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Uri

Kurse in Altdorf halten Senioren mobil

Der Mobilitätskurs «mobil sein & bleiben» soll älteren Menschen helfen, im Alltag mit dem öffentlichen Verkehr zurechtzukommen.
Der Kurs zeigt, dass nicht mehr selber Auto fahren zu können, nicht das Ende der Mobilität ist. (Bild: PD)

(pd/RIN) Hans ist 72 Jahre alt und merkt, dass ihm das Autofahren zunehmend Mühe bereitet. Zug fährt er zwar gerne, trotzdem macht ihm die Vorstellung Angst, den Führerschein abzugeben. Zugbillette kaufte er, wenn nötig, am Schalter. Jetzt ist der Schalter am Bahnhof seines Wohnorts geschlossen. Einen Billettautomaten hat Hans noch nie bedient. Hans ist fiktiv. Aber seine Sorgen stehen stellvertretend für die Sorgen seiner Generation.

«Glücklicherweise haben die meisten Autofahrerinnen und -fahrer genug Selbstverantwortungsgefühl und geben den Führerschein freiwillig ab, wenn ihre Fahrfähigkeit abnimmt», schreibt die Urner Sektion des Verkehrs-Clubs Schweiz (VCS) in einer Mitteilung. Und hier komme Hans wieder ins Spiel: Billettautomaten, komplizierte Tarifsysteme der Verkehrsverbunde oder kurze Umsteigezeiten werden beim Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr oft zum Hindernis. Hilfe bieten hier Mobilitätskurse an.

Tipps zum Billettautomaten werden abgegeben

Der VCS Uri beteiligt sich mit Pro Senectute, dem Büro Rundum mobil und weiteren Partnern an den Kursen «Mobil sein & bleiben». Sie bringen der Generation 60plus das Thema Mobilität im Alltag näher – mit all seinen neuen Tücken. Im Kanton Uri finden seit 2016 regelmässig solche Kurse statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind vor allem Pensionierte. In erster Linie sind es Autofahrer, die ihren Führerschein in naher Zukunft abgeben wollen. Die Kurse dauern einen halben Tag, im Zentrum steht die praktische Schulung an den Billettautomaten. Weiterhin lernen die Senioren das nationale und lokale ÖV-Angebot kennen und erhalten praktische Tipps vom Gepäcktransport bis hin zu Sparmöglichkeiten beim Billettkauf. Dieses Spektrum deckt sich mit den Bedürfnissen, da insbesondere unübersichtliche Tarif- und Zonensysteme bei Verkehrsverbunden vielen Mühe bereiten.

Ein weiterer Aspekt, der thematisiert wird, ist die Verkehrssicherheit. Dabei geht es um die spezifischen Herausforderungen im Alter – wie längere Reaktionszeiten, aber auch um neue Strassenverkehrsregeln. Diese Schulung erfolgt durch die Polizei. Laut den Organisatoren ist das ein Angebot, das durchaus Sinn ergibt, denn ältere Menschen seien am häufigsten zu Fuss unterwegs – über 90 Prozent von ihnen täglich.

Frühere Kurse stiessen auf grosses Interesse

Die Reaktionen der Teilnehmer auf die früheren Mobilitätskurse waren durchwegs als positiv. Das bestätigen die Rückmeldungen. «Ich bin zur Überzeugung gekommen, dass ich den Billettautomaten bedienen kann. Er beisst nicht», merkt ein Senior mit einer Prise Humor an. Ein anderer ist überzeugt: «Wenn ich das Autofahren aufgebe, werde ich ein GA kaufen, solange ich mobil sein kann.»

Diese Rückmeldungen freuen die Kursleiter. Sie plädieren übrigens, um auf das eingangs erwähnte Dilemma zurückzukommen, für Zweigleisigkeit: Das Auto nehmen für den wöchentlichen Besuch der Tochter, die abgelegen wohnt, um Fahrpraxis zu haben. Und gleichzeitig unbedingt frühzeitig regelmässig Bus oder Zug fahren, um hierfür die nötige Routine zu bekommen.

Ein Taxi ist oft günstiger

«Den Führerschein abzugeben, bedeutet keineswegs das Ende der Mobilität» erläutert Harriet Kluge, Geschäftsleiterin des VCS Uri dezidiert. «Wer sich vor Augen führt, wie hoch die Kosten für ein eigenes Auto sind, wird merken, dass sich das Umsteigen auch finanziell lohnen kann», ist sie überzeugt. Die Kosten für ein eigenes Auto würden nämlich meist unterschätzt werden. Selbst wer sich hin und wieder für kürzere Strecken ein Taxi gönnt, sei oft günstiger unterwegs.

Wenn ein Arztbesuch ansteht, kann zudem der Fahrdienst des Roten Kreuzes in Anspruch genommen werden. Im Einsatz stehen freiwillige Fahrer – zu bezahlen ist eine Entschädigung, um die Spesen der Freiwilligen zu decken.

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