektionen guten Anklang fanden, bin ich jetzt halt wieder dabei.Und das im respektablen Alter von 85 Jahren.Ja, die Kraft hat schon merklich nachgelassen, aber das muss ja nicht auch für die Fantasie und den Humor gelten. Jetzt habe ich Zeit, viel Zeit, die ich im grossen Konzert des Lebens als wunderbare «Zugabe» geniesse. In vielen Konzerten ist das ja das beste Stück.Wie lauteten die Vorgaben für das Bühnenbild?Das war so schön: Man hat meinem Erfindergeist die totale Freiheit gelassen und darauf gebaut, dass dabei ja dann schon «eppis rächts» herauskommt. Von Franziska Dahinden erhielt ich ein Grobkonzept, und da ich mich früh an die Arbeit machte, konnte ich auch zum Ablauf ein paar Ideen beisteuern. Klar war, dass wir wieder mit Bildprojektion arbeiten, was den Vorteil hat, dass ich ohne Verzögerung mit vielen Bildern und Animationen auf drei Projektionsflächen das Geschehen untermalen kann.Zusätzlich haben Sie aber auch noch wichtige Requisiten beigesteuert.Ein weiteres Hobby von mir ist der Bau von «nytnutzigä Maschinäli», die alle eine kleine Geschichte erzählen und Fröhlichkeit verbreiten sollen. Auf dieser Basis habe ich noch zwei Figuren gebastelt. «Ds klever Myggäli» und «die Weisheit» spielen nun mit.Fällt Ihnen denn dies alles so leicht?Ich verfüge über weit weniger Möglichkeiten und Ressourcen als die Profis, habe aber den markanten Vorteil, dass ich Aufwand und Ertrag nicht mehr einander gegenüberstellen muss – welch ein Genuss! Der Zeitaufwand für dieses Stück betrug vermutlich weit über 1000 Stunden und (fast) alle davon bedeuteten für mich Bereicherung und Segen.Verraten Sie uns noch, was wir in der Vorstellung zu sehen bekommen? Anstelle von zwei Bauernhäusern als statische Kulisse zeigt der erste Akt eine virtuelle Urner-Alp, die aus über hundert Fotoelementen zusammengesetzt ist aus Aufnahmen, die ich im Laufe der Zeit auf Wanderungen in Uri gemacht habe. Das Panorama startet mit dem Sonnenaufgang auf Oberplangg und zeigt weitere kleine Gags, die ich mir dazu einfallen liess. Der zweite Akt spielt am 1. August in Altdorf, wofür ich mit der erforderlichen Geduld Aufnahmen vom Rathausplatz und der Tellsgasse machen musste, ohne Fussgänger und Verkehr. Auch da sind einige hübsche Attraktionen eingebaut, wozu selbstverständlich auch meine Karussellkreation zu Heinerles, beziehungsweise Heirelis grossem Auftritt gehört. Für die extravagante Berliner-24-Zimmer-Villa im dritten Akt musste ich auf Bilder von Agenturen zurückgreifen, wobei ich aus Tausenden von Fotos die besten herausgepickt und nach meinem Gusto verändert habe. Das Publikum ist hier nicht nur Gast, sondern wird sogar ins Geschehen mit einbezogen. Richtig lebendig wird aber alles erst mit der hinreissenden Musik und dem grossen Spiel auf der Bühne.

Interview: Georg Epp

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